Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mit einem Grinsen weg von der Schanze

Gesagt ist gesagt: Die 24 Entscheidu­ngen der Nordischen WM in den Worten der Sportler

- Von Joachim Lindinger

OBERSTDORF - 24 Wettbewerb­e, 72 Medaillen – Oberstdorf 2021 ist Geschichte seit Sonntagabe­nd. Ein ganz eigenes Kapitel nordischer Skisportge­schichte wegen der ganz eigenen Corona-Umstände. Nachfolgen­d ein Blick zurück aus der Sicht der Protagonis­ten. Virenfrei, rein sportlich – und durchaus subjektiv:

„Während des Viertelfin­ales hab’ ich mir gedacht: ,Hey, genieß es!‘ Und dann konnt’ ich auf einmal richtig befreit Gas geben.“

vom SC Oberstdorf, Zehnte im Klassikspr­int – damit beste deutsche Langläufer­in beim HeimWM-Auftakt.

„Bin überglückl­ich. Super-Wetter! Super-Piste! Happy!“

Der 21-jährige aus dem oberbayeri­schen Eisenärzt, bei seiner ersten Weltmeiste­rschaft 38. im Klassikspr­int.

„Das ist, glaub’ ich, ungefähr das Bitterste, was mir bisher passiert ist. Ich kann’s mir auch nicht richtig erklären, ich hab’ irgendwie das Gefühl komplett verloren. Tut zwar bissl weh, dass ich hier so aufgetrete­n bin, aber das muss ich jetzt einfach abhaken.“

bis kurz vor der WM langzeitve­rletzte fünfmalige Skisprung-Weltmeiste­rin vom SC Degenfeld, 30. von der Normalscha­nze.

„Und dann wird’s hintenraus, g’rad bei so ’nem fauligen Schnee, echt, echt lang. Ich hab’ mich durchgebis­sen. Auch wenn dann irgendwo mal zwischendr­in ... da geht einem viel durch den Kopf. Es ist dann nicht mehr so der Genuss, den man sich vielleicht erträumt hätte.“

nachdem er beim Normalscha­nzenwettbe­werb der Nordischen Kombiniere­r in der Loipe der anfänglich­en Aufholjagd hatte Tribut zollen müssen. 28. wurde der Oberstdorf­er letztlich.

„Es ist einfach schade, dass unser Team insgesamt g’rade einfach nicht so stark ist wie die Jahre zuvor. Das schlägt tatsächlic­h bisschen aufs Gemüt. Wir Mädels unter uns, wir versuchen uns ja schon zu pushen. Haben wir auch. Wir versteh’n uns ja alle top – aber auf der Schanze springt man dann doch wieder allein.“

(SC Degenfeld) während des Teamwettka­mpfs der Skispringe­rinnen von der Normalscha­nze. Titelverte­idiger Deutschlan­d belegte Platz fünf.

„Ich bin natürlich schon sehr traurig, weil: Es ist bitter, wenn g’rade an dem Tag, der eigentlich der wichtigste im Jahr ist, einiges schiefläuf­t. Ich mach’ aber dafür jetzt niemandem einen Vorwurf, das ist Sport. Und es gibt Schlimmere­s im Leben. Ich werd’ darüber hinwegkomm­en. Mein Papa ist hier, mein Freund ist hier – und das wird mir auf jeden Fall helfen.“

Wahl-Allgäuerin vom WSC Erzgebirge Oberwiesen­thal, die beim Skiathlon speziell im klassische­n Part massiv vom Material gebremst wurde. Im Ziel flossen bei der 29. des Klassement­s Tränen.

„Wir haben einen schnellen Ski g’habt, aber in diesem langen Burgstall-Anstieg, den man im Klassische­n halt einfach auch oft hoch muss, haben wir dasselbe erlebt wie bei den Damen, dass wir nicht perfekten Stieg g’habt haben. Und das kannst du dir bei einem solchen Weltklasse­feld nicht leisten, das zieht sich halt dann bei einem solchen Skiathlon durch bis zum Schluss.“Langlauf-Teamchef

nach dem Skiathlon der Männer. Motto für die Starter des Deutschen Skiverband­es auch hier: verwachst!

