Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Weniger Besucher, geringere Kollekte
Wie viele Menschen unter Corona-Bedingungen die Leutkircher Gottesdienste besuchen – Einzelspenden steigen
LEUTKIRCH - Gottesdienste sind während des laufenden CoronaLockdowns weiterhin erlaubt. Allerdings gelten strenge Hygienevorschriften. So muss etwa eine Gesichtsmaske getragen und auf den Gemeindegesang verzichtet werden. Um zudem die nötigen Sicherheitsabstände einhalten zu können, ist in den Kirchen die Anzahl an Plätzen stark reduziert. Darüber hinaus wird an manchen Stellen eine Zurückhaltung bei den Besuchern beobachtet. Das bekommen die Leutkircher Kirchengemeinden, zumindest teilweise, auch finanziell zu spüren – in Form von Rückgängen bei den Kollekten. Gleichzeitig steigen die Einzelspenden.
In Zeiten vor der Corona-Pandemie haben rund 120 Menschen jeden Sonntag den Gottesdienst der katholischen
besucht. Das erklärt Diakon Philipp Groll im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Unter Corona-Bedingungen stehen lediglich rund 90 Plätze zur Verfügung. Die sind allerdings selten alle belegt. Die aktuelle Auslastung beziffert Groll auf zwischen 60 und 70 Prozent. Eine Rolle spielt offenbar auch eine zeitweise steigende Zahl an Neuinfektionen, die den einen oder anderen zum Entschluss kommen lassen, lieber nicht den Gottesdienst zu besuchen.
„Es kommen insgesamt schon deutlich weniger Leute“, fasst Groll traurig zusammen. Vor allem Familien verzichten häufig auf einen Besuch. Die Schutzkonzepte seien zwar gut, mit kleinen Kindern allerdings nicht immer ganz einfach umzusetzen, bedauert der Diakon. Er ist froh darüber, dass die Gottesdienste weiterhin stattfinden können, beteuert aber auch: „Eine Kirchengemeinde lebt von der Gemeinschaft, vom Zusammenkommen.“Und das sei aktuell nur bedingt möglich.
Auswirkungen haben die geringeren Besucherzahlen indes auch auf die Kollekten, die während beziehungsweise aktuell nach den Gottesdiensten gesammelt werden. Auf Nachfrage erklärt Diakon Groll, dass sich dieser Geldbetrag im Jahr 2020 – im Vergleich zum Vorjahr – mindestens halbiert habe. Zur Erinnerung: Von März bis Mai 2020 durften allerdings gar keine Gottesdienste stattfinden. Kamen 2019 noch zwischen 200 und 250 Euro pro Sonntag zusammen, seien es mittlerweile etwa 100 Euro pro Gottesdienst.
Generell werde zwischen Sonderkollekten und Kollekten für Gemeindezwecke unterschieden. Bei der Geldsammlung für bestimmte Projekte
sei der Rückgang nicht so stark. Dazu zählen beispielsweise Kollekten für die Sternsinger-Aktion, für die Misereor-Fastenaktion oder für kirchliche Einrichtungen im „Heiligen Land“und im nahen Osten.
Freudig erzählt Groll, dass gleichzeitig hingegen die Spenden für Opferkerzen sowie die Antonius-Spende – für bedürftige Menschen – deutlich zugenommen hätten. Hinzu kommt eine steigende Zahl an Einzelspenden – etwa für die Sozialkasse der Gemeinde, mit der „Menschen in Not“unterstützt werden. „Das zeigt, dass die Solidarität sehr hoch ist“, sagt Groll. Er vermutet, dass viele Leutkircher solchen Menschen unter die Armen greifen wollen, die derzeit „durch das Sieb fallen“und kaum Hilfe erhalten.
Eine höhere Zahl an Einzelspenden beobachtet in diesen Tagen auch Pfarrer Volker Gerlach von der
in Leutkirch. Auf diese Weise hätten zum Beispiel die Zuwendungen für das Hilfswerk „Brot für die Welt“fast das Niveau des Vorjahres erreicht. Bei den Kollekten – ob für Zwecke der Gemeinde oder für Hilfsprojekte – müsse die Kirchengemeinde zwar einen Rückgang, aber erfreulicherweise „keine ganz deutlichen Einbußen“
hinnehmen. Die Dreifaltigkeitskirche bietet unter Corona-Bedingungen Platz für 75 Menschen. An „gewöhnlichen Sonntagen“besuchen nach Angaben von Volker Gerlach derzeit im Durchschnitt 30 bis 40 Gläubige die Gottesdienste. Vor der Pandemie seien es ungefähr 50 Personen gewesen.
„Die Corona-Sicherheitskonzepte funktionieren. Ich glaube, dass sich die Leute in der Kirche sicher fühlen“, sagt Gerlach. Trotzdem seien die Gottesdienste natürlich „nicht so, wie es einmal war“. Vor allem das gemeinsame Singen werde sehr vermisst.