Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Jahrelanges Warten hat ein Ende
Dorfentwicklung Seibranz beginnt noch in diesem Herbst – Bürger dürfen mitreden
SEIBRANZ - Jetzt ●geht’s ans Planen und Mitmachen: Das Dorfentwicklungskonzept Seibranz ist vom Gemeinderat Bad Wurzach offiziell auf den Weg gebracht worden.
In seiner jüngsten Sitzung am Montagabend wurde einstimmig beschlossen, das Büro Planstatt Senner aus Überlingen mit der Planung zu beauftragen. Dieses Büro hat bereits die Dorfentwicklung in Unterschwarzach betreut. 30 000 Euro in diesem und 50 000 Euro im nächsten Jahr sind als Finanzierung bereitgestellt. „Wir warten seit Jahren darauf, dass hier bei uns etwas gemacht wird, wurden bislang aber immer wieder vertröstet“, sagt Ortsvorsteherin Petra Greiner und freut sich, dass das heiß ersehnte Projekt nun angegangen wird.
Wesentliches Element der Planungsphase ist das Einbeziehen der Menschen vor Ort. In sogenannten Bürgerwerkstätten und Ortsspaziergängen sollen sie ihre Vorstellungen einbringen. Auch der Ortschaftsrat wird eng eingebunden.
Am Freitag vor der Sitzung führte Greiner den Gemeinderat durch Seibranz, um ihm die Dringlichkeit eines Gesamtkonzepts vor Augen zu führen. Ausgangspunkt ist dabei das Schulgebäude. 1965 als Grund- und Hauptschule gebaut, ist es mittlerweile als reine Grundschule viel zu groß für die drei dort noch unterrichteten Klassen (1/2, 3 und 4). „Der Keller steht komplett leer, im Obergeschoss werden nur noch einige Räume ab und zu genutzt“, schildert Petra Greiner die Situation.
Gleichzeitig gibt es in Seibranz aber Vereine, die keinen oder nicht genug Platz finden. Greiner nennt da zuvorderst die Musikkapelle. 60 Musiker zwängen sich in den kleinen Proberaum im Rathaus „Der Dirigent muss direkt an der Wand unter einem Regal stehen“, erzählt die Ortsvorsteherin. Neben der Schule wird ein Hauptaugenmerk bei der Dorfentwicklung auf die benachbarte Turn- und Festhalle gelegt werden müssen. Die Toiletten befinden sich seit längerem in einem erbarmungswürdigen Zustand, andere Bereiche wie die Umkleide stehen nur unwesentlich besser da.
Und dann gibt es in dem Gebäude auch das Lehrschwimmbecken. 2012 wurde es geschlossen, weil die Technik defekt ist und sich die Stadt ein zweites Hallenbad mit all seinen Unterhaltskosten und jährlichen Defiziten neben Bad Wurzach nicht leisten konnte und wollte. Dafür hat Greiner Verständnis, auch wenn sie wie viele Seibranzer ihrem Bad ein wenig hinterhertrauert. „Dort haben viele von uns das Schwimmen gelernt.“Was aus dem Becken oder dem Raum wird, ist eine spannende Frage der Dorfentwicklung.
Diese werde völlig ergebnisneutral beginnen, betont Greiner. „Ich weiß nicht, wie’s kommen wird, auch wenn ich ein paar Vermutungen habe. Aber vielleicht hat ja jemand eine tolle Idee, an die jetzt noch keiner denkt.“Überzeugt ist die Seibranzer Ortsvorsteherin, dass mit der Planstatt Senner ein sehr guter Partner gefunden wurde. „In Unterschwarzach ist mit deren Begleitung etwas ganz Tolles entstanden“, blickt Petra Greiner auf das dort entwickelte Kommunikationszentrum an einem Ort, der den Verhältnissen in Seibranz sehr ähnlich ist. Auch die Unterschwarzacher Grund- und Hauptschule mit benachbarter Turn- und Festhalle wurde zur reinen Grundschule und damit zu groß für den Schulbetrieb. Mittlerweile sind dort Vereine und die Ortsverwaltung zusätzlich untergebracht.
Die Unterschwarzacher Ortsvorsteherin Silvia Schmid ist des Lobes voll über die Zusammenarbeit mit dem Überlinger Büro. „Ich würde mich für Seibranz riesig freuen, wenn es auch dort tätig werden würden“, sagte Schmid im Gemeinderat. „Meine Bürger sind glücklich, dass es so gut gelungen ist, und daran hat die Planstatt Senner einen großen Anteil.“
Der Bürgerbeteiligungsprozess soll noch in diesem Herbst beginnen. Im Juli kommenden Jahres sollen die Ergebnisse der Planung vorliegen, um noch 2020 für die Umsetzung Fördermittel beantragen zu können. Für das Gesamtprojekt sind außerdem bereits Zuschüsse über das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum beantragt.