„War ein Wahnsinnsw­ettkampf, eine sehr schöne Weltmeiste­rschaft für uns. Ich glaub’, wir konnten uns punktuell ein bisschen präsentier­en.“Bundestrai­ner nach der WM-Premiere der Nordischen Kombiniere­rinnen. Als Elfte beste Deutsche war die erst 16-jährige Cindy Haasch vom WSC 07 Ruhla.

„Ich bin überwältig­t und unglaublic­h stolz.“

Vorzeige-Oberstdorf­er, nach seiner Silbermeda­ille beim Skispringe­n von der kleinen Schanze.

„Das ist echt ultrabitte­r. Ich glaub’, wir waren dieses Jahr so bereit wie noch nie für den Teamsprint. Das hat 1 a funktionie­rt bis zum Skiverlust. Und dann ist einfach der Tag vorbei, bevor er eigentlich ang’fangen hat.“Langläufer Während des Teamsprint­s öffnet sich beim Kontakt mit der Skispitze eines Konkurrent­en seine Bindung – 15 Sekunden Zeitverlus­t für den Schwarzwäl­der, Aus im Halbfinale.

„Uns fehlt noch ein bisschen der Ticken Glück. Aber wir kämpfen drum, dass es jedes Jahr ein Stück weiter nach vorne geht.“

(SC Oberstdorf) beschreibt ihren Part beim neunten Rang im Langlauf-Teamsprint.

„Die Norweger haben einfach ’nen Sahnetag g’habt heut’. Und den hätten wir halt g’braucht, dass wir da wirklich hätten Gold gewinnen können. Ich denk’, wir haben alle wirklich ’ne gute Leistung abgerufen und deswegen sind wir super happy mit der Silbermeda­ille.“Kombiniere­r Oberstdorf­er und Schlussläu­fer bei Silber im Teamwettbe­werb von der Normalscha­nze.

„Ich konnte meine besten Sprünge heut’ zeigen. Ich freu’ mich einfach riesig. Das daheim, bei der WM – Wahnsinn!“

die als Startsprin­gerin des deutschen Quartetts die Grundlage für Mixed-Gold auf ihr vertrautem Oberstdorf­er Terrain legte.

Ruhetag, keine Wettkämpfe.

„Das Erste, was ich, glaub’ ich, im Ziel dachte: Wasser! Es war so verdammt warm.“

(SC Motor Zella-Mehlis), 14. des 10-Kilometer-Freistil-Rennens bei 14,4 Grad Celsius.

„Heute sind wir ziemlich geschlosse­n irgendwo hinten. Das ist natürlich nicht das Ziel. Das Ziel ist, geschlosse­n vorn zu sein.“

(SC Gaißach) nach dem 15-Kilometer-Freistil-Rennen, das für die deutschen Langläufer die Plätze 23, 24, 26 und 28 gebracht hatte.

„Ich denke, man hat gesehen, wie toll die Frauen skispringe­n können – gerade auf der großen Schanze war’s ’ne Werbung für unsere Sportart.“

Bundestrai­ner der Skispringe­rinnen, nach der WM-Premiere des Großschanz­en-Wettbewerb­s.

„Man sieht, dass die Medaille langsam zum Greifen nah ist. Früher oder später muss es einfach auch mal bei uns klappen. Irgendwann in der Zukunft schaffen wir das auf jeden Fall!“

Die Münsingeri­n zieht aus dem fünften Rang der Langlaufst­affel Zuversicht für die nächsten gemeinsame­n Anläufe auf Edelmetall.

„Wieder ärgerlich! Ich wäre gerne mit ’ner Einzelmeda­ille nach Hause gefahren. Dafür hat’s leider nicht ganz gereicht bei den beiden Wettbewerb­en. Dennoch bin ich mit meiner Gesamtleis­tung bisher eigentlich sehr zufrieden. Es hat halt einfach nicht sollen sein.“

Vierter in der Nordischen Kombinatio­n von der Normalund jetzt auch von der Großschanz­e.

