Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Stars spielen live aus New York und Paris
Wegen Corona findet der Kemptener Jazzfrühling im Netz statt – 20 Konzerte werden gestreamt – drei von weither
KEMPTEN - Die gute Nachricht zuerst: Der Kemptener Jazzfrühling findet vom 24. April bis 1. Mai statt. Die schlechte: Es wird keine Freiluft-Eröffnung mit Bands in der Kemptener Innenstadt geben und auch keine regulären Auftritte. Und dennoch: Es wird jeden Abend live gespielt werden, vor allem im Stadttheater, und die Konzerte werden direkt im Internet zu erleben sein. Kostenfrei, jedoch sind Spenden ausdrücklich erwünscht. Ein Zuckerl hat der Kleinkunstverein Klecks, der das Festival stemmt, obendrauf gelegt: Die Hauptkonzerte mit den Stars, dem US-amerikanischen Gitarren-Hero Bill Frisell, der polnischen Bass-Wunderfrau Kinga Glyk und der französischen Sängerin Camille Bertault, werden ebenso live übertragen – aus New York, dem polnischen Czerwionka-Leszczyny und aus Paris.
„Wir sind uns bewusst, dass ein Streaming-Festival keine vollwertige Alternative ist, aber wir wollten den Jazzfrühling nicht noch einmal absagen“, sagt Andreas Schütz, einer der Booker des „Klecks“. Wichtig war den Organisatoren, dass Musikerinnen und Musiker wie auch Licht- und Tontechniker ihre Gagen bekommen. Und die werden auch bei dieser Streaming-Ausgabe des Jazzfrühling fällig.
Nach den jüngsten Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern sowie der Entwicklung der Infektionszahlen war den „Klecksern“klar, dass ein reguläres Festival – etwa bei reduziertem Sitzplatzangebot – nicht zu machen sei. Auch von Plan B – in der Stadt Konzerte auf zwei Open-Air-Bühnen durchzuführen – verabschiedeten sie sich. Zu teuer und aufwendig wäre das gewesen, sagt Andreas Schütz. „Und dann hätten wir ja auch noch die Wetterproblematik gehabt.“Einstimmig entschied sich deshalb der Klecks-Vorstand für die Streaming-Variante – auch weil von den Bands viel positive Rückmeldung kam.
Nicht alle Gruppen, die vorgesehen waren, sind dabei. Einige Musiker sagten wegen der unsicheren Einreise- und Quarantänelage ab. „Mit allen Bands wäre der Jazzfrühling in dieser Form freilich nicht zu finanzieren gewesen“, sagt Schütz. Möglich wird das Online-Festival durch das bundesweite Rettungsprogramm „Neustart Kultur“: Die „Initiative Musik“hat laut Schütz zugesagt, ein Defizit von bis zu 75 000 Euro auszugleichen. „Das werden wir auch ausschöpfen müssen.“Weitere Einnahmen kommen durch kommunale Zuschüsse und Sponsoren herein. Zudem haben sich die „Kleckser“bei einigen Fördertöpfen beworben. Der CoronaSonder-Etat des Jazzfrühling 2021 beläuft sich auf 150 000 Euro, sagt Schütz. Trotz zahlreicher Fördergelder rechnet er mit einem Defizit im unteren fünfstelligen Bereich.
Gut 20 Konzerte werden vom 24. April bis 1. Mai live und kostenlos gestreamt. Die „Kleckser“hoffen dabei auch auf Spenden der Jazz-Fans. Vier junge Bands treten beim Jazzfrühling-Wettbewerb im Stadttheater an (28. April). Bei der traditionellen Jazznacht spielen im Theater fünf Bands auf (30. April).