Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Beraterin und Trauerbegleiterin
Ortrun Kresse führt ein Tierbestattungsunternehmen in Ziegelbach
ZIEGELBACH - Wohin mit dem geliebten Haustier, wenn es gestorben ist? Ein relativ neues Angebot dafür gibt es in Ziegelbach-Greut.
Aus eigener Erfahrung wisse sie, wie es ist, geliebte Haustiere zu verlieren, erzählt Ortrun Kresse, die selbst Hunde, Katzen, Kleinpapageien und Fische hält. „Viele sind emotional überfordert und ratlos.“Das Tier im Garten vergraben oder gar in die Tierkörperbeseitigungsanstalt geben, können oder wollen viele nicht. Mit ihrer Tierbestattung Regenbogen will sie diesen Menschen helfen. Ein solches Angebot gibt es ihres Wissens sehr selten. Die nächsten Tierbestattungen befinden sich in Erolzheim und Markdorf.
Seit Januar 2018 bietet Ortrun Kresse in Ziegelbach-Greut ihren Service, rund um die Uhr erreichbar, an. Die Nachfrage werde immer größer, berichtet sie. Zwei Möglichkeiten bietet sie den Tierbesitzern an: eine Erdbestattung auf einem Tierfriedhof oder die Feuerbestattung.
„Die allermeisten meiner Kunden entscheiden sich für eine Feuerbestattung“, sagt Ortrun Kresse. Danach nehmen die Tierfreunde die Asche in Tierurnen mit nach Hause, wo sie als bleibende Erinnerung einen Platz im Haus erhalten. Diese Urnen sind speziell gestaltet. Kresse bestellt sie für ihre Kunden bei Firmen oder bei Künstlern der Region. „Es gibt schlichte und farbige, Urnen in
Herz- oder Kugelform, Urnen aus Marmor, Holz oder Keramik, mit Steinen und mit Schmuck verziert ... Die Auswahl ist nahezu unbegrenzt“, erzählt Ortrun Kresse.
Die Auswahl der Urne ist aber erst der zweite Schritt ihrer Arbeit. „Wichtig ist zunächst einmal, den Tierbesitzer zu betreuen. Bei manchen ist es ja so, als ob der Partner stirbt.“Und dieses Gefühl kenne kein Alter, hat sie in den vergangenen zwei Jahren erfahren. „Es kommen junge Leute, die mit dem Tier aufgewachsen sind, ebenso wie ältere, für die das Tier der letzte verbliebene Bezugspunkt gewesen ist. Und es kommen Männer ebenso wie Frauen.“Ebenso unterschiedlich sei die Verfassung ihrer Kunden. Von gefasst bis tränenüberströmt habe sie schon alle Facetten erlebt. Viel Fingerspitzengefühl sei gefragt.
Ortrun Kresse versteht sich dabei als Trauerbegleiterin. „Ich kenne danach oft die Familiengeschichte meiner Kunden und habe häufig auch noch hinterher Kontakt zu ihnen.“Wenn es gewünscht wird, hilft sie auch über Tierschutzvereine beim Vermitteln eines neuen Tiers.
Ihr Traum ist es, dass die Tierbesitzer sie bereits vor dem Tod ihres Lieblings kontaktieren. „Wenn das Tier älter ist, sollte man sich bereits über die Möglichkeiten im Falle des Todes informieren. Damit man weiß, es ist jemand da, der sich kümmert und der einen auch selbst auffängt in seiner Trauer. So vorbereitet, ist dann oft der Schmerz nicht so groß.“
Das tote Tier kann der Kunde selbst in die Tierbestattung nach Greut bringen, oder Ortrun Kresse holt es beim Tierarzt oder zu Hause ab. Im „Regenbogen“befindet sich ein Kühlraum, in dem der Körper aufbewahrt wird. Einmal in der Woche gibt es einen Transport in das Tierkrematorium nach München. Das Tier erhält dabei eine Nummer, um Verwechslungen auszuschließen.
Wer nicht die Möglichkeit nutzt, die Asche seines Tieres vom Krematorium in einem Gemeinschaftsgrab bestatten zu lassen, erhält die Asche über Ortrun Kresse in der ausgesuchten Tierurne zurück.
Wer sich für eine Erdbestattung entscheidet, für den besorgt Ortrun
Kresse einen Platz auf dem Tierfriedhof und organisiert das Abschiednehmen am Grab.
In der Regel bis zu 1000 Euro ist den Tierfreunden der Service von Ortrun Kresse wert. Die Kosten können je nach Urne noch höher sein. „Es gibt einige Menschen, die nicht auf den Preis schauen, und andere, die es müssen“, weiß Ortrun Kresse. Auch auf diesem Gebiet sei viel Einfühlsamkeit von ihrer Seite nötig. Ihr höchstes Ziel sei stets, zufriedene Kunden zu haben, „die mich dann auch weiterempfehlen“, betont sie.
Vor allem Besitzer von Hunden, Katzen und Kaninchen seien bislang ihre Kunden, berichtet Ortrun Kresse. Aber auch Vögel, Schlangen und andere Exoten seien bereits zu ihr gebracht worden. Sogar Pferde könnten auf diese Weise bestattet werden, berichtet sie, den Fall habe sie bislang aber noch nicht gehabt.
Die 54-jährige Tierbestatterin war vor ihrer Selbstständigkeit 30 Jahre lang als Controllerin in Biberach beschäftigt. „Ich wollte dann einfach wieder mehr mit Menschen zu tun haben“, erzählt sie über die Beweggründe ihres Berufswechsels. Ihre Liebe zu Tieren und ihr Wissen um den Schmerz und die eigene Ratlosigkeit beim Verlust eines ihrer Lieblinge ließen sie auf die Idee der Tierbestattung kommen. Ein Schritt, den sie ebenso wenig bereut wie ihren Umzug 1992 aus der Weimarer Region nach Bad Wurzach. „Hier war ich vom ersten Tag an zu Hause.“