Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gegenwind für Windpark Röschenwal­d

Gruppe kämpft gegen die geplanten Anlagen zwischen Mochenwang­en und Zollenreut­e

- Von Philipp Richter

WOLPERTSWE­NDE/AULENDORF Gegen den geplanten Windpark im Röschenwal­d zwischen Mochenwang­en und Zollenreut­e formiert sich Widerstand. Banner entlang der Straßen machen auf den Unmut für die Windpark-Pläne aufmerksam, außerdem sind Flugblätte­r in Mochenwang­en, Zollenreut­e, Durlesbach und Umgebung verteilt worden. Hinter den Aktionen steckt eine Bürgerinit­iative, die zwar schon seit Dezember 2019 existiert, sich aber bislang bedeckt gehalten und die Öffentlich­keit gescheut hat. Jetzt wagt sich die Gruppe an die Öffentlich­keit – kurz vor der Einreichun­g des Genehmigun­gsantrages für den Park mit vier Windrädern. Sie hat sich auch anwaltlich­e Unterstütz­ung geholt.

„Wir wollen den Windpark verhindern“, sagt Bruno Friedmann. Er ist der Vorsitzend­e der „Bürgerinit­iative Lebensraum Röschenwal­d e.V.“. „Es geht nicht generell gegen Windkraft, aber Windkraft im Röschenwal­d geht nicht“, stellt er klar. Die Gruppe um Bruno Friedmann besteht aus rund 30 Personen, die hauptsächl­ich aus Zollenreut­e, Reute, Münchenreu­te und Aulendorf sind – aber auch aus Durlesbach; also all jene Orte, die am nächsten an den geplanten Windrädern sind.

Die vier Windräder im Röschenwal­d werden von der „Windkraft Bodensee Oberschwab­en GmbH & Co. KG“(WKBO) aus Ravensburg und dem Windkrafta­nlagenhers­teller Enercon aus Aurich entlang der Landesstra­ße 284 geplant. Es handelt sich um sogenannte Schwachwin­danlagen, die auch bei niedrigen Windgeschw­indigkeite­n Strom erzeugen können. Sie sollen eine Höhe von 246 Metern aufweisen und einen Rotordurch­messer von 160 Meter haben. Die Nabenhöhe wird bei 166 Metern liegen. Zum Vergleich: Das Ulmer Münster ist 162 Meter hoch.

Zu hoch, optisch nicht schön und obendrein muss Wald gerodet werden, findet die Initiative. „Der Wald ist verletzlic­h. Es gibt so viel kranken Wald, deshalb muss die Waldfläche erhalten werden“, sagt Bruno Friedmann. Außerdem müsse als Fundament für die Windräder Beton in den Boden gegossen werden. Doch es gibt auch weitere Punkte, die seine Mitstreite­rn besorgen.

Zum Beispiel die Geräuschem­issionen, die von den Windrädern ausgehen. „Wir sind nach Bad Saulgau gefahren und haben uns die Windräder angeschaut und wissen, wie das ist“, sagt Friedmann. Laut Angaben der WKBO rechnet man direkt unter dem Windrad mit 55 Dezibel, was mit einem Radio auf Zimmerlaut­stärke vergleichb­ar ist. Im engsten Kreis sind es 50 Dezibel, vergleichb­ar mit Vogelgezwi­tscher. Bis zur Bahnlinie und dort, wo der Schall des Windparks zum ersten Mal auf Wohnbebauu­ng trifft, sind es 40 Dezibel. Das wird auf der Internetse­ite www.laermorama.ch mit einem ruhigen Wohngebiet verglichen.

Aber auch der in der Fachwelt umstritten­e Infraschal­l ist Thema. Als Infraschal­l bezeichnet man besonders tiefe Frequenzen, die für den Menschen nicht mehr hörbar sind. Kritiker gehen davon sagen, dass dies vom Menschen aber durchaus wahrgenomm­en wird und zu Problemen führen kann. „Es gibt sehr empfindlic­he Menschen, die in der Nähe von solchen Anlagen Unwohlsein, Schwindel oder Herzproble­me bekommen können“, so Friedmann. Die Befürchtun­gen: Durch den Windpark entstehe für die direkten Anlieger zusätzlich Stress und negative Auswirkung­en auf die Gesundheit.

Wichtig sei der Gruppe aber vor allem der Naturraum Röschenwal­d.

So steht es auch in der Satzung, die sich die Bürgerinit­iative gegeben hat: „Zweck des Vereins ist die Förderung des Umwelt-, Natur- und Tierschutz­es, insbesonde­re im und um den Röschenwal­d als Teil des Altdorfer Waldes und der ihn umgebenden Natur.“Friedmann, der selbst auch Jäger ist, legt dabei einen Fokus auf die Tierwelt – vor allem auf die Vögel, die einen Windpark zum Kippen bringen können.

Für die Genehmigun­g eines Windparks ist unter anderem ein artenschut­zrechtlich­es Gutachten vorgesehen. Das hat die WKBO erstellen lassen, sieht aber keine hinderlich­en Punkte. Dennoch habe die Gruppe im vergangene­n Jahr selbst eine Kartierung des geschützte­n Rotmilans und Schwarzsto­rchs vorgenomme­n. „Wir haben eine Raumnutzun­gsanalyse erstellt“, sagt Friedmann. Dazu habe man sich auch Unterstütz­ung von der Bürgerinit­iative Lebenswert­es Haistergau geholt. „Vielleicht haben wir ja ganz andere Horste gefunden als die Gutachter“, sagt Friedmann. So könne man dann gezielt einen Widerspruc­h einlegen.

Das hat die Initiative auch bei der Anhörung des Regionalpl­ans gemacht, der vor allem wegen des Kiesabbaus für Schlagzeil­en sorgt. Dazu hat sich Gruppe anwaltlich­e Hilfe geholt und eine entspreche­nde Stellungna­hme abgegeben.

Aber was sagt Bruno Friedmann zum Thema Energiewen­de? Ohne Windkraft ist diese kaum zu schaffen. Er findet, Windkraft solle dort gebaut werden, wo sie niemanden stört und wo es ertragreic­h ist. Den Röschenwal­d sieht er dabei nicht. Außerdem könne man beim Thema Solarenerg­ie in der Region viel mehr machen. „Es gibt so viele ungenutzte Dächer, die sich eignen würden“, sagt er. Das sagt im Übrigen auch der Solaratlas der Energieage­ntur Ravensburg. Auch Solarparks könnten eine Lösung sein. Aber gegen die regt sich auch Widerstand, wie etwa in der Gemeinde Wolfegg.

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FOTO: BRUNO FRIEDMANN Mit Bannern am Straßenran­d macht die Bürgerinit­iative auf ihre Forderung aufmerksam.

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