Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Startschwierigkeiten ja, Chaos nein
Wiedereinstieg in den Fernunterricht an Leutkircher Schulen – Warten auf die nächste Politik-Entscheidung
LEUTKIRCH - Der Beginn des erneuten Fernunterrichts verlief am Montag an vielen Schulen in Baden-Württemberg nicht reibungslos (SZ berichtete). Grund waren Ausfälle bei der Lernplattform Moodle. Auch in Leutkircher Schulen gab es deswegen Startschwierigkeiten, wie mehrere Schulleiter auf SZ-Anfrage berichten. Man habe aber schnell reagiert und bereits am Dienstag sei wieder alles relativ gut gelaufen. Insbesondere hätten auch alle Schüler Zugang zu einem passendem Endgerät. Ob Grundschüler und Abschlussklassen nächste Woche wieder an die Schule kommen, entscheidet das Kultusministerium diesen Donnerstag.
„Klarheit – und das am besten nicht nur für eine Woche“, erhofft sich Jan Henning Gesierich-Kowalski, Leiter der
von dieser anstehenden Entscheidung. Die Gemeinschaftsschule sei auf jeden Fall auf alle Varianten – Fern- Präsenz- oder Wechselunterricht – vorbereitet.
Von den Bild- und Tonausfällen bei der Lernplattform Moodle war am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien auch die Gemeinschaftsschule betroffen. „Ja, am Montag war es sehr chaotisch“, sagt Gesierich-Kowalski. Aber da man damit gerechnet habe, dass zum Start nicht alles reibungslos läuft, habe die Schule vorab Lehrer, Eltern und Schüler darauf hingewiesen, dass es zu Serverproblemen kommen könnte.
Da die Lehrer schnell über andere Kommunikationskanäle Kontakt zu den Schülern aufgebaut hätten, etwa über E-Mail, Telefon oder Messenger-Dienste, habe dann aber trotzdem ein Unterricht stattfinden können. Und zwar so gut, dass der Schulleiter trotz der Startprobleme von einem „erfolgreichen Fernlerntag“spricht. Inzwischen läuft die Lernplattform, die offenbar Ziel einer Online-Attacke war, zwar relativ stabil, aber bei Videokonferenzen komme es nach wie vor immer wieder zu Tonproblemen, so Gesierich-Kowalski. „Aber wir können trotzdem erfolgreich arbeiten“, betont er. Auch die Rückmeldungen der Eltern seien positiv.
Gut geklappt habe auch die Versorgung mit Leihtablets oder -laptops. Jeder Schüler, der ein solches Gerät braucht, habe eines bekommen. Da die Gemeinschaftsschule bereits seit 2015 mit Tablets arbeitet, sei der Fundus an Leihgeräten auch unabhängig von Corona relativ groß, erklärt Gesierich-Kowalski. Auch an der
werde der Fernunterricht nicht an zu wenigen Leihgeräten scheitern, sagt Rektor Manfred Trieloff. Die Leihgeräte für die Schüler hätten ausgereicht. Jeder, der eines beantragt hat, habe auch eines bekommen, so Trieloff. „Die Stadt Leutkirch war da sehr schnell“, lobt er.
Unabhängig davon war am Montag auch die Realschule von den technischen Problemen betroffen. Der Fernunterricht habe an manchen Stellen ruckelig begonnen. Was aber, so Trieloff mit Blick auf die hohen Zugriffszahlen, ein Stück weit zu erwarten war. Von einem „Chaos“würde er deswegen aber nicht sprechen. Oft sei es sogar so, dass die Schüler am wenigsten Probleme mit den einzelnen technischen Schwierigkeiten hätten. Zudem arbeite die Schule bewusst mit verschiedenen Portalen. Und vor allem bei den jüngeren Schülern seien die Lehrer zusätzlich in einem intensiven telefonischen Kontakt mit den Eltern.
Mit Blick auf die Kritik, die teilweise an der Arbeit der Schulen geübt werde, erklärt der Leiter der Realschule, dass derzeit ein „Notunterricht in einer nie dagewesenen Notzeit“laufe. Eltern, Lehrer und Schüler tun, was sie können, so Trieloff. Ein großer Fehler sei es auch, schulischen Fernunterricht mit beruflichem Homeoffice zu vergleichen. Für einen funktionierenden Unterricht reiche es eben nicht, einfach einen Laptop mit nach Hause zu nehmen und das Telefon umzustellen. Problematisch, vor allem für die Eltern, seien dazu auch die kurzfristigen Entscheidungen der Politik.
Problem ist, sondern eine stabile Internetverbindung.
Klar geregelt sei auch, dass Berufsschüler jetzt angesichts des Fernunterrichts nicht durchgehend in den Betrieben arbeiten, sondern die vorgesehenen Schultage bestehen bleiben. Zwar sei das bei fachpraktischen Inhalten schwer – Reifenwechseln kann man schlecht im Fernunterricht üben, erklärt Brünz – aber die Lehrer hätten gute Ideen für einen sinnvollen Fernunterricht entwickelt.
Beim Blick auf die weiteren politischen Entscheidungen erklärt Brünz, dass die GSS inzwischen so aufgestellt sei, dass auch ein Hybridunterricht möglich sei. Hybridunterricht bedeutet, dass ein Teil der Klasse vor Ort ist und ein anderer von zu Hause aus am Unterricht teilnimmt. Dafür seien die Klassenzimmer mit Dokumentenkameras mit speziellen Mikrofonen ausgestattet worden. Der Vorteil im Vergleich zum Wechselunterricht sei, dass so gleichzeitig alle Schüler einer Klasse unterrichtet werden können.
Persönlich sieht Brünz eine mögliche schnelle Rückkehr zum Präsenzunterricht angesichts der hohen Inzidenzzahl im Landkreis übrigens durchaus kritisch: Sollte entschieden werden, dass die Abschlussklassen wieder in den Präsenzunterricht kommen, wären das alleine in der GSS mit ihren 33 Abschlussklassen rund 650 Schüler, die dann wieder unterwegs sind, gibt Brünz zu bedenken.
Mit Blick auf die Abschlussklassen hofft auch Sylvia Müller-Gohdes, Mutter zweier Töchter, die an Leutkircher Schulen die zehnte beziehungsweise zwölfte Klasse besuchen, darauf, dass diese Schüler vorerst noch im Fernunterricht bleiben. In einem Brief an das Kultusministerium, der der Redaktion vorliegt, gibt sie unter anderem zu bedenken, dass es sich dabei um ältere Schüler handelt, die zum einen selbstständiges Lernen gewohnt seien und zum anderen als körperlich ausgereifte Personen das Virus vermutlich bei einer Ansteckung ebenso schnell weitergeben wie Erwachsene.