Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Viel Arbeit, wenig Effekt
Fortschreibung des Lärmaktionsplans der Stadt Bad Wurzach: Die neuesten Zahlen und ihre Auswirkungen
BAD WURZACH - Einiges an Arbeit und Kosten hat sie erzeugt, Auswirkungen hat sie keine: Die Stadt Bad Wurzach hat eine Fortschreibung ihres Lärmaktionsplans von 2017 angefertigt und nun vom Gemeinderat absegnen lassen.
3500 Euro hat die Stadt das elfseitige Werk gekostet, in dem mutmaßlich einige Arbeitstage mehrerer Mitarbeiter stecken. Freiwillig, das wurde auf der Ratssitzung am Montagabend deutlich, hat sie das Papier nicht machen lassen. Normalerweise steht solch eine Fortschreibung alle fünf Jahre an. Dass sie es nun tun musste, liegt daran, dass die Landesanstalt für Umwelt Ende 2018 das Verkehrsaufkommen wieder erfasst und daraus neue Lärmkarten erstellt hat.
Das wenig aufregende Ergebnis: „Es gab keine signifikanten Änderungen“, so der zuständige Rathausmitarbeiter Andreas Haufler kurz und knapp. Im Plan werden nur die L 314 und die B 465 berücksichtigt, da sie die Mindestanzahl von Fahrzeugen pro Tag überschreiten.
„Wir sind da selbst die Getriebenen“, sagte Bürgermeisterin Alexandra Scherer (CDU) nicht ohne Bedauern in der Stimme, nachdem Stadtrat Karl-Heinz Buschle (Freie Wähler) kritisiert hatte, man schaffe nun erneut eine Erwartungshaltung und setze sich so unter Zugzwang.
Dem widersprach freilich Haufler. „Seit 2017 hat sich bei uns niemand nach dem Plan erkundigt, und als wir ihn damals aufgestellt haben, waren es zwei oder drei. Den Leuten ist durchaus bewusst, dass die Stadt nicht am Drücker ist, sondern der Baulastträger, also Bund und Land.“
Stadtrat Klaus Schütt (CDU) verteidigte indes den Plan: „Lärm macht krank. Wir haben die Pflicht zu untersuchen, was den Bürger in seiner Gesundheit
gefährdet.“Er wollte zudem wissen, ob die neuen Hallen an der B 465 im Gewerbegebiet Ziegelwiese berücksichtigt wurden, die später erst hinzukamen und den Lärm der Straße in Richtung Stadt zurückwerfen. Haufler glaubt, dass dies in die Berechnungen aufgenommen ist, will dies aber nochmals prüfen.
Gemäß der Fortschreibung sind an L 314 und B 465 geschätzt 170 Menschen in 74 Wohnungen von einem Straßenlärm über 55 dB (A) betroffen, 58 davon von Lärm über 60 dB (A). Nachts sind es 83 Personen. Über dem sogenannten Auslösewert sind es ganztägig 15 und nachts 26 „Betroffenheiten“.
Dabei hat die Anzahl der Fahrzeuge auf der B 465 beim Verkehrsmonitoring 2018 gegenüber 2010 leicht abgenommen. Im Bereich Brugg/Gensen/Truschwende von 9295 auf 9060 (jeweils Fahrzeuge pro Tag), im Bereich Ravensburger/Leutkircher Straße von 8998 auf 8733. Zugenommen hat der Verkehr dagegen auf der L 314 von 8810 auf 9951. Generell befänden sich aber mehr Schwerlastfahrzeuge als früher unter diesen Kfz, merkt die Stadt zu diesen Zahlen an.
Einige Maßnahmen zur sogenannten Lärmsanierung wurden in den vergangenen Jahren bereits ergriffen, vor allem Lärmschutzwände und schallschluckende Fahrbahnbeläge.
Die Stadt fordert in der Fortschreibung weiterhin noch mehr Lärmschutzwände, vor allem im Bereich zwischen Kreisverkehr Biberacher Straße und Kreisverkehr Ravensburger Straße, und noch mehr Streckenabschnitte mit lärmoptimiertem Asphaltbelag.
Vom besprochenen Lärmaktionsplan nicht betroffen ist die Innenstadt. Für sie will die Stadt noch in diesem Jahr ein Verkehrskonzept erstellen, das auch die Verringerung des Lärms zum Ziel hat.