Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Online-Betrug: Bankdaten können Täter entlarven
Bei einem Internetbetrug hat ein Westallgäuer 18 000 Euro verloren – Das ist laut Polizei ein Extremfall in der Region, doch Betrügereien gebe es immer wieder
LINDENBERG/WESTALLGÄU 18 000 Euro hat ein Westallgäuer vor wenigen Wochen für einen Teleskoplader bezahlt. Über die Kaufplattform eBay wurde er im Internet auf das Angebot aufmerksam. Als der Mann die Summe überwiesen hatte, war der vermeintliche Verkäufer jedoch plötzlich nicht mehr zu erreichen. Bis heute wartet das Opfer auf das Fahrzeug. Auch das Geld ist weg. Der Fall ist ungeklärt, die Ermittlungen
laufen. Ein extremer Fall von Internetbetrug in der Region. Delikte im Netz sind jedoch längst Alltag für die Polizei.
Betrügereien haben sich in den vergangen Jahren zunehmend ins Internet verlagert, auch im Westallgäu. „Früher hat es das einfach nicht gegeben“, sagt Dominic Geißler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben/Südwest. Allerdings können Verbraucher Internetbetrug vorbeugen – es gibt auch Chancen, die Täter aufzuspüren.
Der Polizei Lindenberg, die für 14 Gemeinden und etwa 43 000 Einwohner zuständig ist, wurden im vergangenen Jahr 15 Internetbetrügereien gemeldet – Stand heute. Die Zahl kann weiter steigen, da sich Opfer mitunter erst Wochen oder Monate nach dem Betrug bei der Polizei melden. Meist verschicken sie erst
Mahnschreiben oder schalten Anwälte ein, um so wieder an das verlorene Geld zu kommen. Aber „eine Anzeige lohnt sich“, versichert Geißler. Bei Fälschungsdelikten lag die Aufklärungsquote im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben/Südwest im Jahr 2019 bei etwa 80 Prozent. Zwar ist die Dunkelziffer von Betrugsdelikten im Internet schwer zu schätzen. Insgesamt sei aber die Anzeigebereitschaft hoch, sagt der Pressesprecher.
Bei Internetbetrug sind im Normalfall in der Region keine sehr großen Summen im Spiel. 18 000 Euro Beuteschaden bilden nach Aussage Geißlers im Westallgäu die Ausnahme. Häufig handelt es sich um Produkte wie Spielekonsolen und andere Elektrogeräte, auf die die Käufer vergeblich warten, nachdem sie bezahlt haben.
Shops im Internet haben besonders im Jahr 2020 an Bedeutung gewonnen. Die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass die Menschen häufiger im Internet einkaufen. Bislang hat das aber nicht zu vermehrten Betrugsfällen im Internet geführt – zumindest nicht im Westallgäu. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr wurden in der Region gar keine Fälle angezeigt. „Sie verteilen sich über das ganze Jahr“, sagt Geißler. „Wir rechnen nicht damit, dass mehr Online-Betrügereien zusammenkommen als in den Vorjahren.“2019 beispielsweise lag die Zahl bei 18 gemeldeten Fällen.
Die Polizei orientiert sich bei ihren Ermittlungen fast immer an Bankkonten. „Über die versuchen wir, die Täter zu ermitteln“, erklärt Geißler. Speziell geschulte Beamte in den Inspektionen sind dafür zuständig. Überweist ein Opfer sein Geld auf ein
Konto in Deutschland, „ist das für die Polizei umso besser“, sagt Geißler. Ausländische Konten seien problematischer, da eine Rückverfolgung dann schwieriger ist.
Verbraucher können sich laut Polizei vor Internetbetrug schützen: Geißler rät, Online-Shops auf Erfahrungsberichte und Rezensionen zu prüfen. Gleiches gilt für Händler und Privatanbieter auf Plattformen wie eBay. „Wichtig ist außerdem, auf bewährte Bezahldienste zurückzugreifen“, sagt der Polizeisprecher. Konkrete Dienste nennt er nicht. Empfehlungen gibt aber die Verbraucherzentrale. Sie schreibt auf ihrer Internetseite, dass Verbraucher per Rechnung oder Einzugsermächtigung am sichersten einkaufen. Außerdem sind Bezahlsysteme wie PayPal oder Sofortüberweisung weit verbreitet.