Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Unternehmerlohn, Mehrwertsteuersenkung, Schnelltests
Friseur Lorenz Fessler spricht mit dem CDU-Abgeordneten Haser über die Probleme der Branche
LEUTKIRCH (pam) - Ein fehlender funktionierender Unternehmerlohn und der Wunsch nach einer Senkung der Mehrwertsteuer für Friseurdienstleistungen – das sind zwei der Punkte, die Lorenz Fessler im Austausch mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Raimund Haser angesprochen hat. Der Unternehmer, der drei Friseursalons in Leutkirch betreibt, hat sich am Montag mit Haser vor Ort außerdem auch darüber unterhalten, wie er als Inhaber mit der Testpflicht vor einem Bartschnitt umgehen soll.
In der aktuellen Corona-Verordnung ist festgelegt, dass Kunden einen tagesaktuellen negativen CoronaSchnelltest vorlegen müssen, wenn nicht durchgehend eine Maske getragen werden kann, berichtete Fessler. Während bei einem Haarschnitt in der Regel die Maske aufbleiben kann, sieht das bei einem Bartschnitt anders aus. Aber wo der Test durchgeführt werden muss – muss man in ein Testzentrum, reicht ein Selbsttest daheim oder muss der Test direkt vor dem Salon
gemacht werden – und wie die Kontrolle ablaufen soll, das habe er bisher noch nirgends gefunden, ärgerte sich Fessler.
Für ihn sei das wieder mal ein weiteres Beispiel, dass vieles in der Corona-Krise von der Politik nicht wirklich durchdacht sei. Haser erklärte dazu, dass er davon ausgehe, dass vom zuständigen Referat im Landessozialministerium und der Innung dazu noch etwas kommen werde.
Ein weiteres Problem, das Fessler beim Austausch mit Haser angesprochen hat, ist der fehlende Unternehmerlohn bei der aktuellen Überbrückungshilfe. Ja, erwidert der CDULandtagsabgeordnete, dieses Problem könne er nachvollziehen. Auch er selbst kritisiere die aktuelle Regelung. Während bei der Soforthilfe vom Land im letzten Frühjahr dafür 1400 Euro pro Monat dabei waren, gibt es das so aktuell beim Bund nicht.
Für Unternehmer, die von dem leben, was am Ende des Monats übrig bleibt, ist es ein großes Problem, wenn nur 90 Prozent der Fixkosten bezahlt werden, so Haser. Und die Möglichkeit, über das Arbeitslosengeld 2 etwas als Lohnausgleich zu bekommen, scheitere oft daran, dass jemand anderes im Haushalt noch über ein Einkommen verfügt. „Es ist extrem bitter“, stellte Haser klar. Er habe wirklich versucht, im Bereich Unternehmerlohn etwas zu tun, betonte er. Leider sei das Land finanziell nicht so aufgestellt, dass solche Unwägbarkeiten des Bundes problemlos ausgeglichen werden könnten.
Um die Einbußen der letzten Monate zumindest zum Teil wieder aufholen zu können, würde es Fessler gut finden, wenn der Mehrwertsteuersatz für Friseurdienstleistung von 19 auf sieben Prozent reduziert wird. Eine Idee, die bei Haser am Montag auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Er werde das auf jeden Fall mitnehmen. Gerade in den personalintensiven Handwerksbereichen wäre ein solcher Schritt durchaus denkbar, um diese Betriebe zu entlasten.
Mit Blick auf seine Salons berichtete Fessler, dass das Geschäft nach der Öffnung Anfang März zwar gut angelaufen sei, allerdings bei Weitem nicht so wie nach dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr. So seien die ersten Wochen schnell ausgebucht gewesen, aber schon für die vierte Märzwoche sei quasi noch alles frei.
Er hofft, dass sich das noch ändert. Anders, als in einem Bericht in der „Schwäbischen Zeitung“Ende Februar irrtümlich geschrieben, habe er während der Schließung private Kredite aufnehmen müssen, um die Zeit zu überbrücken.