Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Spürnasen im Netz
Die Kriminalität im Internet steigt, die Angriffe werden komplexer. Nicht nur im privaten Umfeld, auch in Unternehmen oder Behörden treiben Hacker und Betrüger zunehmend ihr Unwesen. Malware im Netz, Datenklau, Produktspionage und Erpressung – die Cyber-Kriminalität kennt keine Grenzen und wird immer professioneller. Den Tätern im Netz auf die Spur zu kommen und die Ermittlungsergebnisse vor Gericht zu verteidigen, das ist die Aufgabe von Digitalen Forensikern. Die methodischen und juristischen Kompetenzen eignen sie sich idealerweise über ein Studium an. Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen bietet seit neun Jahren den berufsbegleitenden Online-Fernstudiengang „Digitale Forensik“, der mit dem Master of Science abschließt.
Jürgen Straub hat sich als einer der ersten dafür eingeschrieben. 2011 hat der Wirtschaftsinformatiker mit dem Fernstudium begonnen und neben seinem Fulltime-Job in der IT-Abteilung eines Unternehmens rund 30 Stunden pro Woche dafür gebüffelt. Ohne Disziplin geht das nicht: „Das ist ein ordentlicher Workload, man muss viel leisten. Ich habe das in Kauf genommen, denn das Studium ist sehr spannend und abwechslungsreich“, sagt der IT-Forensiker rückblickend. Als IT-Leiter bei der Firma RAFI GmbH & Co. KG in Ravensburg profitiert er täglich von den drei großen Wissensblöcken, mit denen sich die Studierenden der Digitalen Forensik beschäftigen: Recht, forensische Methoden und Maßnahmen sowie der IT-Technik. Praegla. Bei dem Fernstudiengang kooperiert die Hochschule Albstadt-Sigmaringen mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die vor allem Themen der perspektivischen Forensik einbringt und mit der Universität des Saarlandes, die die juristischen Module abdeckt. Voraussetzung für die Zulassung ist ein abgeschlossenes Erststudium, idealerweise im IT-Bereich und mindestens zwölf Monate Berufserfahrung in der IT, im IT-Umfeld oder in der IT-Ermittlung.
Mehr als die Hälfte der Studierenden sind Informatiker, die anderen kommen überwiegend aus dem öffentlichen Dienst – von der Steuerfahndung der Finanzämter, vom Zoll oder der Polizei, wo sie bereits im Bereich der Ermittlung von Cyber-Crime tätig sind und die Notwendigkeit sehen, sich fundierte wissenschaftliche Methoden der Strafverfolgung im Netz anzueignen. Schließlich verbindet das Studium Informatik, juristische und technisch-analytische Kompetenzen.
„Einige der Polizisten, die mit mir studiert haben, sind mittlerweile in die Wirtschaft gewechselt“, erzählt Jürgen Straub. Kein Wunder, denn die Wirtschaftskriminalität steigt, der Bedarf an IT-Forensikern ist hoch. „Unternehmen fragen direkt bei uns in der Hochschule AlbstadtSigmaringen nach ausgebildeten Experten“, berichtet Professor Dr. Martin Rieger, Leiter und Mitbegründer des Studiengangs. sollte es zu einem sogenannten Malware-Angriff kommen, muss er schnellstmöglich entdeckt und eingedämmt werden, damit die Produktionsfähigkeit wieder hergestellt wird. Dabei kommen forensische Methoden zum Einsatz. Sie sind, wie Professor Rieger erläutert, immer dieselben und lange Zeit anpassbar, auch wenn sich Programme ändern.
Durch die Professionalisierung digitaler Angriffe in den vergangenen Jahren wurden auch die Inhalte des Studiums weiterentwickelt. Dafür sorgt ein Fachbeirat aus den kooperierenden Hochschulen und ehemaligen Teilnehmern sowie Expertisen aus Polizei, Gerichten und Unternehmen. Von Anfang an bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg.
Die Studierenden kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, Österreich und der Schweiz. Rund 80 Prozent des Lehrstoffs bewältigen