Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Jedes Spiel genießen
Die EV Lindau Islanders treffen im Play-off-Viertelfinale in der Eishockey-Oberliga Süd auf die Selber Wölfe
LINDAU - Nach dem Dämpfer gegen den ECDC Memmingen brauchte Gerhard Puschnik einen kurzen Moment, bis er sich so richtig über das Erreichen der Play-offs in der Eishockey-Oberliga Süd freuen konnte. Der Trainer der EV Lindau Islanders war nämlich ganz und gar nicht einverstanden mit der Leistung seiner Mannschaft beim 0:5 im Derby gegen die Memminger. Er vermisste vor allem die richtige Einstellung im sportlich zwar bedeutungslosen Pre-playoff-Rückspiel, das aber trotzdem so etwas wie eine Generalprobe für die nächsten Aufgaben war. Nach einer öffentlichen Standpauke richtete Puschnik aber den Blick schnell nach vorn. Weit musste er dabei nicht schauen, denn schon am Dienstag (19.30 Uhr) startet die Viertelfinalserie gegen die Selber Wölfe.
„Es haben Herz und Charakter gefehlt“, lautete Puschniks zentraler Satz in seiner Einschätzung nach dem enttäuschenden Spiel seiner Mannschaft gegen Memmingen. Er nutzte diesen Satz aber sogleich, um die Brücke zum nächsten Gegner zu schlagen. „Und gerade darauf kommt es in den Play-offs an“, fügte Puschnik hinzu. Den Glauben an sein Team hat er wegen dieser einen desolaten Leistung natürlich nicht verloren. Vielmehr weiß er, dass seine Lindauer in den vergangenen Wochen ganz überwiegend sehr gutes Eishockey gespielt haben. Selbstbewusst sagt er deshalb vor dem Duell mit dem Hauptrundenzweiten
Selb: „Wir können sie schlagen. Unser Vorteil ist, dass wir nicht die Favoriten sind. Wir können nur positiv überraschen.“Von Beginn an müsse jeder zu 100 Prozent fokussiert sein.
Drei Duelle gab es in dieser Saison gegen Selb. Am 4. Dezember verloren die Lindauer auswärts mit 0:6, am 17. Januar kam ein 3:6 in eigener Halle dazu, zuletzt gewannen die Islanders am 7. März mit 5:3. Gerade das jüngste Aufeinandertreffen mit Selb fiel in eine Phase, in der der EVL seinen Ruf innerhalb der Liga mehr und mehr verbesserte. „Ich denke, dass unsere Gegner schon Respekt vor uns haben. Das haben wir uns schwer erarbeitet. Wir können jeden schlagen“, sagt Puschnik.
Dass es gegen die Wölfe gleich mehrere Topauftritte in kürzester Zeit braucht, um zu bestehen, weiß auch Sascha Paul, der Sportliche Leiter der Islanders. „Selb hat eine
EVL-Trainer Gerhard Puschnik vor dem Duell gegen die Selber Wölfe
Wahnsinnsmannschaft. Die haben einen richtig starken Kader, haben im Sommer richtig viel investiert und wollen so viel wie möglich erreichen, sagt Paul, der dabei unter anderem die Selber Neuzugänge Lukas Slavetinsky (früher Ravensburg Towerstars, zuletzt Sonthofen Bulls) und Brad Snetsinger (Spieler der Saison 2019/2020, zuletzt ECDC Memmingen) im Kopf gehabt haben dürfte. Selbstbewusst fügt Paul hinzu: „Das ist uns aber egal. Die Play-offs haben ihre eigenen Gesetze. Wir werden alles geben, damit wir die Spiele gewinnen. Dann bin ich zuversichtlich, dass wir den nächsten Schritt machen können.“Auch Paul freut sich, dass sich die Islanders inzwischen einen guten Ruf in der Liga verschafft haben. „Die anderen Mannschaften haben Respekt vor uns. Und das zurecht. Wir haben uns hier was aufgebaut. In dieser Saison haben wir uns stetig weiterentwickelt. Die Mannschaft ist bereit für die Play-offs.“
Auch der EVL-Vorsitzende Bernd Wucher schätzt die Islanders als stark genug ein, um auch Klassemannschaften wie die Selber Wölfe zu ärgern. „Ich sehe die Entwicklung der Mannschaft in den letzten Wochen. Die Jungs sind heiß und körperlich fit.“Ganz allgemein freut sich Wucher auf die Play-offs, die bei den Lindauern noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit sind: „Jetzt kommt die schönste Zeit. Wir werden jedes Spiel genießen. Ich freue mich auf jeden Tag Eishockey mehr.“
Zunächst geht es für die Islanders am Dienstagabend nach Selb, das erste Heimspiel in Lindau findet am Freitag statt, bevor Spiel drei am
Sonntag wieder in Selb steigt. Sollte eine Mannschaft diese drei Partien allesamt für sich entscheiden, würde sie ins Halbfinale einziehen. Andernfalls stünden am Dienstag und Donnerstag in der kommenden Woche zwei weitere Termine an, um in maximal fünf Begegnungen den Seriensieger zu ermitteln.
„Unser Vorteil ist, dass wir nicht die Favoriten sind. Wir können nur positiv überraschen.“