Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Das Hin und Her ist unglaublich anstrengend“
Wie Leutkircher Schulen mit Corona-Selbsttests und wechselnden Unterrichtsmodellen zurechtkommen
LEUTKIRCH - Mit ständig neuen Herausforderungen und Regelungen werden in der Corona-Pandemie die Schulleitungen konfrontiert. Seit Anfang der Woche gilt für alle Fünftund Sechstklässler etwa wieder Präsenzunterricht. Gleichzeitig soll es Schülern und Lehrern ermöglicht werden, mehrmals pro Woche Corona-Selbsttests durchzuführen. Die „Schwäbische Zeitung“hat sich bei Leutkircher Schulen erkundigt, wie dort mit der turbulenten Situation umgegangen wird und welche Folgen die regelmäßigen Änderungen der Vorschriften mit sich bringen.
„Das Hin und Her ist unglaublich anstrengend“, konstatiert Klaus Wellmann, stellvertretender Schulleiter des
(HMG). Während sowohl die Fünf-und Sechstklässler als auch die Abschlussklassen derzeit im Schulgebäude unterrichtet werden, steht bei den dazwischen liegenden Jahrgangsstufen Homeschooling auf dem Programm. Vor allem für die Lehrer stellt der ständige Wechsel zwischen Präsenz- und Fernunterricht, der manchmal mehrmals täglich nötig wird, eine große Herausforderung dar.
Mit dem Start des regelmäßigen Unterrichts der Fünft- und Sechstklässler ist Wellmann zufrieden: „Es läuft ganz gut.“In den Klassenzimmern sind zwar keine verpflichtenden Mindestabstände mehr einzuhalten, dennoch hat sich die HMGSchulleitung dazu entschlossen, die Klassen auf zwei Räume aufzuteilen. Grund: Die Verantwortlichen wollen eben doch versuchen, Abstände einzuhalten, um das Corona-Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Diese Trennung sei für die Unterrichtenden allerdings sehr anstrengend, erklärt Wellmann: „Viele Kollegen sind am Anschlag.“
Doch nicht genug der Herausforderungen. „Wir haben in den letzten Tagen im Cubus eine systematische Corona-Teststelle für Schüler und Lehrer aufgebaut“, erklärt der stellvertretende Schulleiter. Ab der kommenden Woche sollen dann via Selbsttest alle Beteiligten zweimal pro Woche überprüft werden. Die Kollegen seien bereits geschult. Bei den Probeläufen habe sich allerdings gezeigt, dass beim Testen pro Schulklasse weitere Lehrkräfte nötig sind, berichtet Wellmann. Die müssten im Zweifelsfall dann aus dem Homeoffice geholt werden.
Zu Beginn könne die Testung einer Klasse bis zu einer Schulstunde in Anspruch nehmen. Dabei gelte es für die Schüler unter anderem, eine sehr geringe Menge an Flüssigkeit mit einem Röhrchen in einen kleinen Behälter zu tropfen. „Das ist am Anfang gar nicht so einfach. Aber ich gehe davon aus, dass sich die Schüler irgendwann daran gewöhnen“, erzählt Wellmann. Zumindest diejenigen, die von ihren Eltern die Erlaubnis erhalten, einen Test machen zu dürfen. Wie viele Erziehungsberechtigte sich gegen dieses Prozedere am HMG entscheiden, stand am Freitag noch nicht fest. Wellmann ist sich allerdings sicher, dass es „Weigerer in großem Umfang“nicht geben wird.
Bis Ostern sei die Schule von der Stadt Leutkirch mit ausreichend Selbsttests versorgt worden. „Unser Plan bis dahin steht“, verkündet Wellmann. Wie es anschließend weitergeht, werde sich zeigen. Möglich ist, dass die fünften und sechsten Klassen dann jeweils fest in zwei Gruppen unterteilt werden und abwechselnd tageweise in der Schule und zu Hause unterrichtet werden.
Auch an der Leutkircher
dürfen seit Montag wieder Fünft- und Sechstklässler vor Ort angeleitet werden. „Wir hätten uns zum Beginn einen schonenden Wechselunterricht gewünscht. So ist es für die Schüler ein Kaltstart von Null auf Hundert“, sagt Jan Henning Gesierich-Kowalski. Bezogen auf die Corona-Pandemie mit den zuletzt wieder steigenden Infektionszahlen hat der Schulleiter insgesamt ein „leicht mulmiges“Gefühl. Gleichzeitig ist er froh, dass neben den Grundschulund Abschlussklassen seit dieser Woche weitere Jahrgangsstufen ins Schulgebäude kommen dürfen. Vor allem im sozialen Bereich mache das die Schülerinnen und Schüler „irsinnig glücklich“.
Ähnlich wie im Gymnasium werde es in der Gemeinschaftsschule ebenfalls ab kommender Woche zwei freiwillige Corona-Tests pro Person geben. Bisher war dies einmal pro Woche möglich. Auf diese Weise sind dort bereits 350 Schüler überprüft worden – alle mit negativem Ergebnis. Etwa zehn Prozent der Erziehungsberechtigten haben sich nach Angaben von Gesierich-Kowalski gegen einen Selbsttest ihrer Kinder entschieden. Da keine Testpflicht besteht, werden solche Schüler „natürlich ganz normal“unterrichtet.
Ab kommendem Montag gilt in Baden-Württemberg auch an den Grundschulen eine Maskenpflicht für Lehrkräfte und Schüler. Für die
Jungen und Mädchen an der Gemeinschaftsschule sei das keine gravierende Einschränkung. „Bei uns konnten die Schüler bisher alle freiwillig eine Maske tragen, was eigentlich alle auch gemacht haben“, sagt Gesierich-Kowalski. Froh ist der Schulleiter indes darüber, dass der Großteil seiner Lehrkräfte bereits die erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten habe.
„Unspektakulär“sei der Start der Fünft- und Sechstklässler derweil in der
über die Bühne gegangen. „Wir haben hier das Glück, dass wir relativ kleine Klassen haben“, sagt Schulleiter Bernd Schosser. Deshalb sei es einfacher, die Corona-Hygienevorgaben einzuhalten. Selbsttests werden dort einmal pro Woche angeboten. Zur Entschärfung der Situation trage aber auch bei, dass sich eine der Schulklassen coronabedingt derzeit in Quarantäne befindet.
Weil manche Lehrkräfte in Wuchzenhofen längerfristig ausfallen, agiere man auch dort derzeit „personell am Limit“. Es gelte in erster Linie, den „Spagat“zwischen Präsenz- und Videounterricht zu meistern.