Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Mein Schutzengel braucht mal eine Pause“
Julia Schultz erreicht als erste Frau den Explorer-Grand-Slam – Sie ist auf Skiern zum Nord- und zum Südpol gegangen
AITRACH - Um es vorweg zu nehmen: Ob Julia Schultz, Bergsteigerin und Buchautorin aus Memmingen, den Mount Everest tatsächlich in Ringelsocken bestiegen hat, wurde bei der Lesung in Aitrach nicht bestätigt. Dafür ließ sie ihr Publikum in Wort und Bild an ihren beeindruckenden Expeditionen teilhaben.
In ihrer Begrüßung stellte Berta Frey, Verantwortliche des Kulturkreises Aitrach, die Sportlerin und ihre bisherigen Höchstleistungen vor: „Sie ist die erste deutsche Frau, die den Explorer-Grand-Slam geschafft hat, die auf Skiern sowohl zum Nord- als auch zum Südpol gegangen ist, die bei Markus Lanz eingeladen war und deren Besuch bei der Frankfurter Buchmesse eingeplant war“.
Julia Schultz eröffnete die Lesung aus ihrem Buch „In Ringelsocken aufs Dach der Welt“, mit grandiosen Fotoaufnahmen ihrer Expeditionen. Begonnen hatte sie schon als Kind mit, zumeist langweiligen und unliebsamen, Wanderungen durchs Allgäu. Erst als junge Frau suchte sie wieder die Ruhe der Natur und die Herausforderungen der Berge und mutierte vom Bergmuffel zum Bergfloh, wie sie sich selbst beschreibt.
Ein hilfreicher und motivierender Partner war zu dieser Zeit Udo von der Bergschule Allgäu. Er war es auch, der die reiselustige und sehr sympathische Bergsteigerin überredete, 2007 den Kilimandscharo zu besteigen. In ihrer Buchpassage beschreibt sie darin das Eintauchen in die fremde, afrikanische Kultur, das Zusammenleben des Bergsteigerteams und die Faszination des Gipfels, der sich, nach ihren Worten: „Wie ein gezuckerter Gugelhupf“präsentierte. Insgesamt vier Tage dauerte der Aufstieg über die Rongai-Route, der vermutlich schönste Weg, den Gipfel zu erreichen. Sie ließ ihre Zuhörer wissen, wie Körperhygiene in großer Höhe aussieht, ohne Dusche, dafür mit ausreichend
Feuchttüchern, dass hartgefrorene Energieriegel unbedingt gegen Schokolade und Kekse auszutauschen sind und wie der innere Schweinehund stets überwunden werden muss, um schlussendlich die Euphorie genießen zu können, wenn man sein gewünschtes Ziel erreicht hat und ganz oben steht.
„Der Mount Everest war eigentlich nie ein Ziel von mir, zumal ich meinem Vater immer versprechen musste: Bloß keinen Achttausender“, sagte Julia Schultz und ergänzte: „Mit meiner extravaganten Art Urlaub zu machen, habe ich meiner Familie schon Einiges abverlangt“. Nachdem sie jedoch sechs Summits bestiegen und zudem beide Pole erlaufen hatte, gab es nur noch dieses eine Ziel, das ihr fehlte und so machte sie sich auf den Weg. Der Gipfel sei dabei vordergründig nicht das Ziel gewesen, vielmehr nahm sie sich vor, die tägliche Etappe zu überstehen.
Dank eines ausgezeichneten Teams, gelangte die Gruppe gesund und wohlbehalten wieder ins Tal. In diesem Zusammenhang verschweigt Schultz nicht, dass sie ihren Schutzengel mitunter schon arg strapaziert habe. Da war das schwere Erdbeben, als sie gerade auf Trekkingtour in Nepal unterwegs war, und während ihren Expeditionen erlebte sie so manchen Lawinenabgang in unmittelbarer Nähe mit. Es sei aber immer alles gut gegangen und dafür sei sie wirklich dankbar. Auf ihre künftigen Reisepläne angesprochen, überlegte Schultz nicht lange; Bhutan soll es sein. Die Mischung aus buddhistischen Sehenswürdigkeiten und ausgefallenen Trekkingtouren im Hochhimalaya seien ihr nächstes Ziel.