Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Lokaler Fokus auf ein regionales Geldinstitut
Jährliches Isnyer „Firmengespräch“zwischen Stadtoberen und Volksbank-Vorständen
ISNY - Der Austausch zwischen der Spitze der Isnyer Stadtverwaltung und der Führungsriege der Volksbank Allgäu-Oberschwaben (VBAO) beim „Firmengespräch“gewährt jedes Jahr interessante Einblicke in die wirtschaftlichen Entwicklungen im württembergischen Allgäu.
Heuer kam ein Kennenlernen hinzu: Artur Kling, VBAO-Regionalmarktdirektor Isny/Kißlegg, stellte sich als neues Vorstandsmitglied der örtlichen Wirtschaftsinitiative „Isny Aktiv e.V.“vor. Und Katharina Haug, die zum Jahreswechsel im Isnyer Rathaus sowohl die Leitung des Bauamtes als auch die Wirtschaftsförderung übernimmt, saß erstmals mit in der Runde; als Nachfolgerin von Claus Fehr, der seinen letzten zumindest offiziellen beruflichen Termin in der Isnyer VBAO-Hauptstelle in der Bergtorstraße wahrnahm.
Deren Abriss und der Bau eines „komplett neuen Gebäudes“war natürlich ein Thema, das Fehr, Bürgermeister Rainer Magenreuter, die VBAO-Vorstände Werner Mayer und Josef Hodrus aus Isny sowie weiteren Beteiligten schon lange diskutieren – bislang hinter den Kulissen.
Werner Mayer dankte artig für die „wohlwollende Begleitung durch die Kommune“, kündigte „Wohnungen und Flächen für interessante gewerbliche Mieter“an, und betonte, dass die Planung für „eine Anbindung zum Hallgebäude mittelfristig mit allen Beteiligten“, den Nachbarn wie auch den derzeitigen Mietern im
Altbestand, abgeschlossen werden solle. Als die Firmengesprächsrunde über die Bankenarchitektur im Nachkriegsdeutschland zu witzeln begann – dass die hässlichsten Gebäude in Stadtkernen entweder von Sparkassen oder Volksbanken errichtet worden sein dürften –, betonte Vorstandssprecher Josef Hodrus, die VBAO sei sich ihrer „Verantwortung bewusst“, was die Isnyer Altstadt betreffe.
Kollege Mayer ergänzte, der „Gestaltungsbeirat“sei mit im Boot: „Wir wollen was Vernünftiges bauen.“ Konkreter wurde er nicht; auch nicht auf die Frage nach dem Zeitrahmen: „Wir haben keinen Druck.“
Denn obwohl „energetisch eine Katastrophe“, werde das Bestandsgebäude mit seinem Platzangebot seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder komplett genutzt. Nach der Fusion mit der Leutkircher Bank war noch über Untervermietungen nachgedacht worden. Jetzt arbeiten in der Hauptstelle „über 20 Leute“, die Stammmannschaft in Isny liege bei „über 30“, die „nur aufs Kundengeschäft“ausgerichtete Filiale am Wassertor
mit eingerechnet, erklärte Artur Kling. Und leitete auf die Zahlen des Regionalmarktes Isny/Kißlegg über: Die hiesigen 12 982 Mitglieder (ein Plus von 0,4 Prozent unter den 53 839 Mitgliedern insgesamt) verfügten über Einlagen in Höhe von rund 430 Millionen Euro.
Hodrus nannte dies eine „sehr große Marktdurchdringung“, die von Dezember 2019 bis zum 30. Juni 2020 um 2,2 Prozent gewachsen sei. Mayer ergänzte mit Blick auf das gesamte VBAO-Geschäftsgebiet: „Fast ein Viertel des Kreditvolumens kommt aus Isny.“Die liege, das komplette Einzugsgebiet umfassend, bei 3,6 Prozent im ersten Halbjahr 2020 – auf fast 1,79 Milliarden Euro an Aktiva. Über weitere, überregionale Zahlendetails hat die „Schwäbische Zeitung“bereits rund um die virtuelle Vertreterversammlung der VBAO berichtet.
Regionalmarktdirektor Kling waren allerdings die 18 000 Euro an Soforthilfe wegen der Corona-Pandemie wichtig zu erwähnen, die allein in Isny an Vereine (bei rund 600 in seinem Geschäftsgebiet) und gemeinnützige Organisationen ausbezahlt worden seien. Als „CoronaKredite“habe die Bank hier 17 Millionen Euro vergeben. Tilgungsaussetzungen per 30. Juni seien in Höhe von 7,99 Millionen Euro beantragt worden, wovon 6,3 Millionen Euro auf Firmenkunden entfielen.
Von den Stadtoberen nach Perspektiven angesichts der Pandemie gefragt, erklärte Werner Mayer: „Risiko ist unser Geschäftsmodell, jeder erwartet eine kritische Phase in den nächsten zwei Jahren“, doch die „Indikationen“seien überschaubar und „Corona nur ein Puzzlestück“. Die VBAO sehe „keine Belastung über Gebühr“. Generelle „Einflussfaktoren der Märkte“für die weitere Entwicklung lägen neben der Pandemie in den Bereichen „Nachhaltigkeit, Landwirtschaft, Mobilität, EuropaKrise samt Brexit und weltweite Unruhen und Krisenherde“. Dem setze die Bank bewährte „Wettbewerbsfähigkeit, Veränderungsfähigkeit und Gewinnfähigkeit“entgegen.