Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Wenn-dann-Entscheidung
Bad Wurzach muss Stellungnahme im Müllstreit abgeben
BAD WURZACH - Wie sollen künftig die sogenannten Leichtverpackungen („Verpackungsmüll“) von den Haushalten zur Wiederverwertung gelangen? Dazu musste nun der Gemeinderat der Stadt Bad Wurzach eine Stellungnahme abgeben. Das eigentliche Problem sprach dabei nur einer an.
Bekanntlich streiten sich darüber seit geraumer Zeit der Landkreis Ravensburg und die Duales System Deutschland GmbH (DSD). Während das Landratsamt ein Holsystem favorisiert, will die DSD am bisherigen Bringsystem festhalten. Die DSD sitzt, von Gerichtsentscheidungen unterstützt, derzeit am längeren Hebel.
Unabhängig von einem noch laufenden Gerichtsverfahren befindet sich der Landkreis derzeit in Verhandlungen mit dem für ihn zuständigen Entsorger, wie es von 2022 an weitergehen soll. Denn zum Jahresende werden die DSD-Verträge erneut für drei Jahre ausgeschrieben.
Zwei Varianten stehen dabei zur Diskussion. Erstens die Einführung der gelben Tonne; zweitens eine Verbesserung des bestehenden Systems (also das Bringsystem) durch ein wöchentliches Sammelangebot (statt monatlich) mit rollenden Wertstoffkisten insbesondere in Stadtbezirken. Beide Varianten haben noch jeweils drei Untervarianten.
Der Landkreis hat nun seine Städte gebeten, eine Stellungnahme abzugeben und sein favorisiertes Untervariantenmodell zu benennen. „Wir treffen heute also keine Entscheidung darüber, welches Modell an sich kommen soll“, betonte Bürgermeisterin Alexandra Scherer (CDU) eingangs. Zu entscheiden hatte der Gemeinderat vielmehr darüber: Wenn Variante 1 dann ... beziehungsweise wenn Variante 2 dann ...
Konkret zu wählen hatte der Gemeinderat bei Variante 1 zwischen einer 240-Liter-Tonne, einer 120-Liter-Tonne und dem gelben Sack als Aufbewahrungsmöglichkeit für die Leichtverpackungen. Bei Variante 2 ging es um die mobile Sammelstelle: Soll sie weiterhin einmal monatlich ans Hallenbad kommen, oder künftig einmal wöchentlich und wenn wöchentlich, an welchem Tag (dienstags oder donnerstags). Alle Festlegungen gelten dabei nur für einen noch festzulegenden Innenstadtbereich.
Ob die Varianten kostenneutral seien, wollte Stadtrat Klaus Schütt (CDU) wissen, was Karl-Heinz Buschle, Stadt- und Kreisrat der Freien Wähler, mit Ja beantwortete. Durch eine Umstellung von Bringauf Holsystem werde der Bürger finanziell nicht belastet. Bürgermeisterin Scherer gab allerdings zu bedenken, dass bei einem Holsystem den Wertstoffhöfen Einnahmen
entgingen. „Dann könnte es eventuell sein, dass sie auf uns wegen Zuschüssen für den Betrieb zukommen.“
Schütt, Stadträtin Marga Loritz (CDU) und die Haidgauer Ortsvorsteherin Ernestina Frick sprachen sich für das Holsystem aus – das aber, wie erwähnt, gar nicht zur Debatte stand. Stadtrat Franz-Josef Maier (Mir Wurzacher) will die mobile Sammelstelle an einem zentraleren Ort als dem Hallenbad („da müssen die Leute ja auch hinfahren“), Bernhard Schad (FW) schlug dafür den Parkplatz beim Amtshaus vor. Eine solche Verlegung sei grundsätzlich sicherlich möglich, so Scherer.
Letztlich entschied der Gemeinderat wie folgt:
Sollte Variante 1, also ein Holsystem, Ende März vom Kreistag beschlossen werden, soll in der Stadt (wie in den Ortschaften auch) jeder
Haushalt eine 240-Liter-Tonne erhalten. Dafür stimmten elf der 21 Gremiumsmitglieder.
Sollte Variante 2, also ein Bringsystem, vom Kreistag beschlossen werden, soll die mobile Sammelstelle einmal wöchentlich, immer dienstags, am Hallenbad (oder einem Alternativstandort) aufgestellt werden. Auch dafür sprachen sich elf Mitglieder aus.
In beiden Varianten wird es im Übrigen künftig keine Dosencontainer mehr geben. Sie müssen dann in den gelben Säcke/die gelbe Tonne. Die Glascontainer bleiben dagegen erhalten.
Das grundsätzliche Problem der Müllentsorgung sprach Karl-Heinz Buschle an. Er bedauerte nämlich, dass in der ganzen Diskussion das eigentlich wesentlich wichtigere Thema der Müllvermeidung überhaupt nicht zur Sprache komme.