Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Vielen Dank für diese Aktion“
Lauter Beginn, leiser Abschluss der Fridays-for-Future-Kundgebung in Isny
ISNY - Zwischen 200 und 300 meist junge Menschen haben sich am Freitag in Isny an der Demonstration Fridays for Future beteiligt.
Die 15-jährige Realschülerin Marlene Bühler hatte im Vorfeld gemeinsam mit weiteren Jugendlichen dafür gesorgt, dass die Demonstration in Isny reibungslos ablaufen kann. „Wir sind heute da, weil es für angemeldete Demonstrationen gewisse amtliche Auflagen gibt. Heute wird es keine Straßenblockaden geben, aber wir müssen für die Verkehrssicherung sorgen.“, erklärte Ulrich Adler, Leiter des Isnyer Polizeipostens, die Anwesenheit der Polizei im Vorfeld.
Marlene Bühler machte beim Auftakt vor versammelter Menge deutlich, worum es ihr geht: „Wenn wir gleich loslaufen, dann schmeißt bitte keinen Müll irgendwohin. Außerdem ist mir wichtig: keine Gewalt! Verteilt ganz viel Liebe, okay!?“. Für diese Aussage erntete sie – wie noch häufiger im Laufe des Protests – lauten Applaus. Musikalisch wurde die Jugendliche, die trotz deutlich hörbarer Erkältung immer wieder ihre Stimme erhob, von Steffen Braig und Elias Magenreuter unterstützt. Durch deren Live-Musik lockerte sich die Atmosphäre vor dem Rathaus spürbar auf, was den Anwesenden sichtlich Spaß machte.
Bevor die Menge der geschätzt 200 bis 300 Anwesenden sich in Bewegung setzte, war auch der Isnyer Bürgermeister Rainer Magenreuter eingeladen, einige Worte loszuwerden. Er lobte die junge Organisatorin und deren Team für ihre Arbeit und bedankte sich für das große Engagement. „Wir müssen aber nicht nur demonstrieren, sondern vor allem handeln“, machte er deutlich. „Ich weiß ja auch, dass es Menschen gibt, die sagen, den Klimawandel gäbe es gar nicht. Dazu habe ich kürzlich etwas sehr Treffendes gelesen: Selbst, wenn es den Klimawandel nicht gäbe, ist es kein Fehler, die Erde zu schützen. Vielen Dank also für diese Aktion.“. Auch hierfür gab es laute Zustimmung und Applaus.
Marlene Bühler und ihre Helfer baten kurz darauf Stefan Herzog zum Mikrofon. Der „Foodsaver“(deutsch: Lebensmittel-Retter) setzt sich dafür ein, Lebensmittel nicht unachtsam wegzuwerfen, sondern auch aus angeblichen Abfallprodukten etwas zu machen. „Man kann beispielsweise das Grün der Radieschen in einen Smoothie mischen – das ist sehr gesund und sorgt dafür, dass wir unsere Lebensmittel wieder vollständig verwerten“, erklärte er. „Wir wollen weg vom Marktwert der Lebensmittel, hin zum Nährwert!“. Dass laut Herzog 60 Prozent der Lebensmittel in Deutschland im Müll landen, sei ein unhaltbarer Zustand. „Wir freuen uns, wenn wir, die Foodsaver, Zuwachs bekommen und wir gemeinsam dafür sorgen können, dass Essen nicht mehr weggeworfen wird.“
Als letzte Redner vor dem Zug durch Isny wandten sich auch Pfarrer Stefan Ziegler und Diakon Jochen Rimmele an die Anwesenden. Beide erinnerten daran, dass es Menschen auf der Erde gibt, die den Klimawandel bereits deutlich zu spüren bekommen und denen es nicht so gut geht wie uns in Mitteleuropa. „Wir essen mit jedem Schnitzel ein Stück Regenwald“, fasste Ziegler die globalen Zusammenhänge kurz und knapp zusammen. „Und trotzdem ist eins ganz wichtig: Es darf nicht darum gehen, Feindbilder aufzubauen! Wenn ein Veganer sagt, dass er froh ist, dass für seine Ernährung kein Tier sterben muss, hören andere womöglich den Vorwurf, dass das auf ihren Speiseplan nicht zutrifft. Wir sollten uns nicht gegenseitig Vorwürfe machen, sondern jeder darf schauen, was er in seinem Leben für den Klimaschutz tun kann.“
Jochen Rimmele, der den Fridaysfor-Future-Aktivisten das Gemeindehaus St. Michael zur Vorbereitung der Demo zur Verfügung gestellt hatte, gab den jungen Leuten zum Schluss mit: „Lasst euch nicht einschüchtern.“
Daraufhin zog der Pulk der Demonstranten durch die Wassertorstraße, begleitet von lauter Musik. Weiter ging es zum Kurpark und anschließend zur Unteren Mühle, an der Karl Kimmerle eine Rede hielt. „Ich danke euch, dass ich heute hier reden darf. Schließlich gehöre ich der Generation an, die mitunter dafür verantwortlich ist, dass wir heute da stehen, wo wir stehen“, wandte er sich an Marlene Bühler und ihre Mitstreiter.
„Wenn ich mir die Ideen des Klimakabinetts so anschaue, kann ich nur den Kopf schütteln. Nichts, was entscheidende Impulse geben würde, wird angefasst“, machte der Isnyer Firmeninhaber seinem Unmut Luft. Auch habe er den Eindruck, dass Konzern- und Machtinteressen über dem Wohl der Gemeinschaft stünden. Für seine Worte erntete Kimmerle laute Zustimmung.
Den Abschluss der Demonstration bildete ein „Die-in“(„gemeinsames Sterben“). Vor der Rainsporthalle legten sich alle auf den Boden und schwiegen. Währenddessen spielte Steffen Braig auf seiner Gitarre „Nothing else matters“von Metallica und sorgte damit bei der Demonstration für einen runden Abschluss.