Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Russen kommen
- Beim „Tatort“-Gucken ein bisschen dösen oder daddeln – das geht hier gar nicht. Aufgepasst! Sonst verliert man den Faden der verschachtelten Action, mit der Autor und Regisseur Niki Stein diesen Hamburger Krimi durchstarten lässt. In verschränkter Chronologie sieht man zunächst eine Beförderung, eine Einsatzbesprechung, eine Trauerfeier und einen undurchsichtigen nächtlichen Einsatz gegen russische Waffenschieber, wobei ein Flugzeug explodiert und ein nervöser verdeckter Ermittler der Bundespolizei mitsamt zwei Millionen Euro Staatsgeld in die Luft fliegt. Praktischerweise hat der Chefgangster noch eine Nichte, die ebenfalls verdeckt arbeitet, beim LKA. Die toughe Marija (Tatiana Nekrasov), die ganz nebenbei ein paar Mädchenhändler auffliegen lässt, wagt ein gefährliches Doppelspiel im Kreise der Verwandtschaft.
Stein inszeniert zackig nach amerikanischer Thriller-Art. Humorfrei ist der Ton, kurz angedeutet nur der Human Touch, wenn Hauptkommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) die Katze krault und Frust mit seinem Sohn hat. Als aparte Abwechslung zum grauen Polizeimilieu gibt es Nostalgie-Deko in den Häusern der kulturbeflissenen Russenmafia, etwas Klavierspiel, ein paar Tolstoi-Zitate. Draußen ist meistens Nacht, drinnen verdunkeln Schatten die späte Erkenntnis: Die Macht der Familie ist nichts gegen höhere Machenschaften. Spannend konstruiert.