Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Aussichtspunkt bei Tettnang zieht auch Müllsünder an
Überquillender Abfalleimer und Drogenfund am Aussichtspunkt bei Dieglishofen – Polizei rückt vereinzelt zu Kontrollen aus
TETTNANG/DIEGLISHOFEN - Leere Pizzakartons, Getränkedosen, Zigarettenstummel und allerlei anderer Müll liegen verstreut auf dem Boden. Der große Mülleimer quillt bereits über mit Abfall. Bilder wie dieses bieten sich am Aussichtspunkt oberhalb von Dieglishofen immer wieder – was bei Spaziergängern teilweise für Verärgerung sorgt. Der Aussichtspunkt am Hopfenpfad ist ein beliebter Treffpunkt und erlebt in Coronazeiten, wenn viele andere Aktivitäten wegfallen, regen Andrang.
Die Aussicht über das hügelige Tettnanger Hinterland, den Bodensee und an klaren Tagen bis in die Alpen ist idyllisch. Wenn die Wetterlage trocken ist, ist der Aussichtspunkt vor allem in den Abendstunden gut besucht. Autos parken dann meist dicht an dicht entlang des schmalen Sträßchens, auch Jugendliche kommen gerne mit ihren Mofas dorthin.
Doch nicht immer hinterlassen die Besucher den Ort so, wie sie ihn vorgefunden haben. Bereits vor einigen Jahren stellte die Stadt an der Wiese mehrere Holztische und -bänke auf, an denen Wanderer Rast machen und die Aussicht auf den Bodensee genießen können. Nachdem die Wiese jedoch von vielen Besuchern des Aussichtspunkts als Parkplatz missbraucht wurde und bei entsprechenden Wetterverhältnissen zeitweise zur Schlammwüste wurde, besserte die Stadt nach und brachte große Findlinge entlang des Sträßchens an. Nur noch ein schmaler Streifen verbleibt als Abstellfläche für Autos.
Die Holzbänke in der Wiese sind aktuell zwar noch abgebaut, dennoch zieht es vor allem an den Wochenenden viele Menschen für ein Picknick dorthin. Die Müllsituation vor Ort ist auch der Tettnanger Stadtverwaltung bewusst. „Klar ist, dass das Thema Müll ein Problem darstellt“, teilt Bürgermeister Bruno Walter mit. Dies sei aber nicht nur dort, sondern an vielen Stellen in der Stadt wie auch bundesweit der Fall.
Stadträtin Sylvia Zwisler (CDU) hatte das Thema in einer Gemeinderatssitzung im März ebenfalls angesprochen und vorgeschlagen, den Mülleimer gänzlich zu entfernen. Es gebe Studien, dass die Leute dann eher dazu animiert würden, ihren Müll mitzunehmen, anstatt ihn achtlos auf den Boden zu werfen. Bisher fand der Vorschlag jedoch wenig Anklang. Bereits in der Vergangenheit sei an verschiedenen Standorten immer wieder getestet worden, ob das Aufstellen von Müllbehältern oder deren komplette Entfernung die richtige Lösung sei, teilt Bürgermeister Walter mit. Eine „glückseligmachende“Lösung
gebe es aber nicht.
Grundsätzlich habe man die Erfahrung gemacht, dass es immer Nachahmer gebe, sobald eine erste Person Abfall auf den Boden werfe. An dieser Stelle sammle sich dann immer mehr Müll. „Dies ändert sich auch nicht, wenn die Abfallbehälter entfernt werden“, so Walter. Besucher hätten vielmehr die Erwartung, wer einen solchen Aufenthaltsplatz schaffe, sollte auch eine Möglichkeit bieten, Speisereste und Abfall direkt dort entsorgen zu können.
Am Aussichtspunkt in Dieglishofen hat die Stadt nun einen doppelt so großen Mülleimer aufgestellt wie vorher und von einem 100-Liter- auf ein 200-Liter-Behältnis aufgestockt. „Wir werden hier jetzt die weitere Entwicklung beobachten“, kündigt Walter an. Allerdings ist die Müllthematik nicht das einzige Problem, das an dem Aussichtspunkt zuweilen auftritt. Es habe in den vergangenen Monaten einige Anwohnerbeschwerden gegeben, weswegen vereinzelt die Polizei anrücken musste, teilt der Schultes mit.
Das bestätigt auch Oliver Weißflog, Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg. Erst Anfang April erwischte eine Streifenwagenbesatzung an einem späten Donnerstagabend einen 18-Jährigen im Bereich des Hopfenpfads mit Drogen. Beim Erblicken der Polizei hatte sich der 18-Jährige mutmaßlich eines Joints entledigt und während der Kontrolle einen Beutel mit einer geringen Menge Marihuana weggeworfen.
Am 24. April sei bei der Polizei ein Hinweis eines vorbeifahrenden Autofahrers eingegangen, der von der Straße aus beobachtet habe, dass sich eine größere Gruppe an dem Aussichtspunkt bei Dieglishofen aufhalte und dies möglicherweise einen Verstoß gegen die Corona-Verordnung darstelle. Die Polizeistreife habe bei der anschließenden Kontrolle jedoch nichts feststellen können, so Weißflog.
Die Beamten des Polizeipostens Tettnang würden regelmäßig im Zuge ihrer regulären Dienste tagsüber an dem Aussichstpunkt vorbeifahren. Nachts sei das Polizeirevier Friedrichshafen zuständig, dessen Beamte bei entsprechenden Hinweisen ebenfalls für Kontrollen ausrücken würden. Dennoch gebe es aus Sicht der Polizei dort keine Konzentration an Einsätzen, stellt Weißflog klar. Der Ort sei demnach auch kein Schwerpunkt. „Wir versuchen natürlich, das im Zuge unserer normalen Kontrollen mit abzudecken“, erklärt Weißflog. Gesonderte Kontrollen an Aussichtspunkten mit Blick auf die Corona-Regeln seien aber aus personellen und zeitlichen Kapazitätsgründen nicht machbar.