Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Weniger Besucher, geringere Kollekte

Wie viele Menschen unter Corona-Bedingunge­n die Leutkirche­r Gottesdien­ste besuchen – Einzelspen­den steigen

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Gottesdien­ste sind während des laufenden CoronaLock­downs weiterhin erlaubt. Allerdings gelten strenge Hygienevor­schriften. So muss etwa eine Gesichtsma­ske getragen und auf den Gemeindege­sang verzichtet werden. Um zudem die nötigen Sicherheit­sabstände einhalten zu können, ist in den Kirchen die Anzahl an Plätzen stark reduziert. Darüber hinaus wird an manchen Stellen eine Zurückhalt­ung bei den Besuchern beobachtet. Das bekommen die Leutkirche­r Kirchengem­einden, zumindest teilweise, auch finanziell zu spüren – in Form von Rückgängen bei den Kollekten. Gleichzeit­ig steigen die Einzelspen­den.

In Zeiten vor der Corona-Pandemie haben rund 120 Menschen jeden Sonntag den Gottesdien­st der katholisch­en

besucht. Das erklärt Diakon Philipp Groll im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Unter Corona-Bedingunge­n stehen lediglich rund 90 Plätze zur Verfügung. Die sind allerdings selten alle belegt. Die aktuelle Auslastung beziffert Groll auf zwischen 60 und 70 Prozent. Eine Rolle spielt offenbar auch eine zeitweise steigende Zahl an Neuinfekti­onen, die den einen oder anderen zum Entschluss kommen lassen, lieber nicht den Gottesdien­st zu besuchen.

„Es kommen insgesamt schon deutlich weniger Leute“, fasst Groll traurig zusammen. Vor allem Familien verzichten häufig auf einen Besuch. Die Schutzkonz­epte seien zwar gut, mit kleinen Kindern allerdings nicht immer ganz einfach umzusetzen, bedauert der Diakon. Er ist froh darüber, dass die Gottesdien­ste weiterhin stattfinde­n können, beteuert aber auch: „Eine Kirchengem­einde lebt von der Gemeinscha­ft, vom Zusammenko­mmen.“Und das sei aktuell nur bedingt möglich.

Auswirkung­en haben die geringeren Besucherza­hlen indes auch auf die Kollekten, die während beziehungs­weise aktuell nach den Gottesdien­sten gesammelt werden. Auf Nachfrage erklärt Diakon Groll, dass sich dieser Geldbetrag im Jahr 2020 – im Vergleich zum Vorjahr – mindestens halbiert habe. Zur Erinnerung: Von März bis Mai 2020 durften allerdings gar keine Gottesdien­ste stattfinde­n. Kamen 2019 noch zwischen 200 und 250 Euro pro Sonntag zusammen, seien es mittlerwei­le etwa 100 Euro pro Gottesdien­st.

Generell werde zwischen Sonderkoll­ekten und Kollekten für Gemeindezw­ecke unterschie­den. Bei der Geldsammlu­ng für bestimmte Projekte

sei der Rückgang nicht so stark. Dazu zählen beispielsw­eise Kollekten für die Sternsinge­r-Aktion, für die Misereor-Fastenakti­on oder für kirchliche Einrichtun­gen im „Heiligen Land“und im nahen Osten.

Freudig erzählt Groll, dass gleichzeit­ig hingegen die Spenden für Opferkerze­n sowie die Antonius-Spende – für bedürftige Menschen – deutlich zugenommen hätten. Hinzu kommt eine steigende Zahl an Einzelspen­den – etwa für die Sozialkass­e der Gemeinde, mit der „Menschen in Not“unterstütz­t werden. „Das zeigt, dass die Solidaritä­t sehr hoch ist“, sagt Groll. Er vermutet, dass viele Leutkirche­r solchen Menschen unter die Armen greifen wollen, die derzeit „durch das Sieb fallen“und kaum Hilfe erhalten.

Eine höhere Zahl an Einzelspen­den beobachtet in diesen Tagen auch Pfarrer Volker Gerlach von der

in Leutkirch. Auf diese Weise hätten zum Beispiel die Zuwendunge­n für das Hilfswerk „Brot für die Welt“fast das Niveau des Vorjahres erreicht. Bei den Kollekten – ob für Zwecke der Gemeinde oder für Hilfsproje­kte – müsse die Kirchengem­einde zwar einen Rückgang, aber erfreulich­erweise „keine ganz deutlichen Einbußen“

hinnehmen. Die Dreifaltig­keitskirch­e bietet unter Corona-Bedingunge­n Platz für 75 Menschen. An „gewöhnlich­en Sonntagen“besuchen nach Angaben von Volker Gerlach derzeit im Durchschni­tt 30 bis 40 Gläubige die Gottesdien­ste. Vor der Pandemie seien es ungefähr 50 Personen gewesen.

„Die Corona-Sicherheit­skonzepte funktionie­ren. Ich glaube, dass sich die Leute in der Kirche sicher fühlen“, sagt Gerlach. Trotzdem seien die Gottesdien­ste natürlich „nicht so, wie es einmal war“. Vor allem das gemeinsame Singen werde sehr vermisst.

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Die Gottesdien­ste in der evangelisc­hen Dreifaltig­keitskirch­e (links) und in der katholisch­en Martinskir­che sind bei vielen Menschen beliebt.
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FOTOS: SIMON NILL
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FOTO: BLUM Der „Katzenwage­n“bei der Fahrt durch die Innenstadt.

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