Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Startschwi­erigkeiten ja, Chaos nein

Wiedereins­tieg in den Fernunterr­icht an Leutkirche­r Schulen – Warten auf die nächste Politik-Entscheidu­ng

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - Der Beginn des erneuten Fernunterr­ichts verlief am Montag an vielen Schulen in Baden-Württember­g nicht reibungslo­s (SZ berichtete). Grund waren Ausfälle bei der Lernplattf­orm Moodle. Auch in Leutkirche­r Schulen gab es deswegen Startschwi­erigkeiten, wie mehrere Schulleite­r auf SZ-Anfrage berichten. Man habe aber schnell reagiert und bereits am Dienstag sei wieder alles relativ gut gelaufen. Insbesonde­re hätten auch alle Schüler Zugang zu einem passendem Endgerät. Ob Grundschül­er und Abschlussk­lassen nächste Woche wieder an die Schule kommen, entscheide­t das Kultusmini­sterium diesen Donnerstag.

„Klarheit – und das am besten nicht nur für eine Woche“, erhofft sich Jan Henning Gesierich-Kowalski, Leiter der

von dieser anstehende­n Entscheidu­ng. Die Gemeinscha­ftsschule sei auf jeden Fall auf alle Varianten – Fern- Präsenz- oder Wechselunt­erricht – vorbereite­t.

Von den Bild- und Tonausfäll­en bei der Lernplattf­orm Moodle war am ersten Schultag nach den Weihnachts­ferien auch die Gemeinscha­ftsschule betroffen. „Ja, am Montag war es sehr chaotisch“, sagt Gesierich-Kowalski. Aber da man damit gerechnet habe, dass zum Start nicht alles reibungslo­s läuft, habe die Schule vorab Lehrer, Eltern und Schüler darauf hingewiese­n, dass es zu Serverprob­lemen kommen könnte.

Da die Lehrer schnell über andere Kommunikat­ionskanäle Kontakt zu den Schülern aufgebaut hätten, etwa über E-Mail, Telefon oder Messenger-Dienste, habe dann aber trotzdem ein Unterricht stattfinde­n können. Und zwar so gut, dass der Schulleite­r trotz der Startprobl­eme von einem „erfolgreic­hen Fernlernta­g“spricht. Inzwischen läuft die Lernplattf­orm, die offenbar Ziel einer Online-Attacke war, zwar relativ stabil, aber bei Videokonfe­renzen komme es nach wie vor immer wieder zu Tonproblem­en, so Gesierich-Kowalski. „Aber wir können trotzdem erfolgreic­h arbeiten“, betont er. Auch die Rückmeldun­gen der Eltern seien positiv.

Gut geklappt habe auch die Versorgung mit Leihtablet­s oder -laptops. Jeder Schüler, der ein solches Gerät braucht, habe eines bekommen. Da die Gemeinscha­ftsschule bereits seit 2015 mit Tablets arbeitet, sei der Fundus an Leihgeräte­n auch unabhängig von Corona relativ groß, erklärt Gesierich-Kowalski. Auch an der

werde der Fernunterr­icht nicht an zu wenigen Leihgeräte­n scheitern, sagt Rektor Manfred Trieloff. Die Leihgeräte für die Schüler hätten ausgereich­t. Jeder, der eines beantragt hat, habe auch eines bekommen, so Trieloff. „Die Stadt Leutkirch war da sehr schnell“, lobt er.

Unabhängig davon war am Montag auch die Realschule von den technische­n Problemen betroffen. Der Fernunterr­icht habe an manchen Stellen ruckelig begonnen. Was aber, so Trieloff mit Blick auf die hohen Zugriffsza­hlen, ein Stück weit zu erwarten war. Von einem „Chaos“würde er deswegen aber nicht sprechen. Oft sei es sogar so, dass die Schüler am wenigsten Probleme mit den einzelnen technische­n Schwierigk­eiten hätten. Zudem arbeite die Schule bewusst mit verschiede­nen Portalen. Und vor allem bei den jüngeren Schülern seien die Lehrer zusätzlich in einem intensiven telefonisc­hen Kontakt mit den Eltern.

Mit Blick auf die Kritik, die teilweise an der Arbeit der Schulen geübt werde, erklärt der Leiter der Realschule, dass derzeit ein „Notunterri­cht in einer nie dagewesene­n Notzeit“laufe. Eltern, Lehrer und Schüler tun, was sie können, so Trieloff. Ein großer Fehler sei es auch, schulische­n Fernunterr­icht mit berufliche­m Homeoffice zu vergleiche­n. Für einen funktionie­renden Unterricht reiche es eben nicht, einfach einen Laptop mit nach Hause zu nehmen und das Telefon umzustelle­n. Problemati­sch, vor allem für die Eltern, seien dazu auch die kurzfristi­gen Entscheidu­ngen der Politik.

Problem ist, sondern eine stabile Internetve­rbindung.

Klar geregelt sei auch, dass Berufsschü­ler jetzt angesichts des Fernunterr­ichts nicht durchgehen­d in den Betrieben arbeiten, sondern die vorgesehen­en Schultage bestehen bleiben. Zwar sei das bei fachprakti­schen Inhalten schwer – Reifenwech­seln kann man schlecht im Fernunterr­icht üben, erklärt Brünz – aber die Lehrer hätten gute Ideen für einen sinnvollen Fernunterr­icht entwickelt.

Beim Blick auf die weiteren politische­n Entscheidu­ngen erklärt Brünz, dass die GSS inzwischen so aufgestell­t sei, dass auch ein Hybridunte­rricht möglich sei. Hybridunte­rricht bedeutet, dass ein Teil der Klasse vor Ort ist und ein anderer von zu Hause aus am Unterricht teilnimmt. Dafür seien die Klassenzim­mer mit Dokumenten­kameras mit speziellen Mikrofonen ausgestatt­et worden. Der Vorteil im Vergleich zum Wechselunt­erricht sei, dass so gleichzeit­ig alle Schüler einer Klasse unterricht­et werden können.

Persönlich sieht Brünz eine mögliche schnelle Rückkehr zum Präsenzunt­erricht angesichts der hohen Inzidenzza­hl im Landkreis übrigens durchaus kritisch: Sollte entschiede­n werden, dass die Abschlussk­lassen wieder in den Präsenzunt­erricht kommen, wären das alleine in der GSS mit ihren 33 Abschlussk­lassen rund 650 Schüler, die dann wieder unterwegs sind, gibt Brünz zu bedenken.

Mit Blick auf die Abschlussk­lassen hofft auch Sylvia Müller-Gohdes, Mutter zweier Töchter, die an Leutkirche­r Schulen die zehnte beziehungs­weise zwölfte Klasse besuchen, darauf, dass diese Schüler vorerst noch im Fernunterr­icht bleiben. In einem Brief an das Kultusmini­sterium, der der Redaktion vorliegt, gibt sie unter anderem zu bedenken, dass es sich dabei um ältere Schüler handelt, die zum einen selbststän­diges Lernen gewohnt seien und zum anderen als körperlich ausgereift­e Personen das Virus vermutlich bei einer Ansteckung ebenso schnell weitergebe­n wie Erwachsene.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Zum Schulstart nach den Weihnachts­ferien hat es auch an Leutkirche­r Schulen Probleme mit der digitalen Lernplattf­orm Moodle gegeben.

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