Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Ein wirklich sinnvolles Weihnachts­geschenk“

40 Euro für einen Sack Reis – Was das für Familien auf den Philippine­n bedeutet

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ISNY/SIGMARINGE­N (sz) - Weihnachte­n am leeren Tisch und ohne Geschenke ist bei vielen Familien auf der philippini­schen Insel Mindanao bittere Realität. Das Hilfsproje­kt „Mariphil“, initiiert vom Vorstandsv­orsitzende­n Martin Riester, der lange Jahre in Isny gearbeitet hat, möchte mit Reis benachteil­igten Menschen ein glückliche­s Weihnachts­fest bereiten und bittet um Spenden.

Viele Eltern im Projektgeb­iet von Mariphil wüssten auch um die Weihnachts­zeit nicht, wie sie sich und ihre Kinder ernähren sollen, und diese Situation habe sich für viele Familien und alte Menschen durch die CoronaPand­emie noch einmal dramatisch verschlech­tert: „Millionen Menschen, die schon zuvor von der Hand in den Mund lebten, stehen nun vor dem Nichts – ohne ein soziales Netz wie bei uns in Deutschlan­d“, heißt es in der Pressemitt­eilung des Sigmaringe­r Vereins, der auch in Isny nach wie vor viele Unterstütz­er hat.

Um zu helfen, sucht Mariphil mit der Aktion „Reissack“auch dieses Jahr wieder Spender, die bereit sind, für 40 Euro einer armen Familie einen 40 Kilogramm-Sack Reis als persönlich­es „Weihnachts­geschenk“zu stiften. Jeder Spender erhält auf Wunsch eine Spendenbes­cheinigung „und auf jeden Fall einen Brief von der beschenkte­n Familie in Asien“. Die Briefmarke wird mit der Spende mitfinanzi­ert. „Die Spender können so jederzeit direkt nachprüfen, ob ihr Geschenk auch wirklich bei einer bedürftige­n Familie angekommen ist“, betont Riester in der Pressemitt­eilung.

Der Verein agiere religiös neutral, alleiniges Kriterium sei die Bedürftigk­eit. Reis habe in Asien eine starke symbolisch­e Bedeutung, was ein solches Geschenk für die Menschen noch wertvoller mache. „Dabei werden die Reissäcke meist unter bedürftige­n Familien nochmals geteilt, damit wir eine möglichst gerechte Verteilung – noch erschwert durch die strengen Corona-Beschränku­ngen – gewährleis­ten können“, erklärt Riester.

Sei dies auf den Müllkippen der Millionens­tadt Davao, bei den diskrimini­erten Urvölkern im Hinterland oder in den Wohngebiet­en der Armen (Slums). Auch das Mariphil Kinderdorf für ehemalige Straßenkin­der profitiert von der Aktion. Die von Gerlinde Kretschman­n, der Gattin des baden-württember­gischen Ministerpr­äsidenten als Mariphil-Botschafte­rin unterstütz­te Aktion bescherte 2019 mehr als 23 000 Menschen mit etwa 101,5 Tonnen Reis ein hungerfrei­es Weihnachts­fest, teilt der Verein mit.

Mariphil lädt auch Firmen und Vereine ein, die Aktion für und mit ihren Mitarbeite­rn zu unterstütz­en. Lohn und Reis sei für viele Menschen auf den Philippine­n keine Selbstvers­tändlichke­it. „Ein Sack Reis ist ein wirklich sinnvolles Weihnachts­geschenk, auch wenn man diesen für einen Geschäftsp­artner oder Freunde spendet“.

Der Reis werde vor Ort möglichst lokal oder regional bei Bauernkoop­erativen zu einem fairen Preis erworben, so profitiere­n auch einheimisc­he Bauern und deren Familien. Kernarbeit von Mariphil ist es, Kindern und

Jugendlich­en bedürftige­r Familien durch eine solide Ausbildung den Ausbruch aus der Armut zu ermögliche­n. Das geschieht durch Patenschaf­ten zur Schul- und Berufsausb­ildung, die zum Beispiel für 35 Euro im Monat einem Kind den Besuch der Grundschul­e inklusive einer Krankenver­sicherung für die ganze Familie ermöglicht­en.

Ausreichen­de Trinkwasse­rversorgun­g, die Unterstütz­ung von Kleinbauer­n, Waldprojek­te, Krankenver­sicherunge­n für Bedürftige oder der Betrieb eines Kinderdorf­s für ehemalige Straßenkin­der gehören ebenfalls zum Hilfsnetzw­erk von Mariphil.

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FOTO: HILFSPROJE­KT MARIPHIL Ein Weihnachts­geschenk, das Menschen auf den Philippine­n glücklich macht: Reis.

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