Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mehr Platz für Radler und Fußgänger gefordert
Ravensburger Bürger verlangen Einrichtung von Fahrradstraßen
RAVENSBURG - Die Ravensburger Burg-, Markt- und Seestraße sollen Fahrradstraßen werden. Das fordert die Agendagruppe Oberstadt. Bei der Stadtverwaltung stößt dieser Vorschlag wenig auf offene Ohren. Die Details.
Ein Rechtsgutachten der Deutschen Umwelthilfe habe belegt, dass die Umwidmung von Autostraßen zu vorrangigen Bereichen für Fußgänger oder Radfahrer rechtlich zulässig sei, schreibt die Agendagruppe Oberstadt an die Stadtverwaltung. Daher könnte auch Ravensburg entsprechend handeln und Straßen umwidmen, anstatt abzuwarten oder auf einen Generalverkehrsplan für das Mittlere Schussental zu setzen.
„Obwohl die Stadtverwaltung vor 15 Jahren noch daran arbeitete, den Durchgangsverkehr in der Innenstadt zu reduzieren, wird seit etwa zehn Jahren die gegenteilige Strategie verfolgt, indem man in der Altstadt einen Bypass zur B 32 installiert“, sagt Agenda-Sprecher Manfred Lenz. Mit dem Bypass meint er die Burgstraße. Lenz weiter: „Dem Aufruf von Politik und Verkehrsverbänden zum Trotz wird nicht die Wohn- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessert, indem man mehr Platz für Fahrradfahrer und Fußgänger schafft, sondern man den Durchgangsverkehr für Motorfahrzeuge fördert.“
Die Ravensburger Stadtverwaltung geht auf den Antrag der Oberstadtagenda recht allgemein ein, indem sie auf ihre Arbeit an einem Radwegeverkehrskonzept verweist. In der Seestraße sei ein Schutzstreifen für Radfahrer geplant, in der Markt- und Burgstraße hingegen nicht, „da hier keine signifikanten Mängel für den Radverkehr festgestellt worden sind“, wie die Verwaltung schreibt. Und: „Die Einrichtung von Fahrradstraßen ist dort derzeit nicht vorgesehen.“
Diese Antwort stellt die Agendagruppe Oberstadt nicht zufrieden. Speziell in der oberen Marktstraße gebe es für Radfahrer keinen Schutz, da der gesamte Straßenraum unterhalb des Obertors von Autos eingenommen werde. Grundsätzlich werde in dieser Straße vielfach zu schnell gefahren. Letzteres betrifft aber auch Radfahrer, wie die Agendagruppe einräumt: Sie seien häufig zu schnell in der unteren Marktstraße bergabwärts unterwegs und würden dadurch wiederum Fußgänger gefährden.
Gefährdet sieht die Oberstadtagenda aber auch Schulkinder, die mit dem Fahrrad aus der Südstadt über die Federburgstraße vorbei an der Räuberhöhle auf die Burgstraße einbiegen, um sie nach einigen Metern im Bereich der oberen Marktstraße in Richtung Realschule/Gymnasien wieder zu verlassen. Manfred Lenz: „Dies stellt ein erhebliches Gefahrenpotenzial dar. Wir können nicht verstehen, dass hier keine ,signifikanten Mängel für den Radverkehr’ festgestellt worden sind. Zu bestimmten Zeiten ist hier der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart.“