Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Rentner aus Vogt entlarvt Telefonbetrüger
Der Mann möchte andere warnen und erzählt seine Geschichte – Das sagt die Polizei dazu
VOGT - Ein Rentner aus Vogt hat Telefonbetrüger entlarvt, die es auf sein Geld abgesehen hatten. „Eine Warnung in der Zeitung wäre sicher nicht falsch“, dachte er sich und berichtet, was geschehen ist.
Er habe einen Anruf von einer Frau Maier erhalten, die ihm zu einem Gewinn von 48 760 Euro gratuliert habe, erzählt der 78-Jährige. Die Überbringer des Geldes würden ihn am Folgetag nochmals anrufen, kündigte jene Frau Maier an. „Ich konnte mich an keinen Wettbewerb oder Gewinnspiel erinnern, aber die Frau Maier erklärte mir: Die Notarin, die den Gewinn überreicht, hat das alles dabei.“
Tatsächlich erreichte ihn am Folgetag ein erneuter Anruf. „Wo und bei wem habe ich denn eigentlich gewonnen?“, fragte der Vogter. Die Antwort des Anrufers lautete: „Wir sind von der Gewinnzentrale Berlin und zahlen nur die Gewinne aus. Die Notarin wird sie aufklären.“
Der Anrufer erklärte dann, die Auszahlung erfolge in bar, und das Geld sei in einer Tasche mit Sicherheitsschloss. Zum Öffnen des Schlosses teilte er eine Geheimzahl mit. „Alle meine Fragen beantwortete er freundlich, und ich war überrascht, was der alles wusste. Sogar meine Kontonummer war ihm bekannt“, berichtet der Rentner.
Für die Überreichung und die Anreise der Notarin seien aber leider Kosten von 1000 Euro entstanden, so der Anrufer weiter. Diese sollte der Rentner bei Übergabe begleichen. „Kein Problem, ich mache den Koffer auf, und die Dame bekommt 1000 Euro cash“, habe er gesagt, erzählt der Vogter. Die Antwort des Anrufers: „Das geht leider nicht, wir dürfen kein Bargeld annehmen. Bitte besorgen sie GooglePlay-Karten in diesem Wert.“
„Da gingen dann bei mir ein paar Alarmglocken an“, so der 78-Jährige. „Wir plauderten noch eine Weile. Ich ging scheinbar auf sein Angebot ein, sagte aber, ich müsste einige Kilometer zum nächsten Penny-Markt fahren, er solle mir seine Telefonnummer geben, und ich würde mich nach Erwerb der Gutscheine melden. Das wollte er auf keinen Fall. Angeblich aus rechtlichen Gründen dürfe er die Nummer nicht herausgeben. Er hat dann einen Termin am späten Nachmittag vorgeschlagen. Ich habe ihm dann gesagt, er hätte mich nun genug belogen, ihm einen frohen Tag gewünscht und aufgelegt.“Dann habe er die Polizei informiert, berichtet der Rentner.
Und er ist kein Einzelfall. „Fälle dieser Art werden der Polizei täglich mehrmals gemeldet“, sagt Daniela Baier vom Polizeipräsidium Ravensburg. „Diese Betrugsmasche geht einher mit den Phänomenen des Enkeltrickbetrugs, der falschen Polizeibeamten und der Erb- beziehungsweise Gewinnversprechen. Diese Art von Betrug wird bei uns zentral von einer Ermittlungsgruppe bearbeitet.“
Die Betrüger agieren normalerweise von Callcentern aus, die meist im Ausland angesiedelt sind, erklärt Baier. Von dort melden sie sich unter Nutzung einer deutschen Telefonnummer, die bei den Angerufenen Vertrauen hervorrufen soll.
Auffällig sei jedoch, dass diese Anrufe oft in einer richtigen „Welle“stattfinden. So seien der Polizei in der Vergangenheit insbesondere Betrugsversuche im Bereich „Enkeltrick“und „falsche Polizeibeamte“von verschiedenen Bürgern derselben Gemeinden gemeldet worden. „Die Betrüger haben zum Beispiel innerhalb kurzer Zeit einige ältere Bewohner von Ravensburg angerufen. Wie genau die Anrufer vorgehen, ist noch nicht bekannt, es ist aber auffällig, dass sie scheinbar anhand der Vornamen im Telefonbuch auf ältere Menschen schließen“, so Daniela Baier.
Bei der Betrugsmasche, die der Vogter Rentner schildert, würden die Betrüger in der Regel zunächst einen „geringeren“Betrag, wie hier die 1000 Euro für angebliche Notarkosten, von ihren Opfern fordern. Den meist älteren Leuten werde ein hoher Gewinn in Aussicht gestellt, weshalb sie diesen im ersten Augenblick geringen Betrag überweisen und dann hoffen, viel Geld zu bekommen. „Im Laufe des weiteren Vorgehens fordern die Täter dann mehr und mehr Geld, das der Betrogene nie wieder sieht“, sagt Baier.
finden sich unter www.polizeiberatung.de/themen-und-tipps/ betrug/. Dort ist jede Betrugsmasche dezidiert beschrieben, und es sind auch Hinweise verzeichnet, wie sich die Bürger verhalten sollen.