Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Impftermin in St. Elisabeth steht bevor
Altenhilfezentrum ist bis jetzt Corona-frei – Vorfreude und Skepsis mit Blick auf 15. Januar
ISNY - „Gott sei Dank sind wir bis jetzt Corona-frei“, freut sich Frank Höfle, der Geschäftsführer des Altenhilfezentrum St. Elisabeth (AHZ). „Ich empfinde es einerseits als eine besondere Gnade Gottes. Andererseits ist es wohl auch ein Verdienst der Umsicht der Mitarbeiterschaft im Haus, allen voran Canan Walleter aus der Verwaltung, die sich für die nötigen Schutzmaßnahmen ganz konsequent eingesetzt hat, genauso die Pflegedienstleiterin Madlen Groth.“
Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“blickt Walleter noch einmal zurück auf die Zeit seit dem 2. November: Die Mitarbeiterschaft im AHZ und jeder Besucher mussten sich seither ganz konsequent einem Schnelltest mit schriftlicher Registrierung unterziehen, ehe sie das Innere des Hauses betreten konnten. Das ist bis heute so und wird wohl auch noch lange so gehandhabt: Kontaktabfrage, Symptomabfrage, Händedesinfektion, Aushändigung einer neuen FFP2-Maske einschließlich Verpflichtung, diese im Haus permanent zu tragen. Es folgte der Schnelltest. Erst bei negativem Befund öffnete sich die nächste Tür ins Haus.
Canan Walleter hat sich überraschend gut in die Corona-Materie eingearbeitet, zumal ihr Schwager einen Lehrstuhl für Zellbiologie und Virologie an einer Universität innehat. Sie scheint daher aus erster Hand bestens informiert zu sein. Um selbst mit gutem Beispiel voranzugehen, habe sie sich am 31. Dezember im Stuttgarter Impfzentrum mit einer Bescheinigung des AHZ bei der ersten Möglichkeit impfen lassen. Sie versichert, keinerlei Nebenwirkungen gespürt zu haben.
Beim Impfstoff, der am Freitag im AHZ verabreicht wird, handelt es sich um den mRNA-Impfstoff der Firma Biontec-Pfizer, erklärt Walleter. Dieser beinhalte den Bauplan für die Oberflächenproteine des Coronavirus. Darauf bilde der Körper Abwehrstoffe gegen dieses Protein und schütze bei Infektionen gegen die Erregervermehrung. Wenn eine geimpfte Person später mit dem neuen Virus in Kontakt komme, erkenne das Immunsystem die Oberflächenstruktur, kann das Virus bekämpfen und eliminieren, so Canan Walleter weiter. St. Elisabeth habe kurz vor Weihnachten die ersten konkreten Informationen vom zentralen Impfzentrum in Ulm (ZIZ) bekommen und habe sich dann sofort um die Beschaffung der nötigen Unterlagen gekümmert. Anfang Januar habe man alle impfwilligen Bewohner und Mitarbeiter in ein browsergestütztes System eingegeben. Mittlerweile steht der 15. Januar als Impftermin fest. „Die Bewohner freuen sich, dass es endlich losgeht und machen sich auch gegenseitig Mut.“
Im Moment gebe es bei der Hälfte unter der Mitarbeiterschaft noch eine gewisse Skepsis, vor allem wohl wegen Falschinformationen und wegen der allgemeinen Verunsicherung. Impfskeptiker müssten sich, so Walleter, einfach klarmachen, dass die Impfung das weitaus kleinere Übel darstellt im Vergleich zum schlimmen, oft tödlichen Verlauf der Krankheit. Man müsse freilich ein bisschen Vertrauen in die Medizin aufbringen, meint Walleter. Impfungen seien „eine Hilfe zur Selbsthilfe des eigenen
Körpers gegen das Virus“. An drei Nachmittagen war in der Zwischenzeit die Isnyer Ärztin Gisela Rothermel zum umfassenden ärztlichen Aufklärungsgespräch jeder Bewohnerin und jedes Bewohners im Haus, einschließlich Anamnese der Vorerkrankungen und Information über die momentane Medikamenteneinnahme, um jede auch nur geringste Gefährdung durch die Impfung auszuschließen.
Rothermel wurde dabei von Canan Walleter und der Pflegedienstleiterin Madlen Groth mit der Krankenakte begleitet. Nur zwei Bewohner haben sie von einer Impfung abraten müssen, gesteht Gisela Rothermel. „Jede entscheidet für sich selbst, ob sie sich impfen lassen möchte“, sagt Walleter nachdrücklich. Bei vielen demenzkranken Bewohnern müssten freilich die gesetzlichen Betreuer oder auch die Angehörigen mit in die Entscheidung einbezogen werden. Von Impfpflicht, Überredung oder Impfzwang zu reden sei unangebracht.
Die 98-jährige Dorothea Aichele erzählte beim ärztlichen Gespräch ihre Krankheitsgeschichten. Sie wolle deshalb in ihrem hohen Alter gerne zurückstehen, weil doch der Impfstoff so knapp sei.
Ohne sie zu überreden, wurde ihr klargemacht, dass sie genauso wertvoll sei wie alle anderen und auch wie die Jüngeren. „Weil sie alle gerne wollen, dass ich noch meinen 100. Geburtstag hier feiern darf, habe ich entschieden, mich doch impfen zu lassen, ehe noch was kaputtgeht“, sagt Aichele. Auch ihr Sohn sei gerne einverstanden gewesen.
Zwei bettlägerige Bewohner würden in ihren Zimmern geimpft, alle anderen im „Einbahnsystem“im Vorraum der St.-Ursula-Kapelle im Erdgeschoss zur Kanzleistraße. Vor jeder Impfung am Freitag werden nochmal alle Unterlagen durchgegangen. Und nach der Impfung bleibe jede Person noch kurze Zeit und danach und auch noch den ganzen Tag unter besonderer Beobachtung.