Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Deutliche Verbesserungen im Busverkehr geplant
Neue Linien und weitere Angebote sollen zur Mobilitätswende beitragen
KREIS RAVENSBURG - Bus fahren soll im Landkreis Ravensburg in den kommenden Jahren deutlich attraktiver werden. Dabei geht es nicht nur darum, dass mehr Busse häufiger fahren. Sondern es sollen auch ganz neue Angebote geschaffen werden, damit der öffentliche Nahverkehr eine echte Alternative zum Auto wird.
Im Herbst soll der neue Nahverkehrsplan für den Landkreis Ravensburg beschlossen werden. Dann geht es ums Geld und um die Verteilung der Kosten für die angedachten Verbesserungen. Aktuell wurden im Kreistag die Pläne vorgestellt, die eine breite Zustimmung bei den Politikern fanden.
Im Kreistag war im Hinblick auf die Planungen die Rede von einer langfristigen Strategie für den öffentlichen Nahverkehr statt lediglich punktueller Nachbesserungen. Landrat Harald Sievers nannte es „weg vom Verwalten, hin zum Gestalten“. Ziel ist, durch einen Ausbau und neue Ideen für Bus und Bahn dauerhaft mehr Fahrgäste zu gewinnen. Das wird es aber nicht umsonst geben. Obwohl teilweise Fördermittel des Landes fließen, rechnet der Landkreis mit Gesamtkosten von rund 9,5 Millionen Euro. Offen ist, ob das über eine Erhöhung der Kreisumlage oder durch eine Beteiligung der jeweils profitierenden Kommunen
finanziert wird. Nach einer (unterstützt von einem Fachbüro) erstellten Analyse teilt die Verwaltung den Verkehr im Landkreis in vier Kategorien ein:
Kategorie 1+: Das sind Linien mit sehr hohem Entwicklungspotenzial. Dazu gehören die Verbindungen Wilhelmsdorf-Ravensburg, Bad Waldsee-Ravensburg, Vogt-Ravensburg und Ravensburg-Wangen-Isny mit mehr als 2000 Pendlern am Tag. Hier soll tagsüber ein verlässlicher 30-Minuten-Takt eingeführt werden.
Kategorie 1: Hierunter fallen Linien mit täglich mehr als 1000 Pendlern, zum Beispiel Verbindungen von Ravensburg nach Wolfegg, Ebenweiler oder Altshausen sowie zwischen Leutkirch und Isny sowie nach Bad Waldsee. In diesem Bereich ist tags ein 60-Minuten-Takt geplant.
Kategorie 2: An diesen Linien mit über 500 Pendlern soll ebenfalls gearbeitet werden. Dazu gehören unter anderem Verbindungen zwischen Vogt und Kißlegg sowie nach Wangen, von Ravensburg nach Wolpertswende, von Wangen nach Tettnang sowie zwischen Fronhofen und Fleischwangen und zwischen Wilhelmsdorf und Illmensee. Planziel ist auf diesen Linien ein 60-MinutenTakt zu den Hauptverkehrszeiten.
Kategorie 3: Dieser Bereich betrifft vor allem den Schülerverkehr, der nicht wesentlich besser werden wird; negative Veränderungen sind derzeit aber nicht in Planung. Die weiteren Pläne im Überblick:
Schnellbusse: Vor allem zu Berufsverkehrszeiten will der Landkreis Schnellbuslinien einrichten und zunächst für zwei bis drei Jahre erproben: zwischen Ravensburg und Bad Waldsee, Kißlegg und Wangen sowie zwischen Leutkirch und Isny. Die Schnellbusverbindung zwischen Ravensburg und Wangen soll ganztags betrieben werden.
Regiobuslinien: Diese stündlichen Verbindungen werden vom Land Baden-Württemberg mit 50 bis 60 Prozent des Betriebskostendefizits gefördert. Geplant sind sie zwischen Ravensburg und Wangen sowie nach Tettnang, zwischen Bad Wurzach und Leutkirch sowie nach Bad Waldsee und zwischen Wangen und Isny.
Nachtbusnetz: Verbindungen nach 24 Uhr soll es vom Einstiegsort an alle zwei Stunden geben, um die größeren Kommunen zu erreichen oder von dort nach Hause zu kommen. Geplant ist eine Einrichtung für die Nächte von Freitag auf Samstag, Samstag auf Sonntag und auf Feiertage.
„On-Demand“-Verkehre: Dieses Konzept ist geplant für Orte, die durch die neue Kategorisierung der Linien keine wesentlich bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr erhalten. Konkret heißt das: Ein Bus fährt, wenn es Nachfrage gibt. Das Modell orientiert sich, vereinfacht gesagt, an den bereits verbreiteten nächtlichen Ruf-Taxis.
Schon bis Ende 2021 soll es Verbesserungen auf den Strecken Ravensburg-Wangen, Wangen-Isny und Bad Wurzach-Leutkirch geben. Die Umsetzung der weiteren Projekte wird in den Jahren danach erfolgen, sofern die Finanzierung gesichert ist.