Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Was Mitarbeiterinnen der Post leisten
Trotz vieler Kunden haben sie keine Angst vor einer Ansteckung
LEUTKIRCH - 20 Jahre lang arbeiten Hedwig Fleischer und Ruth Brodbeck schon bei der Post in Leutkirch, zuerst im Geschäft Keil, danach in der Filiale am Bahnhof. So etwas wie diese Zeit haben sie noch nicht erlebt.
Seit zwei Wochen stehen oft viele Leute bis zu 15 Meter nach draußen an, halten den empfohlenen Abstand ein, nur zwei Kunden dürfen den Schalterraum betreten. Insgesamt sieben Frauen in Teilzeit arbeiten in der Filiale im Wechsel und sie haben vor Ostern alle Hände voll zu tun. Heldinnen des Alltags, die in Corona-Zeiten fast ohne Pause die Kunden bedienen, etliche Briefe, Pakete, Formulare und Geld in die Hand nehmen und zudem auch mal länger beraten müssen. Das Tragen von Gummihandschuhe ist nicht möglich.
Seit dem 20. März sind Schutzverkleidungen an beiden Schaltern angebracht. Diese sind so gestaltet, dass man unten noch Päckchen durchschieben kann. Kaufen konnte man so etwas nicht, ein Schreiner hat sie extra angefertigt. Sie suggerieren nur mehr Abstand zu den Kunden, aber sie verhindern immerhin, dass der Atem der Kunden beim Sprechen direkt zu den Schalterdamen gelangt. Anders als im Supermarkt oder an der Tankstelle muss bei der Post und Postbank viel mehr be- und gesprochen werden.
„Soweit es möglich ist, halten wir Distanz zu den Kunden, und die Schutzverkleidung nimmt uns doch eine gewisse Angst vor einer Ansteckung“, sagt Filialleiterin Hedwig Fleischer. Ihre langjährige Kollegin Ruth Brodbeck betont: „Die Kunden sind alle sehr rücksichtsvoll, halten sich an die Abstände und verhalten sich zivilisiert. Da sind wir schon dankbar.“
Regina Gegelmann arbeitet am Postschalter als Aushilfe, nebenbei hat sie eine Teilzeitstelle an der Rewe-Kasse. Sie ist also „doppelt belastet“in dieser schwierigen „CoronaZeit“. Die meisten am Schalter oder an der Kasse hätten ein mulmiges Gefühl, aber eines haben alle gemeinsam: „Wir wollen für unsere Kunden da sein, gerade jetzt!“
„Es ist viel mehr los bei der Post als sonst und auch wie andere Jahre vor Ostern. Es wird mehr verschickt, weil viele sich ja nicht besuchen können“, sagt Hedwig Fleischer. Auch Warenrücksendungen an OnlineAnbieter gebe es derzeit vermehrt aufgrund der Corona-Krise und den geschlossenen Läden.
Regelmäßig nehmen sich die Postangestellten trotz dem Ansturm die Zeit, um sich die Hände zu desinfizieren, den Schalter, die Schreibtische und Kulis abzuwischen. Auch ins Gesicht fassen ist tabu. „Gummihandschuhe können wir hier am Schalter nicht tragen, das geht einfach nicht mit den Aufklebern und den Briefmarken“, sagen sie mit Bedauern. Ein bisschen leichter wird es vielleicht nach den Feiertagen und Osterferien. Ihr Chef lobt das Team sehr: „Die leisten Unglaubliches in diesen Wochen!“
Geöffnet ist am Karsamstag von 9 bis 12 Uhr, dann wieder ab Dienstag.