Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Auf geht’s zum Nordpol“
So weit sind die Bad Wurzacher Werkrealschüler bereits gekommen
BAD WURZACH - Sportlich, sportlich! Die Jugendlichen und die Lehrkräfte der Werkrealschule Bad Wurzach sind seit einigen Tagen auf dem Weg zum Nordpol, und sie tun dies ausschließlich mit Muskelkraft.
Die, natürlich, digitale Aktion komme bei den Jugendlichen sehr gut an, erzählt Schulleiterin Julia Kiebler und berichtet über die zwei Motive der Aktion: „Wir wollten zum einen mal wieder was machen, was nichts mit Corona zu tun und Spaß macht. Und zum zweiten war das Ziel, die Schüler dazu zu bekommen, sich zu bewegen.“
Dazu habe man dann im Lehrerkollegium „gehirnt“, wie Kiebler sagt, und sei auf die Idee mit dem Nordpol gekommen. 4280 Kilometer, so habe man sich ausgerechnet, betrage in etwa die Entfernung zwischen Bad Wurzach und dem Nordpol. „Das sollte zu schaffen sein“, sei die einhellige Meinung gewesen, zumal die Aktion bis zum Beginn der Pfingstferien (22. Mai), also fast vier Wochen lang, dauern soll.
Nicht gerechnet haben die Lehrkräfte der Werkrealschule dabei freilich mit dem Bewegungsdrang ihrer Schützlinge. Nach etwas mehr als einer Woche haben sie schon mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt. „Wir sind schon bei 2468 Kilometern, haben also Oslo erreicht“, berichtet Kiebler stolz.
Das stellt sie und ihre Kollegen fast schon vor ein Luxusproblem: „Wir haben schon überlegt, wie die Reise weitergehen soll, schließlich läuft die Aktion noch einige Zeit.“Vielleicht erinnert sich ja einer an den Schlager des DDR-Sängers Frank Schöbel, der da hieß: „Ich geh vom Nordpol zum Südpol“.
„Unterwegs“sind die Werkrealschülerinnen und Werkrealschüler ausschließlich mit Muskelkraft. „Das heißt, sie können joggen, inlinern, Rad fahren – aber E-Bike zählt nicht – oder zum Beispiel skaten“, erläutert Julia Kiebler. Bislang würden dabei die meisten Strecken mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt.
Gemeldet werden die so in der Freizeit zurückgelegten Kilometer über die Lernplattform Moodle. „Diese Erfassung beruht auf Vertrauen“, stellt die Schulleiterin klar und hat festgestellt: „Es gibt dabei eine relativ hohe soziale Kontrolle.“Heißt: Die Schülerinnen und Schüler schauen schon selbst drauf, dass keiner „Schmu“macht.
Das liegt natürlich auch daran, dass am Ende der Sieger der Einzelwertung und der Sieger der Klassenwertung jeweils einen Preis erhalten wird. Eine eigene Wertung gibt es auch für die Lehrkräfte, die nicht Klassenlehrer sind. Die Kilometer der Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer fließen in die Klassenwertung mit ein.
„Echt spannend“sei es, immer wieder mal auf den Zwischenstand bei den Kilometern zu schauen, sagt Julia Kiebler, und natürlich auf den bei der Wertung. „Derzeit liegt eine siebte Klasse klar vorne“, verrät sie.
Solch eine Aktion ist dabei nur möglich, „weil wir inzwischen digital deutlich besser aufgestellt sind als früher“, sagt die Schulleiterin. Auf der eigenen Schulhomepage, über Moodle und YouTube wurde und wird die Aktion bei den deutlich mehr als 200 Schülerinnen und Schülern beworben. Vor allem die jungen Kolleginnen und Kollegen haben sich da eingebracht und Clips gedreht.
Die beide Ziele der Aktion – Spaß haben und zur Bewegung anregen – sind also erreicht. Gerade in den vergangenen Corona-Monaten leiden alle, Schüler wie Lehrkräfte, unter Bewegungsmangel. Der Sportunterricht fällt aus, und auch privat unternimmt man sportlich weniger, weil Vereine zur Tatenlosigkeit verurteilt und Fitnessstudios geschlossen – und alleine zu „sporteln“vielen schwerer fällt als in der Gruppe.
Jeder Anreiz, Menschen gleich welchen Alters zum Laufen, Radeln, Inlinern oder Skaten zu animieren, ist da höchst willkommen.