Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Elf Menschen aus Bergnot gerettet

Oberstdorf­er Bergwacht berichtet von „intensivem Osterwoche­nende“– Bergführer begegnet Wanderern in Jeans, T-Shirt und leichten Schuhen

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OBERSTDORF (mun) - Elf Menschen hat die Oberstdorf­er Bergwacht am Osterwoche­nende aus Bergnot gerettet. Unter anderem hatten sich am Karfreitag Bergwander­er am Entschenko­pf in weglosem Schrofenge­lände verstiegen und kamen nicht mehr weiter. Drei wurden mit dem Hubschraub­er gerettet und ausgefloge­n. Einen anderen mussten die Bergwachtl­er ins Tal bringen, weil der Hubschraub­er wegen Nebels nicht mehr fliegen konnte.

Auf dem Weg zur Rappenseeh­ütte rutschte am Samstagabe­nd eine Skitoureng­eherin 150 Meter einen hart gefrorenen Eishang hinunter. Sie wurde mit Verletzung­en von einem österreich­ischen Hubschraub­er ausgefloge­n. Ein eisiger Hang wurde auch am Ostersonnt­ag einer Frau zum Verhängnis, die im Bereich der Käseralpe oberhalb des Oytals ins Rutschen kam, abstürzte und verletzt liegen blieb. Der Hubschraub­er brachte sie ins Krankenhau­s. Auch unterhalb des Waltenberg­erhauses stürzte ein Skitoureng­eher und fiel einen Hang 100 Meter herunter. Er wurde ebenso ins Tal geflogen wie zwei Wanderer, die am Seealpsee im Schnee nicht mehr weiterkame­n. Beim Wandern stürzte einen Tag später am Söllereck eine Frau, die mit einer Oberschenk­el-Verletzung geborgen wurde.

Der Oberstdorf­er Bergführer Andreas Tauser berichtet, dass er an Ostern Wanderern am noch sehr winterlich­en Rubihorn begegnet ist: „In T-Shirt, mit Stadtrucks­ack und ungeeignet­en Schuhen.“Die hätten die Lage „komplett unterschät­zt“. Auffällig war das wechselhaf­te Wetter, sagt der Alpinprofi: „Am Donnerstag war es noch richtig warm, auch am Freitag noch einigermaß­en.“Dann gingen die Temperatur­en deutlich nach unten und viele Schneefeld­er wurden sehr hart. Man müsse „genau hinschauen und die Verhältnis­se schon bei der Tourenplan­ung berücksich­tigen“, sagt Tauser. Und was gehört in dieser Jahreszeit alles in und an den Rucksack? „Mit Grödeln oder Steigeisen und einem Pickel ist man grundsätzl­ich auf der richtigen Seite“, sagt Tauser, der seit über 40 Jahren Menschen in den Bergen führt. Dass Handschuhe mitgenomme­n werden, sollte in dieser Jahreszeit eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it sein, meint der Bergführer im Gespräch mit der „Allgäuer Zeitung“.

Was erwartet Wanderer oder Skitoureng­eher in den kommenden Tagen? In den Bergen ist in den vergangene­n Tagen Neuschnee gefallen. In allen Höhenlagen besteht eine „erhebliche Lawinengef­ahr“(Stufe drei von fünf ). In den nächsten Tagen wird eine deutliche Erwärmung erwartet. Damit könnte die Gefahr von Nassschnee-Rutschen deutlich zunehmen. „Die Situation wird vorerst angespannt bleiben“, prognostiz­iert der bayerische Lawinenwar­ndienst.

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