Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Alte Pfennigfuchser
Rentner in Baden-Württemberg haben laut Umfrage mehr Erspartes als der Bundesschnitt
RAVENSBURG - Der Schwabe gilt gemeinhin als sparsam. Dieses Klischee dürfte einen wahren Kern haben – zumindest, was das Sparverhalten alter Menschen in Baden-Württemberg angeht. Denn den Rentnern im Südwesten geht es verglichen mit dem Bundesschnitt finanziell deutlich besser. Viele haben viel Geld auf der hohen Kante und können sogar noch im Alter monatlich etwas beiseitelegen. Außerdem nennen fast drei Viertel der baden-württembergischen Rentner eine Immobilie ihr eigen – knapp zehn Prozent mehr als im Bundesschnitt. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Immobilienplattform Heimkapital, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt.
In der repräsentativen Studie wurden mehr als 1500 Senioren ab 65 Jahren befragt. Für einen Großteil von ihnen ist das Sparen im Alter schwierig: Fast die Hälfte der Rentner in Deutschland gehen laut Umfrage mit weniger als 10 000 Euro Sparguthaben in die Rente und mehr als 17 Prozent können während der Rentenzeit kein Geld zurücklegen.
Die Senioren in Baden-Württemberg stehen im Vergleich deutlich besser da: Hier können nur 14 Prozent der Rentner monatlich gar nichts sparen und auch die Zahl der Senioren, die bei Renteneintritt weniger als 10 000 Euro gespart haben, ist niedriger. Dagegen haben viele ein nennenswertes Vermögen angehäuft: Fast ein Drittel gab an, 50 000 Euro oder mehr Erspartes zu haben, 17 Prozent haben sogar Reserven über 100 000 Euro. Neben den geografischen Unterschieden ist das Sparvermögen der deutschen Rentner auch bei den Geschlechtern ungleich verteilt: Frauen haben laut der Umfrage zum Renteneintritt tendenziell häufiger als Männer niedrigere Sparguthaben.
Erhebliche Abweichungen zeigen sich auch im Sparverhalten der Senioren nach Renteneintritt: Immerhin jeder zehnte Rentner im Südwesten kann mehr als 1000 Euro pro Monat sparen – doppelt so viele wie im Rest der Republik. Eine Gemeinsamkeit gibt es hingegen beim Betrag, den Senioren am häufigsten monatlich zurücklegen: Sowohl in Baden-Württemberg als auch auf Bundesebene kann laut Umfrage jeder vierte Rentner zwischen 200 und 500 Euro pro Monat sparen.
Für finanzielle Belastung sorgt häufig das Eigenheim: So haben knapp drei von zehn der Befragten bei Rentenstart noch eine Restschuld auf ihrer Immobilie. Dafür haben Hausbesitzer oft auch mehr gespart: Wer keine Immobilie hat, geht laut Umfrage tendenziell mit weniger Sparguthaben in Rente als Immobilienbesitzer und legt auch weniger zur Seite. In Baden-Württemberg gibt es indes besonders viele Senioren, die eine Immobilie ihr eigen nennen können: 72 Prozent besitzen ein Eigenheim, auf ganz Deutschland hochgerechnet sind es nur 65 Prozent.
Die Rentner im Südwesten stecken aber nicht nur tendenziell mehr Geld in die eigenen Reserven, sie geben auch mehr aus. 47 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie mehr als 2000 Euro pro Monat für den Lebensunterhalt brauchen. Bundesweit sind es nur 41 Prozent. Dafür erhalten in Baden-Württemberg aber mehr Menschen eine hohe Rente oder Pension: Jeder Siebte gab an, zwischen 2500 und 3000 Euro zu bekommen. Sechs Prozent haben sogar ein Pensionsoder Renteneinkommen von mehr als 4000 Euro im Monat.
Für so manchen Senioren reicht das, was er durch die Rente einnimmt, allerdings nicht aus. Etwa jeder Zehnte gab an, zusätzlich noch erwerbstätig zu sein – am ehesten betrifft das die 65- bis 74-Jährigen. Während jeder Vierte davon nicht deshalb arbeitet, um Geld zu verdienen, ist bei knapp einem weiteren Viertel das Gegenteil der Fall: So gaben 22 Prozent an, sich Geld zur Rente hinzuverdienen zu müssen. Frauen betrifft dies noch deutlich häufiger als Männer.
Die Senioren, die sich ein Vermögen ansparen können, haben zumeist klare Vorstellungen, was mit dem Geld passieren soll. Verbreiteter als im Bundesschnitt ist im Südwesten das Vorhaben, das Ersparte an die Nachkommen weiterzugeben: 38 Prozent – und damit der überwiegende Großteil – der Rentner gaben in der Umfrage an, das meiste von ihrem Vermögen vererben und nur einen kleinen Teil selbst nutzen zu wollen. Im Bundesschnitt möchten das nur 31 Prozent. Passend dazu ist Baden-Württemberg laut Umfrage auch das Bundesland, in dem die Anzahl der Rentner, die ihr Vermögen zu Lebzeiten komplett für sich selbst ausgeben wollen, am niedrigsten ist.