Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kurseelsorge wirkt in die Stadt hinein
Ökumenische Einrichtung feiert 40-jähriges Bestehen – SZ verhalf zur Jubiläumsfeier
BAD WURZACH - Seit 40 Jahren gibt es die Ökumenische Kurseelsorge Bad Wurzach. Längst wirkt sie über Rehaklinik, Kurbetrieb und Frauenund Mütterkurklinik hinaus.
Dass in diesem Jahr der runde Geburtstag gefeiert werden konnte – wenn auch wegen der Pandemie in kleinerem Rahmen (siehe unten stehenden Artikel) –, ist ein Stückweit dem Online-Archiv der „Schwäbischen Zeitung“auf www.schwaebische.de zu verdanken, wie Raimund Miller, der katholische Pastoralreferent, verrät. „Google hat bei mir immer wieder mal angefragt und wollte das Gründungsjahr meines ,Unternehmens’ wissen. Irgendwann habe ich dann mal bei der ,Schwäbischen’ recherchiert. Und ich habe einen Artikel aus dem Jahr 2005 gefunden, der über die 25Jahr-Feier berichtete“, erzählt Miller. Und so habe er gerade noch rechtzeitig vom 40-jährigen Bestehen erfahren.
Von Beginn an war die Kurseelsorge in Bad Wurzach ökumenisch organisiert. Und so ist heute neben Miller für den katholischen Bereich die Bad Waldseer Pfarrerin Verena Engels-Reiniger für den evangelischen zuständig.
Tätig ist die Kurseelsorge in der Rehaklinik der Waldburg-Zeil-Kliniken, im Kurhotel der Stadt und in der Frauen- und Mütterkurklinik der Evangelischen Müttergenesung Württemberg. „In jedem Haus sind wir dabei thematisch ein wenig anders unterwegs“, erzählt Raimund Miller. In der Rehaklinik steht das Spirituelle und Geistliche, vermittelt zum Beispiel durch Konzerte, im Vordergrund. Im Kurhotel (jetzt: Feel-Moor Gesundresort) geht es mit Themen- und Filmabenden eher Richtung Unterhaltung. In der Frauenkurklinik steht die Pflege von Körper und Seele im Mittelpunkt.
Allen drei Häusern gemein sei dabei, so freut sich Miller, dass die Kurseelsorge bei den jeweiligen Leitungen willkommen ist. „Sie nehmen uns mit unseren Angeboten gerne rein“, sagt Miller. Und die Menschen in den Einrichtungen tun dies sowieso.
Neben Veranstaltungen im mehr oder weniger großen Rahmen bieten Engels-Reiniger und Miller natürlich auch Raum für Gespräche an. „Sie müssen kein Ziel haben, wir nehmen uns einfach die Zeit zuzuhören, was für viele schon sehr wertvoll ist“, erzählt der Pastoralreferent. Wenn es sich dabei ergibt, kann der Glaube auch eine Rolle spielen.
Längst hat sich die Kurseelsorge dabei nach außen geöffnet. Viele Veranstaltungen sind auch Angebote an die Bad Wurzacher, die sie auch gerne annehmen. Neben dem schon Erwähnten ist das zum Beispiel das überaus beliebte Samstagspilgern gemeinsam mit der Aktion Kraftquelle Allgäu und den Touristinformationen des Allgäus. In der Bürgerund Gästeinformation, dem zweiwöchentlich erscheinenden sogenannten Grünen Blatt, hat die Kurseelsorge seit vielen Jahren auch ihren festen Platz.
Glücklich und dankbar ist Raimund Miller dabei über das tolle Miteinander mit örtlichen Partnern wie der Bad Wurzach Info. „Es freut uns, dass wir so viele Menschen ansprechen. Die Kurseelsorge, ich sage daher gerne auch Kultur-Seelsorge, ist ein Bereich, bei dem ich sehr dankbar bin, dass ich ihn tun darf.“
Die Corona-Pandemie hat freilich zuletzt das Veranstaltungsprogramm stark ausgedünnt. Viele Angebote dürfen derzeit nur noch im geschlossenen Kreis der jeweiligen Häuser stattfinden. Und auch das manchmal etwas anders als üblich. „In der Mütterkurklinik ist zum Beispiel das gemeinsame Singen nicht mehr erlaubt. Daher singe jetzt ich vor den Frauen, und hinterher sprechen wir über die Liedtexte. Auch das kommt sehr gut an“, erzählt Raimund Miller.
Auch die von ihm ursprünglich geplante größere Geburtstagsfeier war nicht mehr möglich. „Die Erlebniswoche ,70 Jahre Bad’ hat uns aber die Chance gegeben, das Jubiläum wenigstens ein bisschen zu begehen“, so der Pastoralreferent.
Vor 15 Jahren, zum 25-jährigen Bestehen, war noch mit einer Podiumsdiskussion bei den Bad Wurzacher Gesundheitstagen, einem Festgottesdienst in St. Verena und einem Empfang im Pius-Scheel-Haus gefeiert worden. Damals organisierten die Kurseelsorger Pastoralreferent Karlheinz Bisch und sein evangelischer Kollege Pfarrer Friedrich Reitzig die Feierlichkeiten.
Kreisdekan Pfarrer Norbert Wahl und Dekan Jochen Tolk sowie als Festprediger Monsignore Otto Bäumgärtner aus Bad Wörishofen waren zu Gast in Bad Wurzach, Kirche und Pius-Scheel-Haus vollbesetzt. Die Kurseelsorge für Menschen in therapeutischer Behandlung sei eine ganz wichtige Begleitung, hatte der Dekan in einer Ansprache hervorgehoben.
Diakon Johannes Schmidt hatte im März 1980 das Programm für die Kurgäste ins Leben gerufen. Bis dahin standen die Ortspfarrer für die Sorgen und Fragen der Kurgäste im Dienst. Die evangelische Seite blieb noch bis 1992 Aufgabe des Ortspfarrers, bis mit Pfarrer Gunther Hermann erstmals auch ein hauptamtlicher evangelischer Kurseelsorger bestellt wurde.
Der ökumenische Aspekt ist, wie bereits erwähnt, noch heute ein ganz bedeutender Pfeiler der Kurseelsorge. Raimund Miller freut sich dabei über „eine ganz tolle Zusammenarbeit“mit seiner evangelischen Kollegin. „Pfarrerin Verena Engels-Reiniger und ich ziehen an einem Strang. Natürlich ist die jeweilige Note spürbar, das darf und soll sie auch sein. Jeder bringt seine Gedanken und Stärken ein. Aber eingeladen sind immer alle. Denn letztlich ist es ja Gott, der uns einlädt.“