Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Maske als Kundenschreck
Den Bad Wurzacher Einzelhändlern fehlt „der bummelnde Kunde“
BAD WURZACH - Der Einzelhandel in Bad Wurzach hat auch nach der Wiedereröffnung Ende April mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Das ergab eine Umfrage der „Schwäbischen Zeitung“am Freitag.
„Sehr verhalten“, „etwas schwierig“, „relativ zurückhaltend“, lauten die Äußerungen von Einzelhändlern. Sie hätten noch längst nicht den Umsatz der Vor-Corona-Zeit erreicht – was fast alle Befragten übrigens auch auf die Maskenpflicht zurückführen. „Die Kunden fühlen sich, wie wir selbst ja auch, spürbar gehandicapt“, sagt etwa Sybille Schleweck von „V&S Sport“, „und das schlägt sich einfach nieder: Es kommen weniger Leute ins Geschäft, und wer hereinkommt, hält sich hier kürzer als üblich auf.“Abstand statt Maske – das sollte nach Meinung von Schleweck ausreichen und würde dem Einzelhandel helfen, schneller wieder auf die Beine zu kommen.
„Seit die Kunden Maske tragen müssen, ist es schwierig“, sagt auch Ursula Wiederhold von der Boutique „Double U“, und sie hat Verständnis dafür: „Auch für uns Verkäuferinnen ist es anstrengend.“
Jacqueline Franke-Lang von „Optik Blickfang“hat ebenfalls festgestellt: „Es fehlen die, die durch die Stadt bummeln und dann einfach mal hereinschauen.“Das mache sich in ihrem Laden vor allem im Bereich Schmuck und Uhren bemerkbar. „Die Optik normalisiert sich langsam“, aber auch beim Brillenkauf sei die Maske sehr hinderlich: „Eine Brille anprobieren um zu sehen, ob sie einem steht, das geht mit Maske einfach nicht. Daher schicken wir die Kunden zurzeit allein in einen Nebenraum, damit sie sich dort ohne
Maske im Spiegel betrachten können.“Und darüber hinaus fehle wegen des Mund-Nasen-Schutzes die bei einem Verkaufsgespräch wichtige Mimik auf beiden Seiten, berichtet sie weiter.
„Die Menschen haben keine Lust zu shoppen, das geht einem selbst ja genauso“, sagt Monika Westermayer. Bei „Uhren Westermayer“sei es zwar „ruhiger“als früher, aber dank der Werkstatt laufe es ordentlich. Viele hätten scheinbar die freie Zeit genutzt, um aufzuräumen und dabei alte Uhren wiedergefunden, die sie nun reparieren lassen. „Sogar unsere bayerischen Kunden kommen wieder“, freut sich Westermayer.
„Der Wohlfühlfaktor beim Einkauf fehlt derzeit“, fasst Klaus Michelberger vom gleichnamigen Herren-Modehaus zusammen. Er hofft, dass die Regelungen bald „optimiert“werden: „Das Geschäft zieht zwar langsam wieder an, doch die Maske ist einfach ein Handicap, wenn man sich, wie bei uns, etwas länger im Laden aufhält.“Werner Binder vom Damenmode-Geschäft spricht von einer fehlenden Einkaufslust: Das „Savoir Vivre“sei derzeit nicht da.
Der fast einhellige Tenor der Einzelhändler ist, dass kaum noch Leute kommen, um durch die Läden zu bummeln. Es werde in so kurzer Zeit wie möglich zielgerichtet und bedarfsorientiert eingekauft. Weitere Lockerungen in den kommenden Wochen sollten dies wieder zum Besseren wenden, ist die Hoffnung.
Hoffnung setzen Michelberger und Binder – und sicherlich nicht nur sie – auch auf die ab kommenden Montag wieder öffnende Gastronomie: „Mit den Cafés und Restaurants wird hoffentlich auch der bummelnde Kunde zurückkehren“, sagt Werner Binder. Und wenn ab dem 1. Juni private Feste mit bis zu 100 Personen wieder erlaubt seien, dann dürfte auch wieder mehr Festmode verkauft werden. Hier gebe es seit Wochen „eine leichte Durststrecke“, formuliert Michelberger vorsichtig.