Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Pausen zum Durchatmen wären wichtig“
Wie Leutkircher und Isnyer auf die erweiterte Maskenpflicht in weiterführenden Schulen reagieren
LEUTKIRCH/ISNY- Auch in BadenWürttemberg steigen die Corona-Infektionszahlen deutlich an. Deshalb wird die Maskenpflicht erweitert: Ab Montag müssen Schüler ab der 5. Klasse auch im Unterricht eine Mund-Nasen-Abdeckung tragen. Die Regel gilt dann, wenn landesweit mehr als 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner verzeichnet werden. Am Donnerstag lag die Zahl im Südwesten bei 38. Was unter anderem Elternbeiratsvorsitzende und Schulleiter aus Leutkirch und Isny von der neuen Vorschrift halten, hat die „Schwäbische Zeitung“abgefragt.
„Ich finde das schon richtig heftig“, stellt Jacqueline Schwärzler klar. Die Elternbeiratsvorsitzende am Leutkircher Hans-MultscherGymnasium hält es für kontraproduktiv, wenn die Schüler über mehrere Stunden „keine Möglichkeit zum Verschnaufen“erhalten. Dadurch leide unter anderem die Konzentrationsfähigkeit. „Pausen zum Durchatmen wären wichtig“, sagt die Leutkircherin, die die bestehenden Schutzvorkehrungen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus trotzdem richtig findet.
Wenig Verständnis zeigt Schwärzler dafür, dass in den Schulgebäuden die Regeln verschärft werden, die Schüler vor und nach dem Unterricht allerdings in die Busse „reingepfercht“werden. Wünschenswert ist ihrer Einschätzung nach, dass die Schulen mit Mund-Nasen-Abdeckungen ausgestattet werden, damit diese an die Jugendlichen verteilt werden können. Denn: „Wenn die neue Vorschrift schon kommt, dann sollten die Masken auch regelmäßig gewechselt werden.“
Nicht überraschend kam die neue Regel indes für Jan Henning Gesierich-Kowalski. Wie der Schulleiter der Leutkircher Gemeinschaftsschule erklärt, habe es von Seiten des Kultusministeriums bereits in der vergangenen Woche Hinweise darauf gegeben, dass die Maskenpflicht auf den Unterricht ausgeweitet wird. Für Schüler und für Lehrer werde die Veränderung sowohl „anstrengend“sein als auch eine „große Belastung“darstellen.
Probleme bei der Umsetzung sieht Gesierich-Kowalski nicht. Bisher sei die Maskenpflicht im Gebäude vorbildlich eingehalten worden. „Das wird auch im Unterricht bestimmt gut möglich sein.“Möglichkeiten zum „Durchatmen“gebe es für die Beteiligten künftig entweder bei der Nahrungsaufnahme oder in der Mittagspause – vorausgesetzt, das Schulgelände wird dabei verlassen.
Für die Stadt Isny als Träger der weiterführenden Schulen, Gymnasium und Verbundschule, erklärte Bürgermeister Rainer Magenreuter in einer ersten Reaktion am frühen Freitagnachmittag, wenige Minuten, nachdem er überhaupt von der künftigen Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen erfahren hatte, er halte es „grundsätzlich für völlig richtig, dass die Maßnahmen verschärft werden, auch die sogenannte Kohortenbildung“.
Er hege allerdings „starke Zweifel, ob die Lage durch eine Maskenpflicht für Schüler entspannt werden kann“. Das gelte für den Landkreis Ravensburg, wo der Inzidenzwert weit unter 35 Infizierten pro 100 000 Einwohnern liege ebenso wie speziell in Isny, wo es in der zurückliegenden Woche keinen einzigen Covid-19-Neuinfizierten gegeben habe. „Deshalb lässt sich über die Maskenpflicht streiten – und das wird sicher auch passieren“, sagte Magenreuter.
Britta Bauer und Christine Koros, die beiden Vorsitzenden des Gesamtelternbeirates der Isnyer Schulen, erklärten auf Nachfrage, sie betrachteten es „als wesentlichen Punkt, den Präsenzunterricht möglichst aufrechtzuerhalten“. Dafür seien „bisher schon umfangreiche Hygieneregeln und nicht einfach umzusetzende Lüftungsregeln in Kauf genommen“worden, nun komme eben „aufgrund der steigenden Infektionszahlen die Maskenpflicht dazu“.
Bauer und Koros gehen davon aus, „dass die verschiedenen Isnyer Schulen durch diese Maßnahmen unter großen Organisationsdruck geraten“. Zugleich sind sie überzeugt, dass die Verantwortlichen „ihr Möglichstes tun, um die im
Rahmen dieser vorbeugend gedachten Vorschriften den Unterricht zu gestalten“.
Für sie als Vertreter der Eltern sei „eine kontinuierliche Kommunikation aller am Schulbetrieb Beteiligten wichtig.“Das heiße für sie, dass „Familien, Schulleitungen und die Lehrerschaft die Gegebenheiten immer wieder neu justieren, um die Bedürfnisse unserer Kinder“zu berücksichtigen.
Zuletzt formulieren Bauer und Koros einen Appell angesichts der neuen, verschärften Regelungen: „Da nun zunächst Maskenpflicht herrscht, bitten wir Schüler und Eltern, darauf zu achten, dass Stoffmasken regelmäßig gewechselt und gewaschen werden und Einwegmasken getauscht werden.“