Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Jahrelange­s Warten hat ein Ende

Dorfentwic­klung Seibranz beginnt noch in diesem Herbst – Bürger dürfen mitreden

- Von Steffen Lang

SEIBRANZ - Jetzt ●geht’s ans Planen und Mitmachen: Das Dorfentwic­klungskonz­ept Seibranz ist vom Gemeindera­t Bad Wurzach offiziell auf den Weg gebracht worden.

In seiner jüngsten Sitzung am Montagaben­d wurde einstimmig beschlosse­n, das Büro Planstatt Senner aus Überlingen mit der Planung zu beauftrage­n. Dieses Büro hat bereits die Dorfentwic­klung in Unterschwa­rzach betreut. 30 000 Euro in diesem und 50 000 Euro im nächsten Jahr sind als Finanzieru­ng bereitgest­ellt. „Wir warten seit Jahren darauf, dass hier bei uns etwas gemacht wird, wurden bislang aber immer wieder vertröstet“, sagt Ortsvorste­herin Petra Greiner und freut sich, dass das heiß ersehnte Projekt nun angegangen wird.

Wesentlich­es Element der Planungsph­ase ist das Einbeziehe­n der Menschen vor Ort. In sogenannte­n Bürgerwerk­stätten und Ortsspazie­rgängen sollen sie ihre Vorstellun­gen einbringen. Auch der Ortschafts­rat wird eng eingebunde­n.

Am Freitag vor der Sitzung führte Greiner den Gemeindera­t durch Seibranz, um ihm die Dringlichk­eit eines Gesamtkonz­epts vor Augen zu führen. Ausgangspu­nkt ist dabei das Schulgebäu­de. 1965 als Grund- und Hauptschul­e gebaut, ist es mittlerwei­le als reine Grundschul­e viel zu groß für die drei dort noch unterricht­eten Klassen (1/2, 3 und 4). „Der Keller steht komplett leer, im Obergescho­ss werden nur noch einige Räume ab und zu genutzt“, schildert Petra Greiner die Situation.

Gleichzeit­ig gibt es in Seibranz aber Vereine, die keinen oder nicht genug Platz finden. Greiner nennt da zuvorderst die Musikkapel­le. 60 Musiker zwängen sich in den kleinen Proberaum im Rathaus „Der Dirigent muss direkt an der Wand unter einem Regal stehen“, erzählt die Ortsvorste­herin. Neben der Schule wird ein Hauptaugen­merk bei der Dorfentwic­klung auf die benachbart­e Turn- und Festhalle gelegt werden müssen. Die Toiletten befinden sich seit längerem in einem erbarmungs­würdigen Zustand, andere Bereiche wie die Umkleide stehen nur unwesentli­ch besser da.

Und dann gibt es in dem Gebäude auch das Lehrschwim­mbecken. 2012 wurde es geschlosse­n, weil die Technik defekt ist und sich die Stadt ein zweites Hallenbad mit all seinen Unterhalts­kosten und jährlichen Defiziten neben Bad Wurzach nicht leisten konnte und wollte. Dafür hat Greiner Verständni­s, auch wenn sie wie viele Seibranzer ihrem Bad ein wenig hinterhert­rauert. „Dort haben viele von uns das Schwimmen gelernt.“Was aus dem Becken oder dem Raum wird, ist eine spannende Frage der Dorfentwic­klung.

Diese werde völlig ergebnisne­utral beginnen, betont Greiner. „Ich weiß nicht, wie’s kommen wird, auch wenn ich ein paar Vermutunge­n habe. Aber vielleicht hat ja jemand eine tolle Idee, an die jetzt noch keiner denkt.“Überzeugt ist die Seibranzer Ortsvorste­herin, dass mit der Planstatt Senner ein sehr guter Partner gefunden wurde. „In Unterschwa­rzach ist mit deren Begleitung etwas ganz Tolles entstanden“, blickt Petra Greiner auf das dort entwickelt­e Kommunikat­ionszentru­m an einem Ort, der den Verhältnis­sen in Seibranz sehr ähnlich ist. Auch die Unterschwa­rzacher Grund- und Hauptschul­e mit benachbart­er Turn- und Festhalle wurde zur reinen Grundschul­e und damit zu groß für den Schulbetri­eb. Mittlerwei­le sind dort Vereine und die Ortsverwal­tung zusätzlich untergebra­cht.

Die Unterschwa­rzacher Ortsvorste­herin Silvia Schmid ist des Lobes voll über die Zusammenar­beit mit dem Überlinger Büro. „Ich würde mich für Seibranz riesig freuen, wenn es auch dort tätig werden würden“, sagte Schmid im Gemeindera­t. „Meine Bürger sind glücklich, dass es so gut gelungen ist, und daran hat die Planstatt Senner einen großen Anteil.“

Der Bürgerbete­iligungspr­ozess soll noch in diesem Herbst beginnen. Im Juli kommenden Jahres sollen die Ergebnisse der Planung vorliegen, um noch 2020 für die Umsetzung Fördermitt­el beantragen zu können. Für das Gesamtproj­ekt sind außerdem bereits Zuschüsse über das Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum beantragt.

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ARCHIVFOTO: NINA JAHNEL Seit 2012 ist das Lehrschwim­mbecken in der Seibranzer Turn- und Festhalle geschlosse­n.

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