Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Pausen zum Durchatmen wären wichtig“

Wie Leutkirche­r und Isnyer auf die erweiterte Maskenpfli­cht in weiterführ­enden Schulen reagieren

- Von Simon Nill und Tobias Schumacher

LEUTKIRCH/ISNY- Auch in BadenWürtt­emberg steigen die Corona-Infektions­zahlen deutlich an. Deshalb wird die Maskenpfli­cht erweitert: Ab Montag müssen Schüler ab der 5. Klasse auch im Unterricht eine Mund-Nasen-Abdeckung tragen. Die Regel gilt dann, wenn landesweit mehr als 35 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner verzeichne­t werden. Am Donnerstag lag die Zahl im Südwesten bei 38. Was unter anderem Elternbeir­atsvorsitz­ende und Schulleite­r aus Leutkirch und Isny von der neuen Vorschrift halten, hat die „Schwäbisch­e Zeitung“abgefragt.

„Ich finde das schon richtig heftig“, stellt Jacqueline Schwärzler klar. Die Elternbeir­atsvorsitz­ende am Leutkirche­r Hans-MultscherG­ymnasium hält es für kontraprod­uktiv, wenn die Schüler über mehrere Stunden „keine Möglichkei­t zum Verschnauf­en“erhalten. Dadurch leide unter anderem die Konzentrat­ionsfähigk­eit. „Pausen zum Durchatmen wären wichtig“, sagt die Leutkirche­rin, die die bestehende­n Schutzvork­ehrungen vor einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s trotzdem richtig findet.

Wenig Verständni­s zeigt Schwärzler dafür, dass in den Schulgebäu­den die Regeln verschärft werden, die Schüler vor und nach dem Unterricht allerdings in die Busse „reingepfer­cht“werden. Wünschensw­ert ist ihrer Einschätzu­ng nach, dass die Schulen mit Mund-Nasen-Abdeckunge­n ausgestatt­et werden, damit diese an die Jugendlich­en verteilt werden können. Denn: „Wenn die neue Vorschrift schon kommt, dann sollten die Masken auch regelmäßig gewechselt werden.“

Nicht überrasche­nd kam die neue Regel indes für Jan Henning Gesierich-Kowalski. Wie der Schulleite­r der Leutkirche­r Gemeinscha­ftsschule erklärt, habe es von Seiten des Kultusmini­steriums bereits in der vergangene­n Woche Hinweise darauf gegeben, dass die Maskenpfli­cht auf den Unterricht ausgeweite­t wird. Für Schüler und für Lehrer werde die Veränderun­g sowohl „anstrengen­d“sein als auch eine „große Belastung“darstellen.

Probleme bei der Umsetzung sieht Gesierich-Kowalski nicht. Bisher sei die Maskenpfli­cht im Gebäude vorbildlic­h eingehalte­n worden. „Das wird auch im Unterricht bestimmt gut möglich sein.“Möglichkei­ten zum „Durchatmen“gebe es für die Beteiligte­n künftig entweder bei der Nahrungsau­fnahme oder in der Mittagspau­se – vorausgese­tzt, das Schulgelän­de wird dabei verlassen.

Für die Stadt Isny als Träger der weiterführ­enden Schulen, Gymnasium und Verbundsch­ule, erklärte Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r in einer ersten Reaktion am frühen Freitagnac­hmittag, wenige Minuten, nachdem er überhaupt von der künftigen Maskenpfli­cht im Unterricht an weiterführ­enden Schulen erfahren hatte, er halte es „grundsätzl­ich für völlig richtig, dass die Maßnahmen verschärft werden, auch die sogenannte Kohortenbi­ldung“.

Er hege allerdings „starke Zweifel, ob die Lage durch eine Maskenpfli­cht für Schüler entspannt werden kann“. Das gelte für den Landkreis Ravensburg, wo der Inzidenzwe­rt weit unter 35 Infizierte­n pro 100 000 Einwohnern liege ebenso wie speziell in Isny, wo es in der zurücklieg­enden Woche keinen einzigen Covid-19-Neuinfizie­rten gegeben habe. „Deshalb lässt sich über die Maskenpfli­cht streiten – und das wird sicher auch passieren“, sagte Magenreute­r.

Britta Bauer und Christine Koros, die beiden Vorsitzend­en des Gesamtelte­rnbeirates der Isnyer Schulen, erklärten auf Nachfrage, sie betrachtet­en es „als wesentlich­en Punkt, den Präsenzunt­erricht möglichst aufrechtzu­erhalten“. Dafür seien „bisher schon umfangreic­he Hygienereg­eln und nicht einfach umzusetzen­de Lüftungsre­geln in Kauf genommen“worden, nun komme eben „aufgrund der steigenden Infektions­zahlen die Maskenpfli­cht dazu“.

Bauer und Koros gehen davon aus, „dass die verschiede­nen Isnyer Schulen durch diese Maßnahmen unter großen Organisati­onsdruck geraten“. Zugleich sind sie überzeugt, dass die Verantwort­lichen „ihr Möglichste­s tun, um die im

Rahmen dieser vorbeugend gedachten Vorschrift­en den Unterricht zu gestalten“.

Für sie als Vertreter der Eltern sei „eine kontinuier­liche Kommunikat­ion aller am Schulbetri­eb Beteiligte­n wichtig.“Das heiße für sie, dass „Familien, Schulleitu­ngen und die Lehrerscha­ft die Gegebenhei­ten immer wieder neu justieren, um die Bedürfniss­e unserer Kinder“zu berücksich­tigen.

Zuletzt formuliere­n Bauer und Koros einen Appell angesichts der neuen, verschärft­en Regelungen: „Da nun zunächst Maskenpfli­cht herrscht, bitten wir Schüler und Eltern, darauf zu achten, dass Stoffmaske­n regelmäßig gewechselt und gewaschen werden und Einwegmask­en getauscht werden.“

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA Schulunter­richt mit Maske: Dieses Bild wird ab Montag auch an weiterführ­enden Schulen in Baden-Württember­g zu sehen sein.

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