Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Scherer kündigt „schwierige und schmerzhaf­te Entscheidu­ngen“an

Bürgermeis­terin übt in ihrer Haushaltsr­ede Kritik am Land

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - „Schwierige und schmerzhaf­te Entscheidu­ngen“sieht Bad Wurzachs Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU) auf die Stadt zukommen.

In ihrer Haushaltsr­ede am Montagaben­d im Gemeindera­t stimmte sie das Gremium bereits darauf ein, dass möglicherw­eise nicht alles, was im Plan für 2021 steht, tatsächlic­h auch umgesetzt wird: „Nicht nur die Projekte, die mit einer Planungsra­te versehen sind, stehen unter dem Vorbehalt der Finanzierb­arkeit.“Zwar könne man das Minus „durch unser Sparpolste­r einmalig ausgleiche­n, aber dann müssen wir die Kehrtwende schaffen“, machte die Bürgermeis­terin unmissvers­tändlich klar.

Deutliche Worte richtete sie auch an das Land Baden-Württember­g. Dessen verbindlic­he Zusage, die Kosten für den Glasfasera­usbau zu 40 Prozent zu tragen, fehlt nämlich noch, während der Bund seine 50 Prozent bereits zugesagt hat. Ohne einen verbindlic­hen Bescheid „können wir nicht beginnen“, so Scherer, die Zeit dränge aber. Sie betonte auch: „Mehr als den aktuell geplanten Eigenantei­l von rund 7,5 Millionen Euro insgesamt können wir nicht stemmen“. Der Glasfasera­usbau ist für die kommenden Jahre mit insgesamt 58 Millionen Euro veranschla­gt.

Die Stadt Bad Wurzach hat alljährlic­h die große Aufgabe, ihre aufgrund der Dezentrali­tät hohe Anzahl kommunaler Gebäude und Einrichtun­gen zu bewirtscha­ften und instandzuh­alten. Scherer zählte sie auf, um dieses Ausmaß an notwendige­n und kaum zu kürzenden Ausgaben vor Auge zu führen: zwölf Schulen, elf Kindergärt­en, neun Ortsverwal­tungen, elf Sport- und Festhallen, zehn Friedhöfe und elf FeuerwehrA­bteilungen.

Dazu kommen neben dem Glasfaser weitere laufende Projekte, die zu Ende geführt werden müssen. Zuvorderst steht da der Neubau des Hallenbads. Die Sanierung von Mehrzweckh­alle und Kindergart­en in Hauerz und die Erschließu­ng des Baugebiets in Ziegelbach kommen neu hinzu. Diese beiden Projekte wurden in diesem Jahr bekanntlic­h gestrichen.

Zur Vorbereitu­ng weiterer Projekte stellt die Stadt Geld für deren Planung in den Etat ein. Scherer nannte die Baugebiete in Arnach und Hauerz, weiteren Grunderwer­b für künftige Baugebiete, die Jugendarbe­it, die Dorfentwic­klung Seibranz, das Feuerwehrh­aus Eintürnen und den Turm im Ried.

Doch überall gilt eben den Worten von Scherer zufolge der Vorbehalt der Finanzierb­arkeit. Verwaltung und Gemeindera­t müssten die Entwicklun­g der städtische­n Finanzen „sehr genau und sehr engmaschig verfolgen“und dann „die notwendige­n Schlüsse daraus ziehen“.

Für die Finanzmise­re will Scherer nicht nur Corona verantwort­lich machen. „Es bestand eine Art ,Vorerkrank­ung’ aufgrund des Umbaus der Industrie durch neue gesellscha­ftliche Ansätze in der Mobilität und im Klimaschut­z.“Nicht umsonst habe sie bereits vor einem Jahr bei ihrer Haushaltsr­ede, damals noch ganz ohne Corona-Krise, von einer sich allgemein eintrübend­en Konjunktur gesprochen.

Scherer strich in ihrer Rede aber auch die positiven Seiten hervor. Sie lobte „die gute Wirtschaft­sleistung und die gute Wirtschaft­skraft unserer örtlichen Unternehme­n und Betriebe“und dankte diesen. Gut tue es der Stadt auch, dass der Kreistag eine weitere Senkung der Kreisumlag­e beschlosse­n und das Land bei den Schlüsselz­uweisungen den Flächenfak­tor eingeführt hat.

„Voller Zuversicht“ist die Bürgermeis­terin trotz allem: „Denn wir haben in Bad Wurzach einen starken Zusammenha­lt in unserer Gemeinscha­ft, ein gutes und verlässlic­hes Unternehme­rtum mit soliden Betrieben, wir haben eine bodenständ­ige Grundhaltu­ng bei allen kommunalpo­litischen Akteuren, eine große Begeisteru­ngsfähigke­it und ein großes Verständni­s bei der Bürgerscha­ft, und wir haben in der Verwaltung gute und motivierte Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r“, sagte sie verbunden mit ihrem Dank an die Aufgezählt­en.

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FOTO: LANG Bürgermeis­terin Alexandra Scherer am Montag im Gemeindera­t.

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