Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nur wenige Leutkircher folgen dem OB-Aufruf
Beim Einkaufen verzichten viele Menschen weiter auf Gesichtsabdeckungen – „Wir haben einfach keine Maske“
LEUTKIRCH - Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle hatte vor einigen Tagen in einer Videobotschaft die Leutkircher dazu aufgerufen, Gesichtsmasken herzustellen und diese in der Öffentlichkeit zu tragen. So könnten andere Menschen vor einer Infektion mit dem Coronavirus geschützt werden. Bisher kommen nur wenige Leutkircher dieser Bitte nach. Das legt eine Stichprobe der „Schwäbischen Zeitung“nahe.
„Wir haben einfach keine Maske“, verkünden Jasmin und Julius Mooser auf Nachfrage. Sie sind zwei von vielen, die am Mittwochvormittag ohne Mund-Nasen-Abdeckung in einem Geschäft der Leutkircher Bahnhofsarkaden einkaufen. Eine Zeit lang beobachtet der SZ-Redakteur Kunden, die dort einen Supermarkt betreten und verlassen. Von mehr als 50 Menschen tragen dabei lediglich drei Männer und Frauen eine Gesichtsmaske.
Diese Beobachtung deckt sich auch weitgehend mit der Einschätzung der Leutkircher Stadtverwaltung: „Es tragen noch nicht viele Leutkircher die Mund-Nasen-Abdeckung.“Allerdings werden es täglich mehr Menschen, die dies beim Einkaufen verwenden, ergänzt Thomas Stupka, der im Rathaus für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Darauf angesprochen, was sie daran hindert, eine Gesichtsmaske zu tragen, sagen viele Einkaufende am Mittwoch, dass sie keine passende Abdeckung zur Verfügung hätten. Das trifft unter anderem auch auf Klaus-Peter Tertel zu. Damit solche einfache Masken getragen werden, müssten sie im Verkauf sein, fordert er. Tobias Geyer hält es für „ein bisschen übertrieben“, wenn alle Leutkircher die Gesichtsabdeckungen tragen würden. Seiner Einschätzung nach müsste es ausreichen, den nötigen Sicherheitsabstand einzuhalten.
Eine andere Leutkircherin berichtet, dass sie zu Hause eine Maske habe, sich aber davor scheue, sie in der Öffentlichkeit zu tragen. „Wir sind es in Deutschland und Europa nicht gewohnt, solche Mund-Nasen-Abdeckungen zu tragen. Außerdem gibt es einfach kaum welche zu kaufen“, heißt es dazu von der Stadtverwaltung.
Mit der Videobotschaft hätten die Verantwortlichen im Rathaus erreichen wollen, dass die Menschen in Leutkirch frühzeitig für das Thema sensibilisiert werden. Zudem sollte dazu angeregt werden, die Abdeckungen selber herzustellen.
Auch weil es die Masken derzeit kaum zu kaufen gibt, haben die Magita-Kinderhilfe und das Leutkircher Familienbündnis eine Inititative gestartet, bei der rund 30 ehrenamtliche Näherinnen die Abdeckungen zu Hause herstellen. Dabei entstehen laut Verwaltung aktuell etwa 150 Masken pro Woche, die derzeit hauptsächlich an ehrenamtliche Helfer verteilt werden, die in Kontakt mit anderen Menschen stehen – etwa im Tafelladen. Weitere Näher sind willkommen. Ansprechpartnerin ist Gisela Tappe von der Magita-Kinderhilfe. Sie ist erreichbar unter Telefon 0175 / 9424400.
Um an Masken zu kommen, seien auch „solidarische Aktionen und Nachbarschaftshilfe“nötig. „Viele ältere Menschen können solche Masken gut herstellen – ihnen fehlen aber oft die Vorlagen aus dem Internet sowie die notwendigen Stoffe und Bänder. Im guten Miteinander könnte dies in der Stadt und in unseren Ortschaften gelöst werden“, ist sich Stupka sicher. Allerdings hätten auch einfache Schals aus dem Freizeitbereich einen gewissen Nutzen.
Die Mund-Nasen-Abdeckung kann vor allem dem Schutz der Mitmenschen dienen. Die weiteren Sicherheitsregeln müssen dennoch beachtet werden.