Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Großbritannien meldet 980 Todesfälle an einem Tag
Pandemie fordert auf der Insel immer mehr Opfer – Lage in Italien stabilisiert sich
LONDON/ROM (dpa) - Großbritannien hat erstmals mehr Todesfälle an einem einzigen Tag durch das Coronavirus verzeichnet als Italien. Die Zahl der Toten stieg bis Donnerstagabend um 980, wie der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Freitag mitteilte. Italien hatte an seinem bislang schlimmsten Tag am 27. März 969 Sterbefälle erfasst.
Insgesamt liegt die Zahl der Opfer des Coronavirus in Großbritannien bei 8958 und damit noch weit hinter Italien, das bis Freitag 18 849 Todesopfer zählte. Dennoch deuten die stetig steigenden Todeszahlen darauf hin, dass Großbritannien den Höhepunkt der Pandemie noch lange nicht erreicht hat.
Damit wächst auch die Sorge, dass der britische Gesundheitsdienst in die Knie gehen könnte. Dem NHS fehlt es an Beatmungsgeräten, Schutzkleidung und Personal. Die Bundeswehr reagierte inzwischen auf einen Hilferuf aus Großbritannien mit einer Zusage für 60 mobile Beatmungsgeräte. Diese sollten so schnell wie möglich an den NatoPartner verschickt werden, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Berlin.
Die Regierung in London hatte lange gezögert, Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu ergreifen. Premierminister Boris Johnson hatte sich selbst mit dem Erreger infiziert und musste mehrere Tage lang auf der Intensivstation behandelt werden. Erst am Donnerstag gab es Zeichen der Entwarnung. Der Premier konnte wieder auf eine normale Station verlegt werden. Wann er wieder in der Lage sein wird, die Amtsgeschäfte
zu führen, war aber zunächst unklar.
In Italien hat sich unterdessen die Kurve der Corona-Neuinfektionen stabilisiert, dadurch sinkt der Druck auf die Krankenhäuser. Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen ist seit Tagen leicht rückläufig, wie der Zivilschutz am Freitag in Rom berichtete. Das ist eine gute Nachricht, denn die Lage in den überfüllten Hospitälern besonders in Norditalien ist ein kritischer Punkt in der Corona-Krise. Allerdings blieb die Zahl der Todesopfer mit 570 neuen Fällen innerhalb von 24 Stunden recht hoch.
Die Zahl der Menschen, die im Laufe der Corona-Pandemie positiv auf das Virus getestet wurden, stieg am Freitag etwas weniger als am Vortag: Es waren inzwischen 147 577 Personen. Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen nahm weiter um mehr als 100 ab.
Der Präsident des nationalen Gesundheitsinstituts, Silvio Brusaferro, hatte vorher gesagt, dass die Signale der Statistik seit Tagen „positiv“seien. „Die Kurve sinkt“, sagte er mit Blick auf die Zahlen der Infizierten und den Druck auf die Klinken. Fachleute und Politiker mahnten die Italiener allerdings erneut, sie sollten über das Osterfest unbedingt zu Hause bleiben und Distanz zu anderen Menschen halten.
Derzeit gelten die strengen Ausgangsbeschränkungen für die rund 60 Millionen Italiener, die am 10. März erlassen wurden, bis Ostermontag. Es wurde aber erwartet, dass die Regierung sie in Kürze bis inklusive 3. Mai verlängern wird.