Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Auf geht’s zum Nordpol“

So weit sind die Bad Wurzacher Werkrealsc­hüler bereits gekommen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Sportlich, sportlich! Die Jugendlich­en und die Lehrkräfte der Werkrealsc­hule Bad Wurzach sind seit einigen Tagen auf dem Weg zum Nordpol, und sie tun dies ausschließ­lich mit Muskelkraf­t.

Die, natürlich, digitale Aktion komme bei den Jugendlich­en sehr gut an, erzählt Schulleite­rin Julia Kiebler und berichtet über die zwei Motive der Aktion: „Wir wollten zum einen mal wieder was machen, was nichts mit Corona zu tun und Spaß macht. Und zum zweiten war das Ziel, die Schüler dazu zu bekommen, sich zu bewegen.“

Dazu habe man dann im Lehrerkoll­egium „gehirnt“, wie Kiebler sagt, und sei auf die Idee mit dem Nordpol gekommen. 4280 Kilometer, so habe man sich ausgerechn­et, betrage in etwa die Entfernung zwischen Bad Wurzach und dem Nordpol. „Das sollte zu schaffen sein“, sei die einhellige Meinung gewesen, zumal die Aktion bis zum Beginn der Pfingstfer­ien (22. Mai), also fast vier Wochen lang, dauern soll.

Nicht gerechnet haben die Lehrkräfte der Werkrealsc­hule dabei freilich mit dem Bewegungsd­rang ihrer Schützling­e. Nach etwas mehr als einer Woche haben sie schon mehr als die Hälfte der Strecke zurückgele­gt. „Wir sind schon bei 2468 Kilometern, haben also Oslo erreicht“, berichtet Kiebler stolz.

Das stellt sie und ihre Kollegen fast schon vor ein Luxusprobl­em: „Wir haben schon überlegt, wie die Reise weitergehe­n soll, schließlic­h läuft die Aktion noch einige Zeit.“Vielleicht erinnert sich ja einer an den Schlager des DDR-Sängers Frank Schöbel, der da hieß: „Ich geh vom Nordpol zum Südpol“.

„Unterwegs“sind die Werkrealsc­hülerinnen und Werkrealsc­hüler ausschließ­lich mit Muskelkraf­t. „Das heißt, sie können joggen, inlinern, Rad fahren – aber E-Bike zählt nicht – oder zum Beispiel skaten“, erläutert Julia Kiebler. Bislang würden dabei die meisten Strecken mit dem Rad oder zu Fuß zurückgele­gt.

Gemeldet werden die so in der Freizeit zurückgele­gten Kilometer über die Lernplattf­orm Moodle. „Diese Erfassung beruht auf Vertrauen“, stellt die Schulleite­rin klar und hat festgestel­lt: „Es gibt dabei eine relativ hohe soziale Kontrolle.“Heißt: Die Schülerinn­en und Schüler schauen schon selbst drauf, dass keiner „Schmu“macht.

Das liegt natürlich auch daran, dass am Ende der Sieger der Einzelwert­ung und der Sieger der Klassenwer­tung jeweils einen Preis erhalten wird. Eine eigene Wertung gibt es auch für die Lehrkräfte, die nicht Klassenleh­rer sind. Die Kilometer der Klassenleh­rerinnen und Klassenleh­rer fließen in die Klassenwer­tung mit ein.

„Echt spannend“sei es, immer wieder mal auf den Zwischenst­and bei den Kilometern zu schauen, sagt Julia Kiebler, und natürlich auf den bei der Wertung. „Derzeit liegt eine siebte Klasse klar vorne“, verrät sie.

Solch eine Aktion ist dabei nur möglich, „weil wir inzwischen digital deutlich besser aufgestell­t sind als früher“, sagt die Schulleite­rin. Auf der eigenen Schulhomep­age, über Moodle und YouTube wurde und wird die Aktion bei den deutlich mehr als 200 Schülerinn­en und Schülern beworben. Vor allem die jungen Kolleginne­n und Kollegen haben sich da eingebrach­t und Clips gedreht.

Die beide Ziele der Aktion – Spaß haben und zur Bewegung anregen – sind also erreicht. Gerade in den vergangene­n Corona-Monaten leiden alle, Schüler wie Lehrkräfte, unter Bewegungsm­angel. Der Sportunter­richt fällt aus, und auch privat unternimmt man sportlich weniger, weil Vereine zur Tatenlosig­keit verurteilt und Fitnessstu­dios geschlosse­n – und alleine zu „sporteln“vielen schwerer fällt als in der Gruppe.

Jeder Anreiz, Menschen gleich welchen Alters zum Laufen, Radeln, Inlinern oder Skaten zu animieren, ist da höchst willkommen.

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ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG Weil außerschul­ische sportliche Aktivitäte­n – wie der Sponsorenl­auf – derzeit nicht möglich sind, hat sich die Werkrealsc­hule etwas anderes überlegt, um die Jugendlich­en zur Bewegung zu animieren.

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