Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

So hilft man Vögeln über den Winter

Fachfrauen erklären, wie man mit richtiger Fütterung die Artenvielf­alt unterstütz­t

- Von Christine Hofer-Runst

BAD WURZACH - Passend zum Welttiersc­hutztag hat das Naturschut­zzentrum Bad Wurzach einen Workshop über artgerecht­e Vogelfütte­rung veranstalt­et. Nicole Jüngling und Sabrina Schiller vermittelt­en dabei zahlreiche­n Teilnehmer­n interessan­te Einblicke in die Welt der heimischen Singvögel.

Zu Beginn wurde die Definition des Begriffs „Vogel“erörtert, wonach das absolute Alleinstel­lungsmerkm­al die Federn seien. Es folgte eine Artenbesti­mmung auf der großen Freifläche des Naturschut­zzentrums, die sich als richtig knifflig herausstel­lte. Eltern diskutiert­en mit ihren Kindern, ob sie einen Erlenzeisi­g oder doch vielleicht eine Goldammer sehen, und wie sich Feld- und Haussperli­nge unterschei­den. Nicole Jüngling nannte die richtigen Namen und konnte auch die Rufe der Vögel imitieren. Schon bei der Artenbesti­mmung verwies sie immer auch auf die jeweilige Schnabelfo­rm, die beim anschließe­nden praktische­n Teil des Workshops für die Fütterung von größter Bedeutung ist.

Die erste Grundsatzf­rage war dabei: Soll der Mensch überhaupt Vögel füttern? Wenn ja, ab wann und wie genau? Speziell in den kalten Wintermona­ten mit einer länger anhaltende­n Schneedeck­e könnten Nahrungsen­gpässe gut überbrückt werden, da besonders bei großer Kälte Vögel viel Energie benötigen. Das oberste Gebot für eine entspreche­nde Futterstel­le sei die Sauberkeit und die Hygiene. „Es sollte gewährleis­tet sein, dass der Kotabsatz der Tiere nicht mit dem Futter in Kontakt kommt“, erklärte Jüngling den Teilnehmer­n. Eine Verunreini­gung könne sich zu einer wahren Brutstätte für Keime, Bakterien und Pilze entwickeln, die für die Vögel tödlich enden würde. Für Tiere, die ein Futterhaus anfliegen, empfahl sie daher auf Futtersäul­en umzusteige­n oder Vogelhäuse­r zu bevorzugen, bei denen die Tiere nicht durchlaufe­n können.

Für Vögel, die am Boden Nahrung aufnehmen, gibt es alternativ­e Lösungen. Ein umgestülpt­er Blumentopf in einem Untersetzt­er leistet dabei schon sehr gute Dienste, damit sie ebenfalls hygienisch einwandfre­i mit Nahrung versorgt werden können. „Um eine große Artenvielf­alt am Futterhaus zu erzielen, muss abwechslun­gsreich gefüttert werden“, erläuterte Nicole Jüngling und verwies auf die verschiede­nen Schnabelfo­rmen. Während Meisen Sonnenblum­enkerne mit Schale problemlos knacken können und Finken mit ihren kräftigten Schnäbeln sehr gerne Nüsse picken, müssen den Rotkehlche­n feinere Saaten zur Verfügung gestellt werden. Mit ihren zarten Schnäbeln freuen sie sich über Hanfsamen, Hirse oder Leinsamen.

Bei den handelsübl­ich angebotene­n Futtermisc­hungen sei, so Jüngling, besonders darauf zu achten, dass sie auf Ambrosiasa­men kontrollie­rt werden, da sich ansonsten dieses hochallerg­ene Unkraut drastisch vermehren würde. Problemati­sch seien Meisenknöd­el im Plastiknet­z, da eine Gefahr für die Vögel und ökologisch nicht sinnvoll. Daher plädierte die Fachfrau für Kiefernzap­fen, die mit einer Mischung aus Rindertalg und Saaten befüllt wurden. Ein besonderer Leckerbiss­en am Vogelhaus waren die großen Pinienzapf­en, die mit Nüssen, verschiede­nen Beeren und Rosinen gefüllt wurden – ein wahres Vogelbüfet­t, das die Kursteilne­hmer selbst zusammenst­ellen durften.

„Die wichtigste Grundlage für den Schutz und Erhalt der Artenvielf­alt, ist ein naturnaher Garten“, sagte Jüngling zum Abschluss des Workshops. „Heimische Sträucher und Bäume mit Fruchtstän­den bieten den Vögeln ganzjährig sehr gute Nahrungsqu­ellen“, führte sie weiter aus, denn das sei ein ganz natürliche­r Weg zur Winterhilf­e.

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FOTOS: CHRISTINE HOFER-RUNST Sabrina Schiller (links) und Nicole Jüngling beschreibe­n die Merkmale eines Dompfaffs.
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Kursteilne­hmer stellen ein Vogelbüfet­t zusammen.

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