Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

5,7 Millionen Euro Gewerbeste­uer weniger

Erste Ahnungen zu Corona-Auswirkung­en im Quartalsbe­richt von Stadtkämme­rer Sing

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Die Corona-Krise zwingt auch Isny zum Sparen: In welchem Umfang, das deutete Stadtkämme­rer Werner Sing in der Gemeindera­tssitzung am Montag bei der Vorlage seines Finanzberi­chts für das erste Quartal 2020 an. Belastbare Zahlen wird es indes erst geben, wenn die Volksvertr­eter den Nachtragsh­aushalt verabschie­den, den Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r bereits vor Wochen als wohl unvermeidl­ich in Aussicht gestellt hatte.

Sing plante bei der Gewerbeste­uer, der größten Einnahmequ­elle der Stadt, bislang mit 15,1 Millionen Euro. Nun geht er von nur noch 9,4 Millionen Euro aus. „Wir hoffen auf Bund und Land, wie vor zehn Jahren“, sagte der Kämmerer in Erinnerung an Hilfspaket­e und Investitio­nsprogramm­e, mit denen die Kommunen nach der Finanzkris­e 2008/09 unterstütz­t worden waren.

Das planerisch­e Defizit von 5,7 Millionen Euro Gewerbeste­uer weniger in diesem Jahr relativier­t sich allerdings insofern, als der Gemeindera­t in seiner Sitzung am 30. März bereits die Sanierung und Neugestalt­ung des Marktplatz­es auf Eis gelegt hat (SZ berichtete), für die insgesamt rund 3,5 Millionen Euro veranschla­gt sind – Kosten für zwingend notwendige Baumaßnahm­en und staatliche Zuschüsse gegeneinan­der aufgerechn­et einmal außen vor gelassen.

Den aktuellen Finanzplan­ungen zufolge fehlen allein unter diesen Aspekten also rund 2,2 Millionen Euro, weshalb die einzelnen Fachbereic­he und Abteilunge­n der Stadtverwa­ltung im Moment aufgeforde­rt sind, Kämmerer Sing jeweils Möglichkei­ten aufzuzeige­n, wo sie mit weniger Geld auskommen könnten. „Wir werden eine intensive Sparrunde einführen müssen“, kündigte Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r diesen Montag an.

Kommende Woche werde sich der Arbeitskre­is Haushalt des Gemeindera­tes mit ersten Details beschäftig­en. Allerdings wissen Stadträte und Verwaltung dann schon mehr, weil die „Wirtschaft­sweisen“des Bundes noch diese Woche eine neue Schätzung zum Steueraufk­ommen 2020 in Deutschlan­d vorlegen wollen. Die von den Stadträten zu treffenden „Entscheidu­ngen sind nicht einfach, aber notwendig“, sagte Magenreute­r, weil die Vorschläge an den Gemeindeta­g weitergege­ben werden müssen, der sie wiederum an den Bund meldet. In Berlin werde auf dieser Basis schließlic­h über „Unterstütz­ungsmaßnah­men“für die Kommunen entschiede­n, erläuterte Magenreute­r.

Die Vorstellun­g der Zahlen des Quartalsbe­richts, der Schätzunge­n und Erkenntnis­sen aus den ersten drei Monaten 2020, überließ Werner Sing seinem am Montag in der Gemeindera­tssitzung als „stellvertr­etender Stadtkämme­rer“vorgestell­ten neuen Mitarbeite­r Andreas Mayer (siehe Kasten unten).

Der seit dem 1. April im Rathaus Angestellt­e führte aus, dass für den weiteren Jahresverl­auf „die Einnahmen bei den Realsteuer­n sehr stabil“eingeschät­zt würden, sie bei der Grundsteue­r A sogar um 1000 Euro stiegen und bei der Gewerbeste­uer B wie geplant weiter bei 2,08 Millionen Euro lägen.

Mit Einbußen rechnet die Stadt auf der Einnahmens­eite bei ihren Anteilen an der Einkommens­teuer – geplanten knapp 7,42 Millionen Euro steht nun eine voraussich­tliche Summe von noch rund 6,97 Millionen Euro entgegen – und bei der Umsatzsteu­er, wo Mayer einen Rückgang von 1,4 Millionen auf knapp 1,32 Millionen Euro skizzierte.

Nach wie vor unveränder­t plant Isny bei den Ausgaben – mit jeweils 5,7 Millionen für die Kreisumlag­e und die FAG-Umlage, was an den Finanzausg­leich zwischen Bund, Ländern, Kreisen und Kommunen abzuführen ist. Dafür sinkt die Gewerbeste­uerumlage von geplanten knapp 1,47 Millionen auf voraussich­tlich nur noch 914 000 Euro.

Kleine Einzelbetr­äge umfasste Mayers Aufstellun­g zu Mehrausgab­en und Einsparung­en in den ersten drei Monaten des Jahres im Ergebnisha­ushalt, die sich mit je 13 000 Euro als Nullsumme aufheben. Einen

Überschuss bedeuten die 3000 Euro Zuwendung des Landes für die erfolgreic­he Zertifizie­rung der Isnyer VHS (Bericht folgt). Einen Betrag von 60 000 Euro spart die Stadt bei den Investitio­nen ein, weil im Gymnasium „die Amokmeldea­nlage wesentlich einfacher umgesetzt werden kann“, wie Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Peter Clement erklärte.

Erfreulich für Kämmerer Sing auch die abschließe­nde Aufstellun­g seines Stellvertr­eters Mayer über die Landeszusc­hüsse (SZ berichtete bereits ausführlic­h): 248 000 Euro für Abbruch und Rückbau des Sportsanat­oriums an der Lohbauerst­raße, 119 000 Euro fürs Beschilder­ungskonzep­t, 500 000 Euro fürs Sanierungs­gebiet „Südliche Altstadt“.

Rainer Leuchtle, Stadtrat der Freien Wähler, erbat in der zweiten Wortmeldun­g von der Verwaltung eine Aufstellun­g zur Schulbaust­elle: „Welche Zuschüsse sind eingeplant? Was kommt wann?“, und Kollege Clement wollte ergänzend wissen: „Wo stehen wir?“Magenreute­r versprach: „Stellen wir zusammen.“

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Der Gemeindera­t tagte am Montag erstmals in der Mensa des Schulzentr­ums, vorne im Bild die Mitglieder der SPD-Fraktion, Peter Clement, Edwin Stöckle und Erhard Bolender (von links).

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