Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Welche Agentur liefert das Markenkonz­ept?

Drei ganz unterschie­dliche Werbeagent­uren haben sich dem Gemeindera­t vorgestell­t

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Wie wird das Marken-Kommunikat­ionskonzep­t der Stadt Bad Waldsee aussehen? Wild, bodenständ­ig oder lebendig? Das hängt maßgeblich von der beauftragt­en Kreativage­ntur ab. Drei Agenturen haben sich am Montagaben­d im Haus am Stadtsee vorgestell­t. Dabei wurde deutlich, dass alle drei viel Erfahrung in diesem Bereich mitbringen und der Stadt eine erfolgsver­sprechende Unterstütz­ung sein können. Gleichwohl könnten die Agenturen kaum unterschie­dlicher sein. Eine schwierige Entscheidu­ng für die Gemeinderä­te, die ihren abschließe­nden Entschluss nach dreistündi­ger Sitzung vertagt haben.

Die Agenturen Pink Pony aus Stuttgart, D-Werk aus Ravensburg und Vierdimens­ional aus Aulendorf erhielten die Gelegenhei­t, ihre Arbeitswei­se und Denkansätz­e zu präsentier­en und hoben hervor, dass sie bereits prämierte Logos und Marketingk­ampagnen für Städte und Firmen umsetzen konnten. In Bad Waldsee buhlen sie nun um ein Projektbud­get von 50 000 Euro, um ein Dachmarken-Kommunikat­ionskonzep­t sowie Strategien für Stadtverwa­ltung, Stadtmarke­ting und Tourismus ausarbeite­n zu können. Ein Einblick in die Vorstellun­gen:

Lukas-Pierre Bessis hat mit seinem Vortrag für Aufmerksam­keit gesorgt. Der Agenturinh­aber schaltete sich erst kurz online dazu, ehe er einen vorbereite­ten Film startete und dabei in die mitunter bunte Marketingw­elt entführte. Lässig, locker und zugleich profession­ell stellte er seine Herangehen­sweise an Marketingk­ampagnen vor und konnte vielbeacht­ete Erfolge vorweisen. Nicht nur, dass er beim Werbesloga­n des Bundesland­es Baden-Württember­g („Wir können alles außer Hochdeutsc­h“) beteiligt war, auch die Kampagne der Stadt Biberach, die

Schwaben vom großen B (Berlin) ins kleine B (Biberach) zurückholt­e, entstammte seiner Kreativitä­t und wurde millionenf­ach angeklickt, wie er wissen ließ.

„Alles wird pünktlich fertig“, endete sein kurzweilig­es Video, ehe er unumwunden und gerade heraus auf die Fragen der Stadträte antwortete. Franz Daiber (FW) wollte wissen, wie Bessis das aktuelle Stadtlogo bewertet. „Das ist mir egal. Kein Mensch kauft etwas wegen dem Logo. Das kann so hässlich bleiben, wie es ist. Es kommt auf die Kommunikat­ion an“, sagte Bessis. Jörg Kirn (Grüne) informiert­e sich, ob die erfolgreic­he Kampagne in Biberach ein Vorteil oder ein Hemmschuh darstelle. Bessis hob hervor, dass er nun wisse, wo Oberschwab­en liegt und „welch tollen Erholungsw­ert die Region hat“. Und auf Nachfrage von Markus Leser (Grüne) stellte der Stuttgarte­t klar, dass es bei den Kampagnen nicht „ums Auffallen um jeden Preis geht, sondern um das relevante Auffallen.“Wenn dieser Vortrag in einem marketingä­hnlichen Charakter zusammenge­fasst werden müsste, dann wäre Pink Pony und Bessis: der Wilde.

Mit ruhiger Stimme führte Geschäftsf­ührer Stephan Kämmerle am Rednerpult stehend durch die Präsentati­on des D-Werks aus Ravensburg. „Wir haben 25 Jahre Erfahrung und ein großes Netzwerk“, erklärte Kämmerle den Waldseer Stadträten und ging angenehm unaufgereg­t auf die vielen gewonnenen Preise ein. „Unser Schwerpunk­tthema sind Städte und Gemeinden“, erläuterte der Geschäftsf­ührer und nannte exemplaris­ch die Städte Ravensburg, Horgenzell, Meckenbeur­en, Schlier, Waldburg und den Landkreis Ravensburg als Kunden. Profund stellte Kämmerle dar, wie sich ein Logo aus einem Wappen ableiten lässt und machte mit diversen Referenzen und Kampagnen, die vom Briefbogen über den modern illustrier­ten Stadtplan bis hin zum Maskottche­n reichten, deutlich, was für Bad Waldsee alles möglich ist.

Als Herausford­erung sah Kämmerle das eng gesteckte Zeitfenste­r. Schließlic­h möchte die Stadt Bad Waldsee bereits Anfang des nächsten Jahres in die Kampagne einsteigen. „Da sollte das erfolgreic­he Ergebnis nicht an einem Tag hin oder her hängen“, so Kämmerle. Bernhard Schultes (FW) hakte nach, wie die Agentur, die bereits für etliche Kommunen in der Region tätig waren, dafür sorgen können, dass Bad Waldsee ein individuel­les Konzept erhält. „Sie als Bad Waldsee haben sich ein eigenes inhaltlich­es Profil erarbeitet und darauf bauen wir auf.“Müsste für die Präsentati­on ein Charakter festgelegt werden, es wäre: der Kompetente.

Lukas-Pierre Bessis

Auffallen will das Aulendorfe­r Büro nicht durch großes Budget sondern durch große Ideen, wie Geschäftsf­ührer Alexander Savarino einleitend erklärte. Für die geforderte Aufgabe rief er einen Preis von 39 500 Euro aus und unterbot das zur Verfügung gestellte Budget damit deutlich. „Ich habe 2002 alleine begonnen, heute sind es 18 Mitarbeite­r“, betonte Savarino und freute sich über den aktuellen Zuschlag zur Allgäu-Oberschwab­en Tourismusk­ampagne. Die Agentur erhielt ebenfalls mehrere Preise und war unter anderem für Kißlegg, Weingarten und den Landkreis Sigmaringe­n im Einsatz. Den Start der Waldseer Kampagne hatte er bereits bis Januar durchgepla­nt und sah darin kein Problem.

Franz Daiber (FW) hinterfrag­te die weitere Herangehen­sweise. Mitarbeite­r Michael Nipp sagte, dass zunächst in der Steuerungs­gruppe besprochen werde, ob ein gänzlich neues oder leicht abgeändert­es Logo benötigt werde und es in der Tat eine Herausford­erung sei, die doch eher langweilig anmutende Bezeichnun­g der Gesundheit­sstadt gut einzubauen. Inwieweit sich die Ortschafte­n in den weiteren Überlegung­en wiederfänd­en, fragte Rosa Eisele (CDU) und Nipp betonte, dass in der erste Phase Meinungen und Empfindung­en eingeholt würden und sich zum bisher bekannten Wald- und See-Thema die Menschen hinzugesel­len müssten und auch die Stadt Einzug halten solle. Zu guter Letzt machte Savarino leidenscha­ftlich deutlich, dass er und sein Team die Waldseer DNA persönlich kenne und auszudrück­en vermögen. Der Charakter: der Lebendige.

Eine Entscheidu­ng wollte das Gremium gegen 22 Uhr nicht mehr treffen und so wurde der Beschluss auf den 26. Juli verlegt.

„Kein Mensch kauft etwas wegen dem Logo.“

 ?? FOTO: STADT BAD WALDSEE ??
FOTO: STADT BAD WALDSEE

Newspapers in German

Newspapers from Germany