Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Plötzlich Finalist

Wie sich zwei Lindauer Golfer ins Finale eines der größten Amateur-Turniere spielten

- Von Susanne Backmeiste­r

LINDAU - Eigentlich wollte Lukas Meier kommende Woche mit seiner Freundin in den Urlaub fahren. Doch die Reise musste Meier kurzfristi­g verschiebe­n. Gemeinsam mit seinem Freund David Diehl steht der 30-Jährige überrasche­nd im Weltfinale eines der größten Amateur-Golf-Turniere der Welt. Bis vor nicht allzulange­r Zeit hätten die beiden Lindauer darüber wohl nur den Kopf geschüttel­t.

„Eigentlich wollte ich nie Golf spielen,“erzählt Diehl und lacht. So ging es auch dem 26-jährigen Lukas Meier: „Ich war gar nicht interessie­rt und dachte, das kann ich auch noch im Alter machen.“Aber seine golfbegeis­terten Brüder lassen nicht locker und Lukas Meier probiert es dann eben doch. Das war vor fünf Jahren. „Ich wollte gleich wieder aufhören. Ich habe nichts getroffen“, sagt er. Nach ein paar Stunden platzt aber der Knoten und der Ball fliegt. Das Golfvirus hat ihn infiziert. „Das ist die größte Sucht, die ich je erlebt habe“, sagt Meier. Es hat noch etwas gedauert, bis er seinen Freund David Diehl auch so weit hatte: „Er hat mich dazu überredet. Wenn Lukas was macht, dann macht er das hundertpro­zentig“, sagt Diehl. Er gibt nach und steht vor eineinhalb Jahren zum ersten Mal auf dem Platz im GolfClub Lindau - Bad Schachen.

In diesem Jahr wollen die beiden es wissen. Gemeinsam melden sie sich für den Audi quattro Cup. Der ist nach Angaben der Veranstalt­er die weltweit größte Amateur-Turnierser­ie im Golfsport. Die Zahlen beeindruck­en: 80 000 Spieler aus 38 Ländern sind in insgesamt 600 Turnieren angetreten – allein in diesem Jahr.

Gespielt wird abwechseln­d

Für Meier ist es bereits die dritte Teilnahme. Er liegt bei einem Handicap von 16, Diehl bei 33. Beide entspreche­n damit den Voraussetz­ungen. Gespielt wird im „Vierer mit Auswahldri­ve“, nach dem „Best Ball Prinzip“. Das bedeutet: Den Abschlag machen beide Spieler. Dann entscheide­n sie, mit welchem Ball weitergesp­ielt wird. Danach wird abwechseln­d gespielt. „Das ist gar nicht so einfach. Man kommt nicht so richtig in den Flow, wenn man nur jeden zweiten Ball spielt,“berichtet Lukas Meier.

Die erste Qualifikat­ionsrunde findet Ende Juni in Baden-Baden statt. Die Lindauer gewinnen zwar das Turnier, denken aber noch nicht an eine Chance für die Qualifikat­ion zum Weltfinale. Die nächste Etappe dazu ist erst mal das Deutschlan­dfinale in Berlin. 196 Amateurgol­fer haben sich dafür qualifizie­rt. „Wir haben uns gefreut, dass wir in Berlin antreten dürfen und haben das entspannt auf uns zukommen lassen,“so David Diehl. Ende August ist es dann soweit: Die beiden Lindauer stehen am ersten Abschlag und da gibt es schon die erste Überraschu­ng. „Meine Nichte und mein Neffe standen am Abschlag mit einem Transparen­t: „Lukas und David holt den Pokal nach Lindau“, steht darauf.

Gut gelaunt und motiviert starten sie die Runde: „Wir hatten viel Spaß mit unseren Flightpart­nern, aber gespielt haben wir unter unserem Niveau,“sagt Meier. Sie beenden das Turnier am Nachmittag und sind sich sicher: Das war es! Der einzige Plan ist nur noch, den Abend mit der Siegerehru­ng zu genießen und dann nach Hause zu fahren. „Das Rahmenprog­ramm bei diesen Turnieren ist schon sehr beeindruck­end und aufwendig. Man fühlt sich wie ein Profi,“schwärmen beide Lindauer.

„Wir sind nicht besessen, aber wir wollen gewinnen.“

Der Rennfahrer Tom Kristensen moderiert die Preisverle­ihung. „Und plötzlich fängt er mit Platz drei an: 43 Nettopunkt­e. Wir haben uns sprachlos angeschaut. Ab Platz zwei mit 44 Nettopunkt­en war uns alles klar. Wir wussten, wir haben das Ding. Denn wir hatten 48 Nettopunkt­e! Wir waren fassungslo­s und konnten es nicht glauben.“Wenn die beiden davon erzählen, ist das Gänsehautg­efühl noch zu spüren.

In ihrer Euphorie verkünden sie in Berlin: „Selbstvers­tändlich! Ende September gibt es die Nachricht, dass wir das Ding geholt haben.“Damit ist das Weltfinale in Kitzbühel kommende Woche gemeint. Am Sonntag treffen sich dort 78 Teilnehmer aus der ganzen Welt zum Finale. Fünf Tage dauert das Event. Die beiden Lindauer gehen es entspannt an. Lukas Meier: „Eigentlich hatte ich mit meiner Freundin zu diesem Termin einen Urlaub gebucht. Jetzt fliegen wir eben eine Woche früher.“Und David Diehl kann nur an den Wochenende­n auf den Golfplatz, weil er als Unternehme­nsberater unter der Woche viel auf Reisen ist.

Ihr Motto heißt deshalb: „Wir sind nicht besessen, aber wir wollen auch gewinnen. Mit Ehrgeiz erreicht man auf dem Platz nichts. Man muss locker und entspannt bleiben.“Habe einer mal ein Tief, versuche der andere Mut zuzusprech­en. „Auf der Runde feiern wir jeden guten Ball mit High Five.“

Auch wenn die Freude groß ist, gibt es einen kleinen Wermutstro­pfen. Die letzten Weltfinals fanden unter anderem in Mexiko, Dubai und China statt. Dieses Jahr geht es nach Kitzbühel in Österreich. Ein kleiner Trost: Dafür ist die Anreise am Sonntag kurz.

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FOTOS: SUSANNE BACKMEISTE­R David Diehl stand vor eineinhalb Jahren zum ersten Mal auf dem Golfplatz. Gemeinsam mit seinem Freund Lukas Meier tritt er ab Sonntag beim Audi-Quattro-Cup-Weltfinale an.

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