Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der Klinikbetrieb ruht
Corona: Gesundheitsamt ordnet die vorübergehende Schließung der Paracelsus-Klinik in Scheidegg an
SCHEIDEGG - In der Paracelsus-Klinik in Scheidegg ruht der Betrieb. Grund ist eine entsprechende Anordnung des Lindauer Gesundheitsamtes. Zuvor waren in der vergangenen Woche vier Patientinnen und vier Mitarbeiter der Klinik positiv auf Covid-19 getestet worden. Die Schließung sei „faktisch alternativlos“, sagt Klinikmanager Martin Schömig. Die meisten Patientinnen befinden sich mittlerweile zu Hause.
Die Paracelsus-Klinik hat 200 Zimmer und etwa 115 Mitarbeiter. Sie hat sich einen Ruf als deutschlandweit führende Einrichtung in der Nachbehandlung von Tumorerkrankungen erworben. Vor allem Frauen verbringen dort ihren Rehaaufenthalt.
Seit Bekanntwerden der Pandemie hat die Klinik laut Schömig auf ein umfangreiches Hygienekonzept gesetzt. Unter anderem mussten Patienten vor der Aufnahme einen höchstens 72 Stunden alten CoronaTest vorweisen oder sie mussten sich vor Ort testen lassen. Die Quelle für die Infektionen lässt sich laut Schömig nicht hundertprozentig nachvollziehen. „Es bleibt ein Stück weit immer Spekulation.“
Nach den positiven Covid-Fällen hat das Gesundheitsamt alle Kontaktpersonen in häusliche Quarantäne geschickt. Vorsichtshalber hat die Klinik bereits am Freitag Reihentests bei allen Patienten und den Mitarbeitern durchgeführt, die im Haus waren oder kurzfristig in die Klinik kommen konnten. Alle anderen werden in dieser Woche nachgetestet, kündigt Schömig an.
Am Samstag erhielt die Klinik vom Gesundheitsamt die Anordnung, den Betrieb vorübergehend zu unterbrechen. Alle Patienten seien umgehend darüber informiert worden, schildert Schömig. Außerdem hat die Klinik sie gebeten, schnellstmöglich abzureisen. Stand Sonntag waren nur noch 32 Patienten im Haus. „Wir rechnen damit, dass bis Dienstag alle ihre Heimreise angetreten haben“, sagt Schömig. Eine sichere Reise müsse aber in jedem Fall gewährleistet sein.
Die Klinik hat auch die zuständigen Gesundheitsämter der Patienten informiert. Sie wurden zudem gebeten, sich zu Hause in freiwillige, häusliche Quarantäne zu begeben und die Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, bis sich das zuständige Gesundheitsamt bei ihnen meldet. Nur das kann eine Quarantäne anordnen.
Am Mittwoch will die Klinik noch einmal alle Mitarbeiter testen. Sollten dort keine neuen Covid-Fälle auftauchen, rechnet Schömig damit, am 9. November den Betrieb wieder langsam hochfahren zu können, „in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt“.
Der Klinikmanager steht hinter der Entscheidung der Behörde. Zur vollständigen Unterbrechung des Betriebes habe es keine Alternative gegeben. „Eine vollständige Isolation der Patienten über viele Tage wäre nicht zumutbar. Eine Rehabilitation, die diesen Namen verdient, ist unter diesen Umständen nicht durchführbar“, sagt Schömig. Zudem gelte es angesichts steigender Infektionszahlen, alles zu tun, um eine weitere Verbreitung des Virus’ zu verhindern. Schömig: „Als Klinikbetreiber sind wir hier in besonderem Maße gefordert, können jedoch auch besonders schnell und professionell mit einer solchen Situation umgehen.“