Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
So hilft man Vögeln über den Winter
Fachfrauen erklären, wie man mit richtiger Fütterung die Artenvielfalt unterstützt
BAD WURZACH - Passend zum Welttierschutztag hat das Naturschutzzentrum Bad Wurzach einen Workshop über artgerechte Vogelfütterung veranstaltet. Nicole Jüngling und Sabrina Schiller vermittelten dabei zahlreichen Teilnehmern interessante Einblicke in die Welt der heimischen Singvögel.
Zu Beginn wurde die Definition des Begriffs „Vogel“erörtert, wonach das absolute Alleinstellungsmerkmal die Federn seien. Es folgte eine Artenbestimmung auf der großen Freifläche des Naturschutzzentrums, die sich als richtig knifflig herausstellte. Eltern diskutierten mit ihren Kindern, ob sie einen Erlenzeisig oder doch vielleicht eine Goldammer sehen, und wie sich Feld- und Haussperlinge unterscheiden. Nicole Jüngling nannte die richtigen Namen und konnte auch die Rufe der Vögel imitieren. Schon bei der Artenbestimmung verwies sie immer auch auf die jeweilige Schnabelform, die beim anschließenden praktischen Teil des Workshops für die Fütterung von größter Bedeutung ist.
Die erste Grundsatzfrage war dabei: Soll der Mensch überhaupt Vögel füttern? Wenn ja, ab wann und wie genau? Speziell in den kalten Wintermonaten mit einer länger anhaltenden Schneedecke könnten Nahrungsengpässe gut überbrückt werden, da besonders bei großer Kälte Vögel viel Energie benötigen. Das oberste Gebot für eine entsprechende Futterstelle sei die Sauberkeit und die Hygiene. „Es sollte gewährleistet sein, dass der Kotabsatz der Tiere nicht mit dem Futter in Kontakt kommt“, erklärte Jüngling den Teilnehmern. Eine Verunreinigung könne sich zu einer wahren Brutstätte für Keime, Bakterien und Pilze entwickeln, die für die Vögel tödlich enden würde. Für Tiere, die ein Futterhaus anfliegen, empfahl sie daher auf Futtersäulen umzusteigen oder Vogelhäuser zu bevorzugen, bei denen die Tiere nicht durchlaufen können.
Für Vögel, die am Boden Nahrung aufnehmen, gibt es alternative Lösungen. Ein umgestülpter Blumentopf in einem Untersetzter leistet dabei schon sehr gute Dienste, damit sie ebenfalls hygienisch einwandfrei mit Nahrung versorgt werden können. „Um eine große Artenvielfalt am Futterhaus zu erzielen, muss abwechslungsreich gefüttert werden“, erläuterte Nicole Jüngling und verwies auf die verschiedenen Schnabelformen. Während Meisen Sonnenblumenkerne mit Schale problemlos knacken können und Finken mit ihren kräftigten Schnäbeln sehr gerne Nüsse picken, müssen den Rotkehlchen feinere Saaten zur Verfügung gestellt werden. Mit ihren zarten Schnäbeln freuen sie sich über Hanfsamen, Hirse oder Leinsamen.
Bei den handelsüblich angebotenen Futtermischungen sei, so Jüngling, besonders darauf zu achten, dass sie auf Ambrosiasamen kontrolliert werden, da sich ansonsten dieses hochallergene Unkraut drastisch vermehren würde. Problematisch seien Meisenknödel im Plastiknetz, da eine Gefahr für die Vögel und ökologisch nicht sinnvoll. Daher plädierte die Fachfrau für Kiefernzapfen, die mit einer Mischung aus Rindertalg und Saaten befüllt wurden. Ein besonderer Leckerbissen am Vogelhaus waren die großen Pinienzapfen, die mit Nüssen, verschiedenen Beeren und Rosinen gefüllt wurden – ein wahres Vogelbüfett, das die Kursteilnehmer selbst zusammenstellen durften.
„Die wichtigste Grundlage für den Schutz und Erhalt der Artenvielfalt, ist ein naturnaher Garten“, sagte Jüngling zum Abschluss des Workshops. „Heimische Sträucher und Bäume mit Fruchtständen bieten den Vögeln ganzjährig sehr gute Nahrungsquellen“, führte sie weiter aus, denn das sei ein ganz natürlicher Weg zur Winterhilfe.