Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Coole Spinnerei“mit Thomas Müller
OFFENBACH (SID) - DFB-Direktor Oliver Bierhoff könnte eine Nominierung von Thomas Müller für die Olympischen Sommerspiele in Tokio durchaus nachvollziehen. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern, Weltmeister von 2014, habe sich schließlich „nicht nur in Deutschland einen Namen“gemacht, „sondern weltweit. Da ist dann sofort Aufmerksamkeit da“, sagte Bierhoff beim Neujahrsempfang der DFL.
Zudem nannte Bierhoff weitere Faktoren, die für eine Berufung des 30 Jahre alten Offensiv-Allrounders sprechen könnten. „Es macht unter verschiedenen Aspekten Sinn, ältere Spieler mitzunehmen. Da geht es um die sportliche Qualität, um Erfahrung, um Persönlichkeit“, sagte Bierhoff: „Letztlich kommt es aber darauf an, welche Personen man im Team benötigt und welche Rollen sie ausfüllen sollen.“
Bundestrainer Joachim Löw sieht das Thema differenziert und will U21-Coach Stefan Kuntz die Entscheidung überlassen. „Stefan Kuntz hat mir einige Namen genannt, die infrage kommen. Alle Namen waren spannend. Er wird die Entscheidung aber nicht jetzt treffen, sondern erst am Saisonende“, sagte Löw: „Zwei Turniere soll niemand spielen. Thomas Müller ist sicher eine Möglichkeit. Die Mannschaft will eine Medaille. Es geht nicht um Verdienste. Es geht darum, wer Leistung bringen und der jungen Mannschaft helfen kann.“
Der Ex-Nationalspieler Müller gilt als Kandidat von Kuntz für einen der drei Kaderplätze, die von Spielern eingenommen werden dürfen, die vor dem Stichtag (1. Januar 1997) geboren wurden. Am Mittwoch muss Kuntz der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) seine „Longlist“möglicher Tokio-Fahrer vorlegen. „Das war nicht meine Idee – und auch nicht meine Aussage“, sagte Kuntz in der Münchner „Abendzeitung“zuletzt zum Thema Müller. Ein kategorisches Nein war das jedoch keineswegs.
Thomas Müller selbst fände einen Olympia-Ausflug, womöglich auch mit seiner Frau, der Springreiterin Lisa Müller, ziemlich reizvoll, aber irgendwie auch ziemlich abwegig. „Das ist eine coole Spinnerei“, sagte er bei Sport1 über seine mögliche Teilnahme an den Sommerspielen in Tokio, „aber sowohl für mich als auch für meine Frau hat das in 2020 nicht die oberste Priorität.“