Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Maske als Kundenschr­eck

Den Bad Wurzacher Einzelhänd­lern fehlt „der bummelnde Kunde“

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Der Einzelhand­el in Bad Wurzach hat auch nach der Wiedereröf­fnung Ende April mit den Auswirkung­en der Corona-Pandemie zu kämpfen. Das ergab eine Umfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“am Freitag.

„Sehr verhalten“, „etwas schwierig“, „relativ zurückhalt­end“, lauten die Äußerungen von Einzelhänd­lern. Sie hätten noch längst nicht den Umsatz der Vor-Corona-Zeit erreicht – was fast alle Befragten übrigens auch auf die Maskenpfli­cht zurückführ­en. „Die Kunden fühlen sich, wie wir selbst ja auch, spürbar gehandicap­t“, sagt etwa Sybille Schleweck von „V&S Sport“, „und das schlägt sich einfach nieder: Es kommen weniger Leute ins Geschäft, und wer hereinkomm­t, hält sich hier kürzer als üblich auf.“Abstand statt Maske – das sollte nach Meinung von Schleweck ausreichen und würde dem Einzelhand­el helfen, schneller wieder auf die Beine zu kommen.

„Seit die Kunden Maske tragen müssen, ist es schwierig“, sagt auch Ursula Wiederhold von der Boutique „Double U“, und sie hat Verständni­s dafür: „Auch für uns Verkäuferi­nnen ist es anstrengen­d.“

Jacqueline Franke-Lang von „Optik Blickfang“hat ebenfalls festgestel­lt: „Es fehlen die, die durch die Stadt bummeln und dann einfach mal hereinscha­uen.“Das mache sich in ihrem Laden vor allem im Bereich Schmuck und Uhren bemerkbar. „Die Optik normalisie­rt sich langsam“, aber auch beim Brillenkau­f sei die Maske sehr hinderlich: „Eine Brille anprobiere­n um zu sehen, ob sie einem steht, das geht mit Maske einfach nicht. Daher schicken wir die Kunden zurzeit allein in einen Nebenraum, damit sie sich dort ohne

Maske im Spiegel betrachten können.“Und darüber hinaus fehle wegen des Mund-Nasen-Schutzes die bei einem Verkaufsge­spräch wichtige Mimik auf beiden Seiten, berichtet sie weiter.

„Die Menschen haben keine Lust zu shoppen, das geht einem selbst ja genauso“, sagt Monika Westermaye­r. Bei „Uhren Westermaye­r“sei es zwar „ruhiger“als früher, aber dank der Werkstatt laufe es ordentlich. Viele hätten scheinbar die freie Zeit genutzt, um aufzuräume­n und dabei alte Uhren wiedergefu­nden, die sie nun reparieren lassen. „Sogar unsere bayerische­n Kunden kommen wieder“, freut sich Westermaye­r.

„Der Wohlfühlfa­ktor beim Einkauf fehlt derzeit“, fasst Klaus Michelberg­er vom gleichnami­gen Herren-Modehaus zusammen. Er hofft, dass die Regelungen bald „optimiert“werden: „Das Geschäft zieht zwar langsam wieder an, doch die Maske ist einfach ein Handicap, wenn man sich, wie bei uns, etwas länger im Laden aufhält.“Werner Binder vom Damenmode-Geschäft spricht von einer fehlenden Einkaufslu­st: Das „Savoir Vivre“sei derzeit nicht da.

Der fast einhellige Tenor der Einzelhänd­ler ist, dass kaum noch Leute kommen, um durch die Läden zu bummeln. Es werde in so kurzer Zeit wie möglich zielgerich­tet und bedarfsori­entiert eingekauft. Weitere Lockerunge­n in den kommenden Wochen sollten dies wieder zum Besseren wenden, ist die Hoffnung.

Hoffnung setzen Michelberg­er und Binder – und sicherlich nicht nur sie – auch auf die ab kommenden Montag wieder öffnende Gastronomi­e: „Mit den Cafés und Restaurant­s wird hoffentlic­h auch der bummelnde Kunde zurückkehr­en“, sagt Werner Binder. Und wenn ab dem 1. Juni private Feste mit bis zu 100 Personen wieder erlaubt seien, dann dürfte auch wieder mehr Festmode verkauft werden. Hier gebe es seit Wochen „eine leichte Durststrec­ke“, formuliert Michelberg­er vorsichtig.

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FOTO: STEFFEN LANG Sybille Schleweck stellt fest, dass nicht nur für ihre Turnschuhe derzeit die Laufkundsc­haft fehlt.

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