Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Einzelhändler beklagen schlechten Informationsfluss
Kleiner Kaufrausch in Leutkirch am Montag – Lockdown zwingt die Geschäfte nun zum Schließen
LEUTKIRCH - Schnell vor dem zweiten Lockdown noch Geschenke einkaufen – das haben sich in den vergangenen zwei Tagen wohl zahlreiche Menschen gedacht, die noch schnell versäumte Einkäufe nachgeholt haben. Die „Schwäbische Zeitung“erkundigte sich bei verschiedenen Leutkircher Einzelhändlern nach den Umsätzen der vergangenen Tage sowie nach den finanziellen Auswirkungen des Lockdowns.
Ganz unter dem Motto „Kurz vor zwölf“haben zahlreiche Einkaufsfreudige vor dem zweiten Lockdown noch die Möglichkeit genutzt, um am Montag und am Dienstag bisher versäumte Weihnachtseinkäufe nachzuholen. Insbesondere am Montag war viel los. Hier gestaltete sich das Verkaufsverhalten offenbar als kleiner Kaufrausch. Der Dienstag brachte laut Aussagen der verschiedenen Einzelhändler zwar sehr gute Verkaufsergebnisse, die jedoch mit den Umsätzen am Montag nicht vergleichbar seien. Das liege möglicherweise daran, dass montags der beliebte Wochenmarkt stattfindet, der regelmäßig zahlreiche Besucher in die Innenstadt lockt.
„Wir konnten innerhalb der zwei Tage eindeutig mehr Kunden verzeichnen als bisher. Ich denke, manche hatten schon so eine Art Torschlusspanik, das zeigte sich besonders am Montag“, sagte
vom gleichnamigen Spielwarengeschäft in der Marktstraße, der sich hinsichtlich der aktuellen Situation in Summe gerechnet über seinen bisherigen Weihnachtsumsatz nicht beklagt, jedoch die von der Regierung angeordnete Schließung bis zum 10. Januar mehr als bedauert. „Wir hätten schon noch genügend Waren da. Außerdem stellen wir als kleines Geschäft gegenüber Großunternehmen keinen Infektionsherd dar“, erklärte Zorn. Die Schwierigkeit dabei sei, dass es Spielwaren gebe, die einfach in so einer schnelllebigen Zeit, wie sie derzeit vorherrscht, schon bald als Ladenhüter gelten würden.
Aber was genau passiert mit diesen? „Uns bleibt nichts anderes übrig, als Spielwaren, die nicht mehr ganz aktuell sind, zu einem Sonderpreis zu verkaufen“, sagte der Spielwarenhändler. Von der Regierung und deren Zusage für finanzielle Hilfen ist Zorn enttäuscht. „Wir wissen bis jetzt noch nicht, wie die Hilfen beziehungsweise die steuerlichen Abschreibungen genau aussehen sollen.“
Ähnlich betrachtet auch
vom gleichnamigen Leutkircher
Sportgeschäft die Situation: „Ob ich Hilfen und in welcher Höhe bekomme, ist mir unklar, denn momentan weiß keiner, was genau gilt, da es ja keinerlei aussagekräftige und detailgenaue Informationen zur finanziellen Unterstützung gibt.“Zum bisherigen Weihnachtsumsatz äußerte sich Dörner wie folgt: „Im alpinen Bereich geht gar nichts mehr. Zum Glück sehen die Umsätze in den Abteilungen Langlauf- und Skitourenausstattungen ganz gut aus.“
Teure Parfüms sowie ausgewählte Kosmetikprodukte kommen immer wieder gerne unter den Weihnachtsbaum. „Am Montag durften wir einen Kaufrausch erleben. An diesem Tag konnten wir gegenüber anderen Tagen einen mehr als doppelten Umsatz erzielen“, erzählte Verkäuferin in der Parfümerie Bittel in der Marktstraße. Der Dienstagsumsatz sei zwar nicht schlecht gewesen, habe das Montagsergebnis jedoch bei Weitem nicht erreicht. „Jetzt hoffen wir nur noch, dass unser Lieferservice etwas Geld in die Kasse bringt. Ansonsten versuchen wir das Beste aus der gesamten Situation zu machen“, sagte die Verkäuferin. „Wir sind sehr traurig, wie das alles gekommen ist, da die Weihnachtszeit immer für uns das beste
Umsatzgeschäft mit sich bringt. Ganz klar ist für uns jedoch, dass die Gesundheit vorgeht.“
Den Blick nach vorne richtet auch
vom Modegeschäft Oberem in der Leutkircher Innenstadt, die sich wie ihre Geschäftskollegen hinsichtlich der Corona-Situation über das bisherige Weihnachtsgeschäft nicht beklagt und die Situation so nimmt, wie sie jetzt ist: „Wir lassen jetzt zwangsbedingt erst mal Ruhe einkehren und freuen uns bereits jetzt schon darauf, unsere Kunden ab dem 10. Januar, hoffentlich gesund wieder bedienen zu dürfen. Jetzt heißt es nur noch nach vorne schauen, denn was seit Beginn des Ausbruchs von Corona passiert ist, können wir nicht mehr ändern. Schön wäre es gewesen, wenn die Zwangsschließung erst ab nächster Woche gegolten hätte“, bedauert die Geschäftsführerin.
Zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken gehört auch Literatur in verschiedener Form. Das weiß
Filialleiterin des Buchladens Osiander in der Fußgängerzone, die sich sehr über das Verkaufsergebnis vom Montag freut. „Bei uns hat es am Montag einen absoluten Boom gegeben, mit dem wir nie gerechnet hätten. Unsere Erwartungen in der aktuellen Situation wurden komplett übertroffen“, erzählte Schulte, die trotz der Pandemie über einen guten Weihnachtsumsatz berichtete. „Wir haben sehr stark bemerkt, dass die Leute schon gerne lokal einkaufen, um damit den Leutkircher Einzelhandel zu unterstützen“, sagte die Filialleiterin. Eines bedauert sie jedoch: „Eigentlich wollten wir vor unserem Laden einen Abholservice einrichten. Wir wissen bis jetzt aber nicht, ob wir das dürfen oder nicht.“
In einem Punkt sind sich alle Befragten einig: Die Zwangsschließung bis zum 10. Januar bedeutet für alle nicht nur einen erheblichen Verlust, sondern auch Verdruss. Da hilft nur das Eine: der Blick nach vorne.