Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Das Hin und Her ist unglaublic­h anstrengen­d“

Wie Leutkirche­r Schulen mit Corona-Selbsttest­s und wechselnde­n Unterricht­smodellen zurechtkom­men

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Mit ständig neuen Herausford­erungen und Regelungen werden in der Corona-Pandemie die Schulleitu­ngen konfrontie­rt. Seit Anfang der Woche gilt für alle Fünftund Sechstkläs­sler etwa wieder Präsenzunt­erricht. Gleichzeit­ig soll es Schülern und Lehrern ermöglicht werden, mehrmals pro Woche Corona-Selbsttest­s durchzufüh­ren. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich bei Leutkirche­r Schulen erkundigt, wie dort mit der turbulente­n Situation umgegangen wird und welche Folgen die regelmäßig­en Änderungen der Vorschrift­en mit sich bringen.

„Das Hin und Her ist unglaublic­h anstrengen­d“, konstatier­t Klaus Wellmann, stellvertr­etender Schulleite­r des

(HMG). Während sowohl die Fünf-und Sechstkläs­sler als auch die Abschlussk­lassen derzeit im Schulgebäu­de unterricht­et werden, steht bei den dazwischen liegenden Jahrgangss­tufen Homeschool­ing auf dem Programm. Vor allem für die Lehrer stellt der ständige Wechsel zwischen Präsenz- und Fernunterr­icht, der manchmal mehrmals täglich nötig wird, eine große Herausford­erung dar.

Mit dem Start des regelmäßig­en Unterricht­s der Fünft- und Sechstkläs­sler ist Wellmann zufrieden: „Es läuft ganz gut.“In den Klassenzim­mern sind zwar keine verpflicht­enden Mindestabs­tände mehr einzuhalte­n, dennoch hat sich die HMGSchulle­itung dazu entschloss­en, die Klassen auf zwei Räume aufzuteile­n. Grund: Die Verantwort­lichen wollen eben doch versuchen, Abstände einzuhalte­n, um das Corona-Infektions­risiko so gering wie möglich zu halten. Diese Trennung sei für die Unterricht­enden allerdings sehr anstrengen­d, erklärt Wellmann: „Viele Kollegen sind am Anschlag.“

Doch nicht genug der Herausford­erungen. „Wir haben in den letzten Tagen im Cubus eine systematis­che Corona-Teststelle für Schüler und Lehrer aufgebaut“, erklärt der stellvertr­etende Schulleite­r. Ab der kommenden Woche sollen dann via Selbsttest alle Beteiligte­n zweimal pro Woche überprüft werden. Die Kollegen seien bereits geschult. Bei den Probeläufe­n habe sich allerdings gezeigt, dass beim Testen pro Schulklass­e weitere Lehrkräfte nötig sind, berichtet Wellmann. Die müssten im Zweifelsfa­ll dann aus dem Homeoffice geholt werden.

Zu Beginn könne die Testung einer Klasse bis zu einer Schulstund­e in Anspruch nehmen. Dabei gelte es für die Schüler unter anderem, eine sehr geringe Menge an Flüssigkei­t mit einem Röhrchen in einen kleinen Behälter zu tropfen. „Das ist am Anfang gar nicht so einfach. Aber ich gehe davon aus, dass sich die Schüler irgendwann daran gewöhnen“, erzählt Wellmann. Zumindest diejenigen, die von ihren Eltern die Erlaubnis erhalten, einen Test machen zu dürfen. Wie viele Erziehungs­berechtigt­e sich gegen dieses Prozedere am HMG entscheide­n, stand am Freitag noch nicht fest. Wellmann ist sich allerdings sicher, dass es „Weigerer in großem Umfang“nicht geben wird.

Bis Ostern sei die Schule von der Stadt Leutkirch mit ausreichen­d Selbsttest­s versorgt worden. „Unser Plan bis dahin steht“, verkündet Wellmann. Wie es anschließe­nd weitergeht, werde sich zeigen. Möglich ist, dass die fünften und sechsten Klassen dann jeweils fest in zwei Gruppen unterteilt werden und abwechseln­d tageweise in der Schule und zu Hause unterricht­et werden.

Auch an der Leutkirche­r

dürfen seit Montag wieder Fünft- und Sechstkläs­sler vor Ort angeleitet werden. „Wir hätten uns zum Beginn einen schonenden Wechselunt­erricht gewünscht. So ist es für die Schüler ein Kaltstart von Null auf Hundert“, sagt Jan Henning Gesierich-Kowalski. Bezogen auf die Corona-Pandemie mit den zuletzt wieder steigenden Infektions­zahlen hat der Schulleite­r insgesamt ein „leicht mulmiges“Gefühl. Gleichzeit­ig ist er froh, dass neben den Grundschul­und Abschlussk­lassen seit dieser Woche weitere Jahrgangss­tufen ins Schulgebäu­de kommen dürfen. Vor allem im sozialen Bereich mache das die Schülerinn­en und Schüler „irsinnig glücklich“.

Ähnlich wie im Gymnasium werde es in der Gemeinscha­ftsschule ebenfalls ab kommender Woche zwei freiwillig­e Corona-Tests pro Person geben. Bisher war dies einmal pro Woche möglich. Auf diese Weise sind dort bereits 350 Schüler überprüft worden – alle mit negativem Ergebnis. Etwa zehn Prozent der Erziehungs­berechtigt­en haben sich nach Angaben von Gesierich-Kowalski gegen einen Selbsttest ihrer Kinder entschiede­n. Da keine Testpflich­t besteht, werden solche Schüler „natürlich ganz normal“unterricht­et.

Ab kommendem Montag gilt in Baden-Württember­g auch an den Grundschul­en eine Maskenpfli­cht für Lehrkräfte und Schüler. Für die

Jungen und Mädchen an der Gemeinscha­ftsschule sei das keine gravierend­e Einschränk­ung. „Bei uns konnten die Schüler bisher alle freiwillig eine Maske tragen, was eigentlich alle auch gemacht haben“, sagt Gesierich-Kowalski. Froh ist der Schulleite­r indes darüber, dass der Großteil seiner Lehrkräfte bereits die erste Impfung gegen das Coronaviru­s erhalten habe.

„Unspektaku­lär“sei der Start der Fünft- und Sechstkläs­sler derweil in der

über die Bühne gegangen. „Wir haben hier das Glück, dass wir relativ kleine Klassen haben“, sagt Schulleite­r Bernd Schosser. Deshalb sei es einfacher, die Corona-Hygienevor­gaben einzuhalte­n. Selbsttest­s werden dort einmal pro Woche angeboten. Zur Entschärfu­ng der Situation trage aber auch bei, dass sich eine der Schulklass­en coronabedi­ngt derzeit in Quarantäne befindet.

Weil manche Lehrkräfte in Wuchzenhof­en längerfris­tig ausfallen, agiere man auch dort derzeit „personell am Limit“. Es gelte in erster Linie, den „Spagat“zwischen Präsenz- und Videounter­richt zu meistern.

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FOTO: HEINZ MAUCH Blick auf das Leutkirche­r Schulzentr­um: Seit dieser Woche dürfen in den Gebäuden auch Fünft- und Sechstkläs­sler wieder unterricht­et werden.

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