Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der Kanzler und das leuchtende Stopfei
Die Schaffenskraft von Konrad Adenauer, der dieses Jahr 145 geworden wäre, drückt sich in mehrerlei Hinsicht aus. Zum einen war er ein Alt-Bundeskanzler noch während er amtierte. Denn er übernahm die schöne Aufgabe erst im Alter von 73 Jahren. Auch hatte der Gründungskanzler acht Kinder, womit er dem heutigen Zeugungsstatus mit den gängigen aber lächerlichen 1,57 Kindern um ein Vielfaches voraus war. Aber Adenauer übte noch andere Tätigkeiten neben Kanzlerschaft und Vaterschaft mit Genuss aus. Nämlich die des Erfindens.
Die größte Errungenschaft dieses Mannes mit einem Sinn fürs Häusliche ist gewiss das von innen beleuchtete Stopfei. Mit diesem wundersamen Gerät war es der damals noch weitverbreiteten Hausfrau möglich, die löchrigen Socken des jeweiligen Ehegatten treffsicherer und damit akkurater zu stopfen als zu den vorsintflutlichen Zeiten, als lediglich unbeleuchtete Holzeier im Umlauf waren.
Doch damit nicht genug: Bereits 1916 erfand Adenauer wegen allgemeiner Fleischknappheit eine SojaWurst, womit der Politiker und
Fleischersatz-Erfinder wiederum seiner Zeit weit voraus war und sich als veganer Pionier erwies, obwohl das Wort dafür noch gar nicht existierte. Jedenfalls: Wer Adenauer auf sein politisches Wirken im Spätherbst seines langen Lebens reduziert, tut ihm unrecht. Außerdem wäre da ja noch sein philosophisches Werk, das sich in diesem alten aber noch immer aktuellen Zitat ausdrückt: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind. Andere gibt’s nicht.“Wie recht er doch hatte. (nyf )