Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Welche Agentur liefert das Markenkonzept?
Drei ganz unterschiedliche Werbeagenturen haben sich dem Gemeinderat vorgestellt
BAD WALDSEE - Wie wird das Marken-Kommunikationskonzept der Stadt Bad Waldsee aussehen? Wild, bodenständig oder lebendig? Das hängt maßgeblich von der beauftragten Kreativagentur ab. Drei Agenturen haben sich am Montagabend im Haus am Stadtsee vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass alle drei viel Erfahrung in diesem Bereich mitbringen und der Stadt eine erfolgsversprechende Unterstützung sein können. Gleichwohl könnten die Agenturen kaum unterschiedlicher sein. Eine schwierige Entscheidung für die Gemeinderäte, die ihren abschließenden Entschluss nach dreistündiger Sitzung vertagt haben.
Die Agenturen Pink Pony aus Stuttgart, D-Werk aus Ravensburg und Vierdimensional aus Aulendorf erhielten die Gelegenheit, ihre Arbeitsweise und Denkansätze zu präsentieren und hoben hervor, dass sie bereits prämierte Logos und Marketingkampagnen für Städte und Firmen umsetzen konnten. In Bad Waldsee buhlen sie nun um ein Projektbudget von 50 000 Euro, um ein Dachmarken-Kommunikationskonzept sowie Strategien für Stadtverwaltung, Stadtmarketing und Tourismus ausarbeiten zu können. Ein Einblick in die Vorstellungen:
Lukas-Pierre Bessis hat mit seinem Vortrag für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Agenturinhaber schaltete sich erst kurz online dazu, ehe er einen vorbereiteten Film startete und dabei in die mitunter bunte Marketingwelt entführte. Lässig, locker und zugleich professionell stellte er seine Herangehensweise an Marketingkampagnen vor und konnte vielbeachtete Erfolge vorweisen. Nicht nur, dass er beim Werbeslogan des Bundeslandes Baden-Württemberg („Wir können alles außer Hochdeutsch“) beteiligt war, auch die Kampagne der Stadt Biberach, die
Schwaben vom großen B (Berlin) ins kleine B (Biberach) zurückholte, entstammte seiner Kreativität und wurde millionenfach angeklickt, wie er wissen ließ.
„Alles wird pünktlich fertig“, endete sein kurzweiliges Video, ehe er unumwunden und gerade heraus auf die Fragen der Stadträte antwortete. Franz Daiber (FW) wollte wissen, wie Bessis das aktuelle Stadtlogo bewertet. „Das ist mir egal. Kein Mensch kauft etwas wegen dem Logo. Das kann so hässlich bleiben, wie es ist. Es kommt auf die Kommunikation an“, sagte Bessis. Jörg Kirn (Grüne) informierte sich, ob die erfolgreiche Kampagne in Biberach ein Vorteil oder ein Hemmschuh darstelle. Bessis hob hervor, dass er nun wisse, wo Oberschwaben liegt und „welch tollen Erholungswert die Region hat“. Und auf Nachfrage von Markus Leser (Grüne) stellte der Stuttgartet klar, dass es bei den Kampagnen nicht „ums Auffallen um jeden Preis geht, sondern um das relevante Auffallen.“Wenn dieser Vortrag in einem marketingähnlichen Charakter zusammengefasst werden müsste, dann wäre Pink Pony und Bessis: der Wilde.
Mit ruhiger Stimme führte Geschäftsführer Stephan Kämmerle am Rednerpult stehend durch die Präsentation des D-Werks aus Ravensburg. „Wir haben 25 Jahre Erfahrung und ein großes Netzwerk“, erklärte Kämmerle den Waldseer Stadträten und ging angenehm unaufgeregt auf die vielen gewonnenen Preise ein. „Unser Schwerpunktthema sind Städte und Gemeinden“, erläuterte der Geschäftsführer und nannte exemplarisch die Städte Ravensburg, Horgenzell, Meckenbeuren, Schlier, Waldburg und den Landkreis Ravensburg als Kunden. Profund stellte Kämmerle dar, wie sich ein Logo aus einem Wappen ableiten lässt und machte mit diversen Referenzen und Kampagnen, die vom Briefbogen über den modern illustrierten Stadtplan bis hin zum Maskottchen reichten, deutlich, was für Bad Waldsee alles möglich ist.
Als Herausforderung sah Kämmerle das eng gesteckte Zeitfenster. Schließlich möchte die Stadt Bad Waldsee bereits Anfang des nächsten Jahres in die Kampagne einsteigen. „Da sollte das erfolgreiche Ergebnis nicht an einem Tag hin oder her hängen“, so Kämmerle. Bernhard Schultes (FW) hakte nach, wie die Agentur, die bereits für etliche Kommunen in der Region tätig waren, dafür sorgen können, dass Bad Waldsee ein individuelles Konzept erhält. „Sie als Bad Waldsee haben sich ein eigenes inhaltliches Profil erarbeitet und darauf bauen wir auf.“Müsste für die Präsentation ein Charakter festgelegt werden, es wäre: der Kompetente.
Lukas-Pierre Bessis
Auffallen will das Aulendorfer Büro nicht durch großes Budget sondern durch große Ideen, wie Geschäftsführer Alexander Savarino einleitend erklärte. Für die geforderte Aufgabe rief er einen Preis von 39 500 Euro aus und unterbot das zur Verfügung gestellte Budget damit deutlich. „Ich habe 2002 alleine begonnen, heute sind es 18 Mitarbeiter“, betonte Savarino und freute sich über den aktuellen Zuschlag zur Allgäu-Oberschwaben Tourismuskampagne. Die Agentur erhielt ebenfalls mehrere Preise und war unter anderem für Kißlegg, Weingarten und den Landkreis Sigmaringen im Einsatz. Den Start der Waldseer Kampagne hatte er bereits bis Januar durchgeplant und sah darin kein Problem.
Franz Daiber (FW) hinterfragte die weitere Herangehensweise. Mitarbeiter Michael Nipp sagte, dass zunächst in der Steuerungsgruppe besprochen werde, ob ein gänzlich neues oder leicht abgeändertes Logo benötigt werde und es in der Tat eine Herausforderung sei, die doch eher langweilig anmutende Bezeichnung der Gesundheitsstadt gut einzubauen. Inwieweit sich die Ortschaften in den weiteren Überlegungen wiederfänden, fragte Rosa Eisele (CDU) und Nipp betonte, dass in der erste Phase Meinungen und Empfindungen eingeholt würden und sich zum bisher bekannten Wald- und See-Thema die Menschen hinzugesellen müssten und auch die Stadt Einzug halten solle. Zu guter Letzt machte Savarino leidenschaftlich deutlich, dass er und sein Team die Waldseer DNA persönlich kenne und auszudrücken vermögen. Der Charakter: der Lebendige.
Eine Entscheidung wollte das Gremium gegen 22 Uhr nicht mehr treffen und so wurde der Beschluss auf den 26. Juli verlegt.
„Kein Mensch kauft etwas wegen dem Logo.“