Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Es läuft wieder
Die Exporte der deutschen Unternehmen steigen fast auf Vorkrisenniveau – USA und China sind Wachstumstreiber
FRANKFURT Wenn es nach einer Reihe guter Nachrichten noch eines Ausrufezeichens bedurfte, haben das die deutschen Exporte mit ihren Ausfuhren nach China gesetzt: Die kletterten gegenüber März vergangenen Jahres um rund 38 Prozent. Diese Steigerung beruht allerdings auch darauf, dass die Bundesregierung im März vor zwölf Monaten die ersten Corona-Gegenmaßnahmen eingeleitet hat. Und China hatte bereits Wochen zuvor Wirtschaft und öffentliches Leben rigide heruntergefahren, sodass die Produktionsbehinderungen in Deutschland auf fehlende Aufträge aus China trafen.
Doch auch im Vergleich mit dem Vorkrisenmonat Februar im vergangenen Jahr muss sich die deutsche Exportbranche keineswegs verstecken. Denn im März lagen die Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt nur noch um minimale 0,9 Prozent unter Vorkrisenniveau. Dank der globalen Konjunkturerholung setzten die deutschen Exporteure im März Waren im Wert von 126,5 Milliarden Euro in anderen Ländern ab.
Das ist nominal sogar ein neuer Rekord für einen einzelnen Monat. Der Präsident des Außenhandelsverbandes, Anton Börner, sprach deswegen am Freitag von einer enormen „Aufholjagd“– und einer offenbar soliden Konstitution. „Dass die deutschen Unternehmen trotz der Corona-Pandemie so schnell und so gut wieder Tritt fassen konnten im weltweiten Handel, beweist ihre starke Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität im Umgang mit Herausforderungen“, erklärte Börner.
Beim Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hieß es, der erneute Schub im Außenhandel sorge für „einen optimistischen Blick in die Zukunft“. Die Wirtschaft steure schwungvoll auf Wachstumskurs. Dabei spiele auch das billionenschwere Konjunkturprogramm in den USA seine Rolle, denn das schaffe zusätzliche Nachfrage nach europäischen und damit auch Produkten ‚made in Germany‘.
In der Tat sind die USA im März einmal mehr der wichtigste einzelne Auslandsmarkt für die deutschen Exportfirmen. Und die profitieren dort nicht nur von dem Konjunkturprogramm
durch die Regierung von USPräsident Joe Biden, sondern auch durch den raschen Fortschritt bei den Impfungen in den Vereinigten Staaten. Mit Abstand wichtigste Außenhandelsregion von deutschen Unternehmen sind die Staaten der Europäischen Union. In sie gehen mehr als die Hälfte aller Exporte.
China hingegen ist der auf Einzelländerebene mit Abstand wichtigste
Wachstumsmarkt im Einzelhandel. Die deutschen Importe aus der Volksrepublik schossen im März um fast 47 Prozent in die Höhe.
China selbst hat am Freitag ebenfalls seine Außenhandelszahlen veröffentlicht. Dort zogen die Ausfuhren in Dollar gerechnet um fast ein Drittel an, während die Importe sogar auf ein Plus von 43 Prozent kamen. „Die Exportzahlen spiegeln eindeutig eine Erholung und Ausweitung der globalen Wirtschaft wider“, sagte der Ökonom Hao Zhou von der Commerzbank in Singapur der Finanzagentur Bloomberg. Und dabei wiederum spielen auch die deutschen Exporteure eine entscheidende Rolle. Denn die chinesischen Importe aus Deutschland haben im April um fast 38 Prozent zugelegt.
Das wiederum treibt die Industrieproduktion in Deutschland an. So stieg die Industrieproduktion (ohne Bau und Energie) im März um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das ist vergleichsweise wenig angesichts der Tatsache, dass die Auftragsbücher der Unternehmen prall gefüllt sind. Das Problem sind Lieferengpässe bei Vorprodukten wie Halbleitern und deutliche Preissteigerungen etwa bei Rohstoffen. „Mehr ist derzeit infolge der dramatischen Liefer- und Transportengpässe schlicht und ergreifend nicht drin", sagte Andreas Scheuerle, Volkswirt bei der Deka Bank. Eine vor wenigen Tagen vom ifo-Institut veröffentlichte Umfrage unter Industrieunternehmen hatte ergeben, dass fast jedes zweite Unternehmen Engpässe bei Vorprodukten beklagt.