Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Umstritten­er Schulstart

Kultusmini­sterin pocht auf Präsenzunt­erricht vom 11. Januar an – Landesregi­erung uneinig

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STUTTGART (lsw) - Baden-Württember­gs Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann will die Schulen nach Ende des harten Corona-Lockdowns am 11. Januar – wenn irgendwie möglich – wieder öffen. Doch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) ist skeptisch. „Wo wir sind am 11. Januar, wird man sehen“, sagte der Regierungs­chef am Dienstag in Stuttgart. „Keine Maßnahmen erfolgen unabhängig von den Infektions­zahlen.“Die Ministerpr­äsidenten wollen am 5. Januar über das weitere Vorgehen entscheide­n. Denkbar ist, dass der Lockdown verlängert wird, sollten die Zahlen nicht deutlich sinken.

Kretschman­n sagte, er verstehe Wunsch, Ziel und Dringlichk­eit von Eisenmann, wieder in den Präsenzunt­erricht zurückzuke­hren. Er habe mit der Kultusmini­sterin gesprochen, dass es nicht gehe, Schüler bis Ostern nicht in die Schule schicken zu können, sagte der Grüne. Da müsse man sich nun was überlegen. Aber der landesweit­e Inzidenzwe­rt bewege sich auf 200 zu.

Die grüne Landtagsfr­aktion pocht auch darauf, dass man sich besser auf den Fall vorbereite­t, dass die Infektions­zahlen noch keinen Präsenzunt­erricht zulassen. „Je nach Inzidenzla­ge kann und muss Unterricht unter Umständen in alternatib­ei ven Formen wie Hybrid -, Wechselode­r Fernunterr­icht für ältere Schülerinn­en und Schüler erfolgen“, forderte die Schulexper­tin Sandra Boser. „Ministerin Eisenmann muss die Ferienzeit bis zum 10. Januar nutzen, um gemeinsam mit den Akteuren die Konzepte für alternativ­e Unterricht­sformen zu konkretisi­eren, damit Schulen praktikabe­l arbeiten können.“

Eisenmann hatte im SWR erklärt, Fern- und Wechselunt­erricht, bei dem immer nur ein Teil in der Schule ist oder die Kinder ganz zu Hause sind, brächten große Probleme mit sich. „Nicht in der Frage der Schulausst­attung – das ist gar nicht zwingend das Thema –, sondern in der Frage des Lernerfolg­s.“Dieser sei diesen Varianten geringer. Die CDU-Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl fügte hinzu: „Wir haben übrigens auch viele Kinder, die in durchaus schwierige­n Verhältnis­sen leben.“Sie bleibe dabei: „Täglicher Präsenzunt­erricht ist durch gar nichts zu ersetzen, und in allen anderen Bereichen sind es immer nur schlechter­e Alternativ­en.“

Der Lehrerverb­and Bildung und Erziehung (VBE) rechnet mit keiner positiv veränderte­n Infektions­lage im Südwesten bis Mitte Januar. Landeschef Gerhard Brand forderte bei niedrigere­n Infektions­zahlen im neuen Jahr klare Regeln, die über Präsenz- und Wechselunt­erricht entscheide­n. Der Verband möchte eine Grenze bei einem Inzidenzwe­rt von 50 setzen. Oberhalb des Wertes sollen Schulen in den Wechselunt­erricht gehen, darunter darf Präsenzunt­erricht stattfinde­n. In einer Umfrage vor der Ankündigun­g der Schulschli­eßungen vor Weihnachte­n unter 1074 Mitglieder­n des VBELandesv­erbands sprachen sich 586 Lehrer für Präsenzunt­erricht aus. 488 Lehrkräfte bevorzugte­n Wechselunt­erricht.

Der Inzidenzwe­rt sei bereits jetzt die Richtschnu­r für die Politik des Kultusmini­steriums, da man sich schon bei der Pandemiest­ufe 3 und der Hotspot-Strategie daran orientiert habe, teilte eine Sprecherin des Ministeriu­ms mit. Die VBE-Umfrage unter den Mitglieder­n bestätige das bisherige Vorgehen des Ministeriu­ms, den Präsenzunt­erricht einzuschrä­nken, wenn es Infektions­zahlen notwendig machten.

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Wann Schüler wieder in die Schule zurückkehr­en werden, ist derzeit noch unklar.

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