Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Tettnanger Familie ärgert sich
Zwölfjährige Tochter wird an Silvester auf Corona getestet – Warten auf das Ergebnis
TETTNANG - Rund dreieinhalb Tage hat die Ungewissheit in einer Tettnanger Familie angedauert, bis endlich Klarheit darüber herrschte, ob das Corona-Testergebnis der zwölfjährigen Tochter positiv oder negativ ist. Doch die Mutter des Mädchens ärgert sich nicht nur darüber, dass das Ergebnis so lange auf sich warten ließ. Sie beklagt auch, dass es für Betroffene mit Verdacht auf Corona an Feiertagen oder am Wochenende schwer sei, überhaupt herauszufinden, was zu tun ist und an wen sie sich wenden können.
Am Silvestertag bekommt die zwölfjährige Tochter plötzlich hohes Fieber, ohne ersichtlichen Grund. In der Familie, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, herrscht schnell Einigkeit darüber, dass ein Corona-Test sinnvoll wäre. „Wir wussten aber nicht, wohin wir uns wenden sollten. Im Internet steht nur, dass man für einen Test in der Fieberambulanz einen Termin braucht. Aber die Hausarztpraxis war an diesem Tag ja geschlossen“, berichtet die Mutter des Mädchens.
Letztendlich habe sie beim Klinikum in Friedrichshafen angerufen, von wo aus sie sich dann an die Fieberambulanz in Friedrichshafen wenden konnte und einen Termin für ihre Tochter bekam.
„Ich weiß nicht, wie ältere Leute das an solchen Tagen machen sollen, die vielleicht nicht mit dem Internet vertraut sind“, meint sie. Nach dem Test am Donnerstagmittag begibt sich die Zwölfjährige in häusliche Quarantäne und bleibt in ihrem Zimmer, das Essen stellen ihre Eltern ihr vor die Türe. Am darauffolgenden Samstag ruft ihre Mutter beim Labor in Ravensburg an, das die Testauswertung der Proben aus der Region vornimmt, um nach dem Ergebnis ihrer Tochter zu fragen. „Dort sagte man mir, dass die Probe meiner Tochter dort noch gar nicht angekommen sei“, berichtet die Mutter.
Bei der Fieberambulanz habe man ihr wiederum am Telefon bestätigt, dass die Probe bereits abgeholt worden sei. „Die Mitarbeiterin des Labors in Ravensburg hat uns empfohlen, zur Sicherheit nochmals einen Test machen zu lassen“, erzählt die Tettnangerin. Tatsächlich habe es an Silvester eine Verzögerung bei der Auswertung der Tests gegeben, bestätigt Landratsamts-Sprecher Robert Schwarz auf SZ-Nachfrage.
So habe es „an diesem Tag eine ungewollte Unterbrechung in der Kurierkette gegeben“. Zwar seien die Proben am selben Tag von der Fieberambulanz zum Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Friedrichshafen gebracht, von dort aber nicht nach Ravensburg abgeholt worden. „Warum der Kurier hier an diesem Tag nicht bestellt worden ist, können wir nicht nachvollziehen“, so Schwarz.
Das Labor Dr. Gärtner in Ravensburg sei auch an den Feiertagen über den Jahreswechsel durchgehend besetzt gewesen, teilt eine Sprecherin des Labors auf SZ-Nachfrage mit. „Was mit einer Probe vor dem Probeneingang in unser Labor passiert, liegt außerhalb unserer Verfügungsgewalt“, erklärt sie weiter. Die Einsendung von den Testorten kann über Fahrdienstunternehmen erfolgen, auch gebe es die Möglichkeit, seine Probe jederzeit selbst im Labor abzugeben.
„An Feiertagen werden für unsere Einsender grundsätzlich SonderTouren angeboten und die Abholzeiten vorab mit den verantwortlichen Personen abgestimmt, um auch an diesen Tagen eine zeitnahe Probenzustellung in das Labor zu gewährleisten“, so die Sprecherin weiter. Für einen Teil der Abstrichproben vom Silvestertag aus der Fieberambulanz Friedrichshafen „konnte ein Probeneingang in unserem Labor am 2. Januar registriert werden“, teilt die Sprecherin außerdem mit.
Erst am Sonntagabend, also gut dreieinhalb Tage nach der Probenentnahme, folgt für die Tettnanger Familie die Entwarnung: das Testergebnis der Tochter ist negativ. Auf der Corona-Warnapp, die ebenfalls eine Möglichkeit darstellt, um sich das Testergebnis mitteilen zu lassen, sei dieses erst angezeigt worden, nachdem sie dieses schon telefonisch vom Labor erfahren habe, sagt die Mutter.
„So etwas darf nicht passieren, wir sind schließlich bereits im zehnten Monat der Pandemie und auch an Feiertagen oder am Wochenende muss das doch organisiert sein“, ärgert sie sich über die Wartezeit. „Da kann ich mir schon vorstellen, dass sich viele dann nicht an die Quarantäne halten oder sich gar nicht erst testen lassen“, meint sie.