Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Kriegsjahr­e waren schlimmer als Corona“

Peter Clement besuchte im Haus St. Elisabeth Balbina Kustermann zum 100. Geburtstag

- Von Walter Schmid

ISNY - Im Kreis ihrer Nichten und Neffen und mit der Hausgemein­schaft St. Elisabeth hat Balbina Kustermann am 17. Juli wohlauf ihren 100. Geburtstag begangen. Ihre Sehkraft lasse nach, klagt sie gelegentli­ch, umso dankbarer sei sie, dass sie im Heim so gut versorgt werde und noch an vielen Angeboten teilnehmen könne.

Ihre Nichten und Neffen waren alle gekommen, um ihrer „Tante Bina“danke zu sagen: Cornelia, Veronika, Petra, Hansjörg und Bonifaz. Für alle Kinder ihrer Brüder hatte Balbina Kustermann einst das Patenamt übernommen – und hat sie ein Leben lang begleitet.

Peter Clement überbracht­e in Vertretung des Bürgermeis­ters die Glückwünsc­he der Stadt – mit einer Tasche voller gesunder Sachen, dazu eine Urkunde von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und einen Gruß mit Segenswort­en von Bischof Gebhard Fürst. Clement nahm sich auch Zeit, um etwas zu erfahren aus dem langen Leben der Jubilarin.

Am 17. Juli 1921 war Balbina Kustermann, geborene Wiedemann, in Ebratshofe­n als ältestes Kind von später zehn Geschwiste­rn auf einem Hof mit dem Gasthausbe­trieb „Kreuz“geboren worden und schon früh in die Haus-, Land- und Gastwirtsc­haft hineingewa­chsen. Weil die Mutter Ende des Krieges krank wurde und viel zu früh auch verstarb, musste Balbina als die Älteste zwangsläuf­ig die Mutterroll­e übernehmen.

Gefragt nach ihrem Ergehen jetzt in der Coronazeit, antwortet Balbina Kustermann spontan: „Der Krieg war viel schlimmer als Corona.“Eine normale Jugendzeit habe sie nicht erleben können, nur Arbeit in Haus und Hof und Fürsorge für die jüngeren Geschwiste­r. Wegen der französisc­hen Besatzung, die in der Region stationier­t war, habe man sich auch nicht aus dem Haus getraut, wenn etwa einmal ein abendliche­r Tanz veranstalt­et wurde.

Und nach dem Krieg sei die Auswahl an jungen Männern sehr begrenzt gewesen. Zu viele seien an den Fronten gefallen oder als vermisst gemeldet worden. Kurze glückliche Ehejahre durfte Kustermann erst ab 1969 erleben, ihr erster Mann starb jedoch schon vier Jahre später.

In ihrer zweiten Ehe mit Wendelin Kustermann lebte sie in Blaichach und durfte sogar mit ihm die Silberne Hochzeit erleben, ehe sie auch ihn habe hergeben müssen. 2009 kehrte Balbina Kustermann nach Isny zurück ins betreute Wohnen und ab 2019 ins Elisabethe­nheim, wo sie sich als letzte Station noch einmal „fast wie zu Hause“fühle.

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Daphne Kerber und Susanne Krämer haben viele Stunden auf der „Baustelle“für das neue Bildstöckl­e zwischen den Großholzle­uter Weilern Anwanden und Schließlan­g verbracht.
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FOTO: WALTER SCHMID Balbina Kustermann feiert ihren 100. Geburtstag.

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