Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Von Anke Stelling bis Volker Demuth
Das hat das Literaturprogramm im Kiesel in Friedrichshafen im Herbst zu bieten
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Das Kulturbüro hat in Friedrichshafen eine lange Tradition der Autorenlesungen begründet und führt sie in diesem Herbst weiter mit literarischen Neuerscheinungen international beachteter Autorinnen und Autoren und mit literarisch-musikalischen Programmen. Den Anfang der Lesereihe macht am Montag, 23. September, Anke Stelling mit „Schäfchen im Trockenen“, die im Frühjahr mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden ist.
Stelling erzählt darin von einer Frau Mitte 40, Mutter von vier Kindern, deren Wohnung gekündigt worden ist, heißt es in der Vorschau des Kulturbüros. Ihre Freunde machen demnach gemeinsam ein Baugruppenprojekt, bei dem sie nicht mithalten kann und an den Rand gedrängt wird.
Eine rätselhafte Geschichte
Am Dienstag, 7. Oktober, folgt Norbert Gstrein, der seinen jüngsten Roman „Als ich jung war“im Kiesel im k42 vorstellt. Darin hilft Franz als Heranwachsender im Restaurant der Eltern aus und fotografiert bei den zahlreichen Hochzeitsfeiern die Paare. Mit Anfang 20 verschlägt es ihn nach Jackson, Wyoming, wo er als Skilehrer arbeitet. Zunehmend entwickelt sich der Rückblick auf die Jugendzeit zur rätselhaften Kriminalgeschichte und zum grandios psychologischen Roman.
Oliver Steller ist Sänger, Gitarrist, Rezitator und „die Stimme deutscher Lyrik“, wie die FAZ schrieb. Am 14. Oktober interpretiert er Rainer Maria Rilkes poetische Texte und untermalt sie musikalisch mit seinem Trio.
Der Schriftsteller und Weltreisende Raoul Schrott hat soeben seinen schwelgerisch detailvollen Abenteuerroman „Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier, der erstmals die Erde umrundete und dann ein zweites und drittes Mal“veröffentlicht. Er handelt von Magellans Weltumseglung vor 500 Jahren. Im Mittelpunkt steht ein unbekannter Seemann, Juan Aleman beziehungsweise Hannes aus Aachen, der auf dieser Reise Meutereien, Schiffbrüche, Menschenfresserei erlebt und als einer der wenigen Überlebenden zurückkehrt. Raoul Schrott liest am 21. Oktober.
Eva Schmidt aus Bregenz steht mit ihrem neuen Roman „Die talentierte Lügnerin“auf der Auswahlliste für den diesjährigen Deutschen Buchpreis. Am 4. November liest sie aus dem Roman, der von der jungen Schauspielerin Maren erzählt, die nach Jahren an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt und deren Familienbild ins Wanken gerät. Denn ihr Stiefvater führt ein Doppelleben.
Nach mehreren Arno-SchmidtAbenden in den vergangenen Jahren stellt das Kulturbüro Friedrichshafen in diesem Herbst in Zusammenarbeit mit der Arno-Schmidt-Stiftung den Briefwechsel zwischen Hans Wollschläger, dem legendären Übersetzer von James Joyces „Ulysses“, und dem „Solipsist in der Heide“, Arno Schmidt, vor. Dies sei eine Spezialität, die durch die sprachliche Virtuosität und Einblicke in das Arbeitsjournal überzeuge, heißt es vonseiten des Kulturbüros. Es lesen am 13. November die Herausgeber Giesbert Damaschke, Bernd Rauschenbach und Joachim Kersten.
Peter Prange, der „König des historischen Romans“, führt die Leser am 22. November in das Wolfsburger Land und erzählt in „Eine Familie in Deutschland“von der Gründung des Volkswagen-Werks in der NS-Zeit und von Liebe, Mut und Verzweiflung in Zeiten der Diktatur.
Joseph Roths Jahrhundertroman „Hiob“, über die untergehende Welt des Ostjudentums, wird von dem Schauspieler Samuel Finzi zusammen mit dem Klezmer-Duo „Gebrüder Glücklich“präsentiert. Der Akzent des Ostens ist das Markenzeichen von Samuel Finzi, der am Deutschen Theater Berlin spielt und dem breiten Publikum durch den Kinofilm „Kokowääh“bekannt wurde. Diese Veranstaltung findet am 4. Dezember im Bahnhof Fischbach statt.
Zum Abschluss des Literaturherbstes liest Volker Demuth aus „Niederungen und Erhebungen“am 9. Dezember wiederum im Kiesel. Ein Bauernhof, eine Kleinstadt, ein Haus am Fluss, eingebettet in das durch Eiszeitgletscher geformte Geländeprofil Süddeutschlands. Sie bilden den Raum für diese Erzählung, in der sich Autobiografisches und die deutsche Geschichte spiegeln.
Karten gibt es im Vorverkauf im Graf-Zeppelin-Haus Freidrichshafen, Telefon 07541 / 288444, oder per E-Mail an kartenservice.gzh@ friedrichshafen.de