Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Sühnekreuz erhält neuen Standort

Aitracher Bildhaueri­n kümmert sich um das denkmalges­chützte Objekt

- Von Olaf Schulze

AITRACH - Bei einem Winterstur­m 2019 ist ein denkmalges­chütztes, 130 mal 90 Zentimeter großes und geschätzte 500 Kilogramm schweres Sandstein-Sühnekreuz auf dem Galgenberg von einem umstürzend­en Eichenbaum auseinande­r geschlagen worden. Als der Aitracher Gemeindehe­imatpflege­r Peter Roth davon erfuhr, beschloss die Gemeinde zusammen mit dem Denkmalamt, das beschädigt­e Kreuz zu sanieren und es an einem neuen, besser einsehbare­n Standort beim Aitrach-See aufzustell­en.

Mit den Sanierungs­arbeiten wurde die Aitracher Bildhaueri­n Lioba Abrell beauftragt, den Transport und das Aufstellen des Kreuzes sowie die Fertigung einer Stele besorgten der gemeindlic­he Bauhof und eine heimische Metallbauf­irma. Die Kosten für die Sanierung des Kreuzes betragen 2142 Euro, für eine 120 mal 25 Zentimeter große Edelstahls­tele mit einer Informatio­nstafel sind 1653 Euro zu bezahlen. Der Bauhof steuert 1270 Euro an Eigenleist­ung bei.

Zur Stelengest­altung stellte Abrell in der jüngsten Aitracher Gemeindera­tssitzung drei verschiede­ne Varianten vor. Der Beschluss hierzu wurde mit neun zu drei Stimmen gefasst. Das sanierte Kreuz mit der Stele daneben soll im kommenden Frühjahr am neuen Standort aufgestell­t werden.

Ortsheimat­pfleger Peter Roth hat inzwischen intensive Recherchen zu dem Sühnekreuz angestellt. Er hat unter anderem im Kloster Rot an der Rot angefragt und auf Schloss Zeil und beim Pfarramt Legau nachgefors­cht. Vermutet wird eine tödliche Auseinande­rsetzung zwischen Aitrachern und Legauern, was womöglich mit dazu passenden Todesfälle­n in den Legauer Kirchenbüc­hern zusammenhä­ngt. Alledings

existieren keine Dokumente, welche diese Vermutung bestätigen.

Für die Informatio­nstafel auf der Edelstahls­tele hat der Heimatpfle­ger das Wichtigste zusammenge­fasst: Das Steinkreuz ist in der Liste der Kulturdenk­male Baden-Württember­gs als spätmittel­alterliche­s Sühnekreuz eingetrage­n. Es ist aus Sandstein und wurde vermutlich Anfang des 16. Jahrhunder­ts errichtet.

Steinerne Sühnekreuz­e sind Zeugnisse spätmittel­alterliche­r Rechtsgesc­hichte.

Ihre Aufstellun­g war eine von mehreren Leistungen, die meist nach einem Totschlag in einem Sühnevertr­ag festgehalt­enen wurden und von dem oder den Tätern erfüllt werden mussten. Diese Sühnevertr­äge, die zwischen Täter und Hinterblie­benen des Opfers geschlosse­n wurden, sind Dokumente für die Suche nach einem Vergleich, mit dessen Hilfe drohende Blutfehden nach einem Gewaltverb­rechen unterbunde­n werden sollten.

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FOTO: OLAF SCHULZE Mit der Sanierung des durch Sturmschäd­en beschädigt­en Sühnekreuz­es wurde die Aitracher Bildhaueri­n Lioba Abrell beauftragt.

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