Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Isny hat mehr als 80 Prozent „arbeitslose Dächer“
Arbeitsgruppe des Regionalen Energieforums REFI setzt sich für mehr Photovoltaik-Anlagen ein
ISNY (sz) - In Isny sind mehr als 80 Prozent der Dächer „arbeitslos“. Das hat die Arbeitsgruppe Photovoltaik des Regionalen Energieforums Isny (REFI) in ihrer jüngsten Sitzung, einer Videokonferenz, festgestellt. Der Verein setzt sich seit mehr als zehn Jahren für die regionale Energiewende ein. Die PV-Arbeitsgruppe bemühe sich um den weiteren Ausbau der Photovoltaik in der Stadt durch Informationsund Motivationsarbeit, heißt es in der Pressemitteilung.
Demnach habe Isny noch ein großes Potenzial von freien, gut ausgerichteten Dächern, die im sonnenreichen und meist nebellosen Allgäu mit Solaranlagen bestückt einen erheblichen Beitrag zur CO Stromerzeugung liefern könnten.
Die Einspeisevergütung nach dem EEG (Erneuerbare Energie Gesetz) betrage zwar nur noch 9,30 Cent pro Kilowattstunde für Anlagen bis zu einer Leistungsgröße von zehn Kilowatt. Dafür sei der Anschaffungspreis auf ein Tief von etwa 1200 Euro pro Kilowatt-Nennleistung der Anlage gefallen.
Eine Fünf-Kilowatt-Anlage benötige laut REFI eine Dachfläche von etwa 30 Quadratmetern und erzeuge pro Jahr in Isny etwa 5000 Kilowattstunden – deutlich mehr, als ein typischer Dreipersonenhaushalt (3500 Kilowattstunden pro Jahr) verbrauche, und spare etwa 3000 Kilogramm C02 pro Jahr – und das 20 bis 30 Jahre lang. Denn so lange würden moderne Anlagen inzwischen arbeiten.
Ein PV-Investor müsse laut REFI ökologisch und ökonomisch denken. Auch da sehe die Rechnung gut aus: Wegen der niedrigen Einspeisevergütung und der hohen Strombezugskosten (30 Cent pro Kilowattstunde) sei es sinnvoll, den erzeugten PVStrom selbst zu verbrauchen, so die Anlage zu refinanzieren und langfristig Gewinn zu erwirtschaften.
Da der Tagesverlauf der Solarstrom-Erzeugung und der Lastgang des Stromverbrauches nicht deckungsgleich seien, liege die Eigenverbrauchsrate ohne weitere Maßnahmen, etwa ein E-Auto, in der Gegend von 30 Prozent.
Um diese Rate zu erhöhen und eigenen Solarstrom auch nachts verbrauchen zu können, seien neue PVAnlagen meist mit Batteriespeichern ausgerüstet, deren Preise in letzter Zeit ebenfalls deutlich gefallen seien.
Die optimale Batteriegröße hänge von der Größe der PV-Anlage, vom Stromverbrauch und dem Verbrauchsverhalten des Haushaltes ab. Dazu gebe es Richtwerte und Empfehlungen der Fachleute. Nebenbei reduziere man damit auch die Spitzenlasten des Energieverbrauches bei den Stromlieferanten. Der Spitzenlaststrom sei der teuerste Strom.
Der Landkreis Ravensburg hat laut REFI einen aufwendigen Solaratlas erstellt, in dem von jedem Hausdach unter Angabe von Ort, Straße und Hausnummer erkennbar ist, ob das jeweilige Dach geeignet ist (http://solaratlas-rv.smartgeomatics.de). Regionale Solarinstallateure, die beraten und Angebote erstellen, sind ebenfalls im Internet zu finden unter (www.photovoltaik-angebotsvergleich.de).
Der Solaratlas weise neben Privathäusern auch große, hervorragend geeignete Dächer von Betrieben und Industrieunternehmen aus. REFI habe nun beschlossen, auf diese Unternehmen zuzugehen und auf die betriebswirtschaftlich rentable Eigenstromerzeugung hinzuweisen. Auch städtische Gebäude sollen auf die PV-Tauglichkeit und Ertragsfähigkeit geprüft werden.