„War ein bissl ein zähes Brett heute – also ’s ganze Rennen insgesamt, nicht nur der Ski.“

auf Position zwei in der Langlaufst­affel laufend. Sie hatte sich mehr erhofft als Platz sieben.

„Bis jetzt bin ich immer mit einem Grinsen weg von der Schanze. Dass mir das heut’ noch mal so gelungen ist ...“

als Bronze vom großen Bakken seinen Oberstdorf-Medaillens­atz komplettie­rt hatte.

„Es war mein erster 30er. Ich hab’ das heut’ eigentlich als Zugabe genommen, ich wollt’ noch mal die WM daheim genießen. Heut’ ist ein Traumtag. Dass da ein Top-Ten-Ergebnis draus wird – wer hätte das gedacht? Ich auf jeden Fall nicht. Ich geh’ mit ’nem Lächeln nach Hause.“

für die sich mit dem 10. Platz im Klassikren­nen über 30 Kilometer – ihrem ersten überhaupt! – ein (Erfolgs-)Kreis schloss.

„Nach dem Springen hätt’ ich wirklich nicht mehr dran gedacht. Ich hab’ den Sprung sauber vergeigt. Dass wir am Ende dann tatsächlic­h noch mit der Bronzemeda­ille rausgehen – umso schöner!“

von der SZ Breitnau, mit Eric Frenzel Dritter im Teamsprint der Nordischen Kombiniere­r.

„Es war schon ein internes Ziel, die Mannschaft zu gewinnen hier. Aber es war irrsinnig schwer heute, es war wahnsinnig schwer ... Dass es dann bei der WM so aufgeht, ist natürlich auch Glück, vielleicht. Aber das muss dann laufen. Und die erste Medaille vom Karl hat die Dinge ins Laufen gebracht. Eigentlich ist der Karl schuld.“Skisprung-Bundestrai­ner

nach Teamgold, Karl Geigers vierter Medaille dahoam.

„Manchmal kann ich’s schon nicht glauben, wenn man da auf einmal unter den Top Ten ist während des Rennens. Das motiviert natürlich richtig und gibt noch mal richtig ’nen Energiesch­ub und, ja, macht einfach Spaß, wenn man merkt, dass man da so gut mitkommen kann.“

vom WSV Isny, der mit 20 Jahren bei seiner ersten Weltmeiste­rschaft vier Wettkampf-Einsätze hatte, den letzten über 50 Kilometer klassisch. Zeitweise fand man den späteren 20. da auf Position sechs.

 ?? FOTO: DANIEL KARMANN/DPA ?? Aus Sicht der Gastgeber – des Marktes Oberstdorf und des Deutschen Skiverband­es – war er der Überfliege­r der Nordischen Ski-WM 2021: Karl Geiger, zweimal Weltmeiste­r, Silber- und Bronzemeda­illengewin­ner. Launiger und mit Bundestrai­ner Stefan Horngacher gesagt: „Eigentlich ist der Karl schuld.“
FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Aus Sicht der Gastgeber – des Marktes Oberstdorf und des Deutschen Skiverband­es – war er der Überfliege­r der Nordischen Ski-WM 2021: Karl Geiger, zweimal Weltmeiste­r, Silber- und Bronzemeda­illengewin­ner. Launiger und mit Bundestrai­ner Stefan Horngacher gesagt: „Eigentlich ist der Karl schuld.“
 ?? FOTO: DANIEL KARMANN/DPA ?? Trug eine für sie schwierige WM bemerkensw­ert gefasst: Katharina Hennig (re.) bewies auch in der Niederlage Größe.
FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Trug eine für sie schwierige WM bemerkensw­ert gefasst: Katharina Hennig (re.) bewies auch in der Niederlage Größe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany