Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Vom Akkordeon an die Plattenteller
Wie der aus Weingarten stammende Fabian Denz das DJ-Pult für sich entdeckte
WEINGARTEN - Dass DJs eher als musikalische Quereinsteiger in ihren Berufszweig gelangen, ist nichts Ungewöhnliches. So etwa ist der Berliner Star-DJ Paul Kalkbrenner ausgebildeter Trompeter, sein Hamburger Kollege Felix Jaehn begann im Alter von sechs Jahren mit dem Geigespielen. Trotzdem wirkt der Weg, den der Weingartener DJ Fabian Denz einschlug, selbst dagegen außergewöhnlich. Bevor er ans Mischpult wechselte, spielte er jahrelang Akkordeon.
„Ich bin mit den Zillertaler Schürzenjägern groß geworden“, erzählt Denz. Daneben inspirierte seine
Mutter ihn mit der Musik der Neuen Deutschen Welle. DJ wurde er schließlich über seinen Stiefvater. Der sorgte auf den Fasnetsbällen des Weingartener Narrenvereins Wikinger für die Musik. „Mit 16 Jahren war ich mir dann sicher, dass ich das auch machen will“, erinnert sich der heute 29-Jährige.
Seinen ersten Auftritt hatte er 2007 im Friedrichshafener Club „Energy“, gut zehn Jahre später dann die Entscheidung: „Jetzt ziehen wir durch“, sagt Denz. Heute lebt er mit seiner Freundin in Schwäbisch Gmünd und steht unter seinem Künstlerpseudonym „Faden“– abgeleitet aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens – bei einem festen Label unter Vertrag. Fünf Tage die Woche ist Denz hauptberuflich Musiker, nebenher arbeitet er als Raumausstatter.
Seine musikalische Arbeit gliedert sich in drei Bereiche. Im Studio produziert Denz seit drei Jahren sein Album, das Mitte des Jahres erscheinen soll. Morgens um acht Uhr geht es los, sechs Stunden lang produziert er Songs, zwei Stunden kümmert er sich um die Verwaltung, koordiniert seine Termine und Booking-Anfragen. „Am Anfang war es nicht so einfach mit den eigenen Songs, ich hatte ja wenig Ahnung“, sagt Denz. „Aber man kommt rein, wenn man viel Zeit investiert.“Und Zeit hat der Weingartener genug investiert, um sein Hobby zum Beruf zu machen: Rund 150 unveröffentlichte Übungssongs hat Denz auf seinem Computer.
Neben der Studioarbeit beteiligt sich Denz mit seinem DJ-Kollegen Maik Väth an einem Projekt für Schüler in der Schweiz. „Wir zeigen Schülern, wie Musik gemacht wird“, erklärt er. „Der Fokus liegt aber klar auf der Kreativität der Schüler, sie sollen frei arbeiten, ganz nach ihren Wünschen.“Bisher geben die beiden vereinzelte Kurse über mehrere Wochen. Im kommenden Jahr sind es dann Kurswochen einmal pro Monat.
Am meisten Spaß hat Fabian Denz aber an seinen Live-Auftritten. „Das ist einfach Leben“, schwärmt er. „Es ist ein unbeschreiblicher Flash, wenn der ganze Club jubelt, weil man den richtigen Song spielt.“Es gehört allerdings mehr zum Job eines DJ, als sich auf eine Bühne zu stellen und Musik abzuspielen. Denz hat seine Auftritte durchgeplant, vor allem Anfang und Ende seiner Auftritte seien wichtig, erklärt er. Los geht es immer mit einem eigenen Song, auf dem der restliche Abend dann aufbaut. Während die folgenden Lieder dann mehr oder weniger improvisiert ineinander übergehen, hat der letzte Song, der sogenannte „Rausschmeißer“, wieder einen besonderen Stellenwert. „Man kann am Ende nicht einfach das
Licht anmachen“, sagt der DJ. „Ans letzte Lied erinnert sich jeder, ich will den Leuten immer ein gutes Gefühl mit nach Hause geben.“
Im Laufe der Jahre hat Denz stetig dazu gelernt, ist am Equipment sicherer geworden und vermeidet grobe Fehler aus der Vergangenheit. „Ich lasse nie mehr mein Getränk am DJ-Pult stehen“, erinnert er sich lachend an einen Auftritt im Ravensburger Club „Douala“vor etwa zehn Jahren. „Das war uncool, aber zum Glück hat es nur das Mischpult getroffen.“
Aber nicht nur die Erfahrung ist mit der Zeit größer geworden, auch die Auftritte. Seinen bisherigen Höhepunkt spielte Denz im vergangenen Dezember beim Stuttgarter Electronic Music Festival, kurz SEMF, wo er das Festival vor 5000 Menschen eröffnete. „Ich bin immer noch baff, dass ich da plötzlich meinen Namen zwischen den ganzen Headlinern lesen konnte.“
Zum ersten Mal war in Stuttgart auch seine Mutter dabei, seitdem ist sie begeistert. Sie wird ihren Sohn noch öfter begleiten können, denn Fabian Denz hat noch einiges vor. Einmal alle großen TechnoSpots bespielt zu haben, nichts Geringeres ist sein Ziel. Langweilig wird es ihm dabei nicht werden, versichert er: „Ich stehe bei jedem Auftritt unter Spannung, es ist nie Routine. Dafür ist es viel zu sehr meine Leidenschaft.“